Fußball Ein Ständchen vom Trainer

Aycin Özbek, Coach des PSV Wesel II, tritt als Sänger bei türkischen Hochzeiten auf. Am Sonntagabend musste er für sein Team ans Mikrofon, als auf der Anlage am Molkereiweg der Aufstieg in die Fußball-Bezirksliga gefeiert wurde.

Aycin Özbek hatte früher bei vielen Hochzeiten seiner türkischen Landsleute seinen großen Auftritt. Er wurde als Sänger mit einer Band regelmäßig gebucht, um für beste Stimmung bei den Festen mit Hunderten von Gästen zu sorgen. Heute tritt Özbek nur noch bei Hochzeiten von guten Freunden auf. Doch die Sangeskunst des Trainers des PSV Wesel II hat sich bis zu seinen Spielern herumgesprochen.

Und so kam, was kommen musste, als die Mannschaft ihr Ziel erreicht hatte. Özbek musste ein Ständchen für sein Team geben — am Sonntagabend über die Lautsprecheranlage im Stadion am Molkereiweg. Zuvor hatte der Tabellenzweite der Fußball-Kreisliga A mit einem 1:0 beim SV Haldern den Sprung in die Bezirksliga perfekt gemacht.

"Spaß am Fußball zurückgegeben"

Das wurde nach der Rückkehr nach Wesel ausgiebig gefeiert. Und Özbek musste auf heimischer Anlage ans Mikrofon. "Ich habe einen türkischen Volkstanz gesungen. Mein Team hat mich darum gebeten. Da konnte ich nicht Nein sagen." Der Trainer hat's gerne für seine Spieler getan, die er nur in den höchsten Tönen lobt. "Denn diese Mannschaft hat mir den Spaß am Fußball zurückgegeben."

Der wurde dem Coach 16 Monate zuvor genommen, als er mit Wesel Anadolu Spor um den Klassenerhalt in der Kreisliga A kämpfte. Dem Team wurden damals drei Punkte abgezogen, weil der Vorstand es versäumt hatte, eine Bescheinigung beim Staffelleiter rechtzeitig abzugeben. Özbek traf der Fehler des Clubs und die Entscheidung der Fußball-Funktionäre schwer. Wenig später erklärte er auch aus Verärgerung über den Vorfall seinen Rücktritt bei Anadolu Spor.

Ein einmaliger Erfolg

Jetzt ist Özbek wieder obenauf. Und feierte mit seinem Team einen einmaligen Erfolg. Erstmals ist einer zweiten Mannschaft eines Weseler Fußball-Clubs der Aufstieg in die Bezirksliga gelungen. "Wir haben ein wenig Geschichte geschrieben", sagt Özbek. Er fühlt sich richtig wohl beim PSV, für den er seit dieser Saison tätig ist. "Die Zusammenarbeit mit Roger Rütter, Trainer der ersten Mannschaft, ist genial. Das macht richtig Spaß."

Rütter hat sich am Sonntag auch diebisch gefreut über den Triumph der Zweitvertretung. Schließlich war er in den Spielzeiten zuvor Coach der Mannschaft, die da schon eine gute Rolle im Kreisliga-Oberhaus spielte. Jetzt gelang der große Wurf, weil das Team die Konstanz zeigte, die zuvor fehlte.

"Aycin Özbek hat hervorragende Arbeit geleistet", lobt Rütter seinen Nachfolger. Für ihn ist der PSV mit einer Mannschaft in der Landesliga und einem Team in der Bezirksliga jetzt optimal aufgestellt. "Wir können den Spielern aus der eigenen Jugend prima Perspektiven bieten."

Aycin Özbek ist guter Dinge, dass er mit seiner Mannschaft, die fast überwiegend aus Eigengewächsen besteht, auch in der Bezirksliga mithalten kann. "Das Ziel wird natürlich nur der Klassenerhalt sein. Doch den können wir schaffen. Davon bin ich überzeugt", sagt Özbek. Zumal alle Spieler des Aufstiegsteams ihre Zusage gegeben haben, auch in der kommenden Saison für den PSV aufzulaufen.

(RP)
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