Reiten Der Werth-Schock
Reitsport-Szene des Kreises Wesel ist fassungslos, weil das Pferd Whisper der Dressur-Queen aus der Nachbarschaft positiv getestet wurde. "Das ist ein Riesen-Imageverlust", sagt Kreis-Vorsitzender Andre Kolmann. Auswirkungen auf die Turniere der Region befürchten die Funktionäre noch nicht.
Wesel/Schermbeck Der Schock sitzt tief in der Reitsport-Szene des Kreises Wesel, weil Isabell Werth in einen Doping-Fall verwickelt ist. "Das ist ein Riesen-Imageverlust für den Reitsport. Schließlich geht es um die erfolgreichste Pferdesportlerin aller Zeiten. Jetzt brennt der Baum lichterloh", sagt Andre Kolmann (Dinslaken), seit wenigen Monaten Vorsitzender des Kreis-Pferdesportverbandes Wesel. "Das ist eine Katastrophe für unseren Sport", stellt Tonius van der Linde fest, der zuvor Vorsitzender des Kreis-Pferdesportverbandes war. Die Szene ist fassungslos.
Isabell Werth, die fünf Goldmedaillen bei Olympischen Spielen gewann, sechs Mal Weltmeisterin und zwölf Mal Europameisterin wurde, droht eine zweijährige Sperre. Ihr Wallach Whisper wurde beim Turnier in Wiesbaden positiv auf die verbotene Substanz Fluphenazine getestet. Die Dressur-Queen aus Rheinberg, die mit ihren Auftritten bei Vereinen der Region viele Sympathien gewonnen hat, verzichtet auf eine Öffnung der B-Probe "Ich bedaure den Vorfall zutiefst, war aber der Überzeugung, korrekt gehandelt zu haben", sagt sie.
Sponsoren halten die Treue
Erst Ludger Beerbaum 2004 in Athen, dann Christian Ahlmann 2008 bei den Olympischen Spielen in Hongkong und jetzt Isabell Werth, die als vorbildliche Sportlerin galt – der Reitsport in Deutschland steht am Abgrund. "Es ist schwierig, etwas dazu zu sagen, da man nicht alle Hintergründe kennt. Doch es ist schockierend, dass Isabell Werth als Aushängeschild des deutschen Reitsports in einen Doping-Fall verwickelt ist", meint Ralf Brücker, Vorsitzender des RV Brünen. Er hat wie Manfred Jansen, Chef des RV Diersfordt, noch nicht die Sorge, dass die Vereine der Region dies zu spüren bekommen. "Die Sache wirft natürlich erneut einen Schatten auf den Reitsport. Doch deshalb wird kein Sponsor bei den kleinen Turnieren der ländlichen Reiterei abspringen", sagt Jansen.
Dieser Meinung ist auch Dietmar Diederichs, Vorsitzender des RV Gahlen, der Jahr für Jahr im Januar ein erstklassiges Hallen-Springturnier mit sechsstelligem Etat auf die Beine stellt. "Ich gehe davon aus, dass unsere Sponsoren uns die Treue halten werden. Es hat sich jedenfalls noch kein Geldgeber wegen der schon seit Wochen andauernden Doping-Diskussion zurückgezogen", sagt Diederichs. Was allerdings wird, wenn der Reitsport noch tiefer in den Dopingsumpf geraten sollte und Negativmeldungen zur Regel werden, weiß er nicht. "Wenn es wie jetzt im Fall Werth wieder und wieder einen Schlag ins Kontor gibt, muss man auch damit rechnen, das Sponsoren abspringen", meint der Gahlener Clubchef.
"Doppelt vorsichtig sein"
Tonius van der Linde ist fest davon überzeugt, dass der Spitzen-Reitsport in Deutschland die Folgen des Falls Werth zu spüren bekommen wird. "Das Fernsehen hat schon im Fall der Springreiter Druck gemacht. Ich bin gespannt, was jetzt passiert. Es wäre eine Katastrophe, wenn das Fernsehen nicht mehr überträgt", meint van der Linde. Er kritisiert die Dressur-Queen und ihren Tierarzt aus der Schweiz für ihr Verhalten. "In einer sensiblen Zeit wie jetzt muss man doppelt vorsichtig sein, wenn man einem Pferd Medikamente gibt. So etwas hätte nicht passieren dürfen", sagt er.