Fußball "Ein Traum kann wahr werden"

Wesel · Wir treffen also auf die Argentinier. Und ganz ehrlich: so wollten wir es auch. Sie sind uns lieber als die Holländer. Denn die Spielweise der Argentinier ähnelt die der Brasilianer und gegen die haben wir ja gar nicht so schlecht ausgesehen.

 Die Eintrittskarte zum Weltmeistertitel: Christoph Ziegler würde sein Ticket "für kein Geld der Welt abgeben".

Die Eintrittskarte zum Weltmeistertitel: Christoph Ziegler würde sein Ticket "für kein Geld der Welt abgeben".

Foto: Privat

Für uns stand am Donnerstag eine lange Tour auf dem Programm. Wir fuhren in eine der größten Favelas Brasiliens. Wie schon bei der WM 2010 in Südafrika, als wir ein Township besuchten, waren wir gespannt, was uns dort erwarten würde. Es ging vom Norden Rio de Janeiros in den Süden. Das sind etwa 40 Kilometer. Da wir hier fast jede Strecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigen und der Stau in der Stadt nicht aufhörte, dauerte die Fahrt zu diesem Armutsviertel knapp zwei Stunden.

 Vor fast genau vier Jahren war Christoph Ziegler schon beim WM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Argentinien in Südafrika mit dabei. Damals gewann die DFB-Elf in Kapstadt mit 4:0.

Vor fast genau vier Jahren war Christoph Ziegler schon beim WM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Argentinien in Südafrika mit dabei. Damals gewann die DFB-Elf in Kapstadt mit 4:0.

Foto: Privat

Die Favela heißt Alemaô und wurde nach einem Polen benannt, der ursprünglich für einen Deutschen gehalten wurde. Vor vier Jahren wurde sie von der Polizei "übernommen" und es herrscht nun kaum noch Gewalt und es gibt auch keine Drogenkriege mehr. Für die Touristen wurde extra eine Gondelanlage installiert, die über viele Dächer hinweg fährt. Aus der Luft konnten wir uns einen Eindruck davon verschaffen, welche extremen Zustände hier herrschen.

Oben an der letzten Station angekommen, stiegen wir aus und beobachteten das Treiben in den Gassen. Wie an den Stränden und in der Stadt von Rio, wurde auch hier eine Menge Sport getrieben, vornehmlich natürlich Fußball. Als wir weiterliefen, entdeckten wir einen kleinen Stand eines Bewohners. Wir haben ihm einige selbst gebastelte Dinge abgekauft und ihn damit anscheinend überglücklich gemacht. Er gab uns mit Gesten zu verstehen, dass wir ihm und seiner Familie damit sehr geholfen hätten. Nach diesem schönen Erlebnis ging es für uns wieder in die Stadt zurück, um eine ganz besondere Aufgabe zu erledigen.

Es ging prompt zum FIFA Ticket Center, wo wir uns nicht irgendeine weitere Eintrittskarte abholten. Es ging um das wohl begehrteste Ticket, was man sich vorstellen kann. Ich legte meinen Pass auf den Tisch, der FIFA-Mitarbeiter warf seinen Drucker an und dann konnte ich langsam sehen, wo wir uns tatsächlich am Sonntag befinden werden: beim WM-Finale im Maracana-Stadion.

Ich hielt die Karte mit der Spielnummer 64 links oben in der Ecke in den Händen und spätestens jetzt war mir klar: Du bist dabei, ja wir sind dabei. Das ist die Eintrittskarte, die Geschichte schreiben kann, die am Sonntag vielleicht den vierten Stern für Deutschland bedeutet. Nachdem die Tickets sicher verstaut waren, kamen etliche Fans, vorwiegend Argentinier auf uns zu, die uns Unsummen bis zu 5000 Euro für unsere Karten boten. Doch unsere Antwort war stets eindeutig: Für kein Geld der Welt, geben wir diese Karten ab!

(RP)
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