Fußball Der Meister-Macher

Der Titel schien schon früh fast verspielt zu sein. Der PSV Wesel war Ende Oktober ausgerechnet bei der 2:3-Niederlage im Gipfeltreffen der Fußball-Bezirksliga bei Borussia Bocholt in sattsam bekannte Verhaltensmuster zurückgefallen.

Ein Schuss Arroganz und erstaunliche Disharmonien im Team waren die Gründe dafür, dass der PSV in der Partie einen 2:0-Vorsprung verspielte und das letztendlich noch erfolgreiche Rennen um den Titel erst einmal mit dem Ballast eines Neun-Punkte-Rückstands angehen musste.

Einzige Niederlage als Wachrüttler

Die Niederlage war bitter. Doch sie war wohl der Wachrüttler auf dem Weg zur Meisterschaft, die am Mittwochabend mit dem 6:0-Sieg im Derby bei GW Flüren vollendet wurde. Denn nach der Pleite bei der Borussia wurde die Gemeinschaft recht veranlagter Kicker das, was sie in den beiden Spielzeiten zuvor, in denen sie als Vizemeister den Titel verpasst hatte, nicht war: eine Mannschaft.

"Wir haben in der Woche nach dem Bocholt-Spiel viel geredet und uns gesagt, dass es so nicht weitergehen kann. Ab da haben alle an einem Strang gezogen", sagt Mittelfeldspieler Kadir Güzel. Es folgten 14 Siege und zwei Unentschieden — meisterlich.

Der Mann, der den PSV Wesel auf Anhieb zum lange erhofften Titel geführt hat, feierte den Triumph am Mittwoch nach dem Derby-Sieg eher zurückhaltend und fast schon bescheiden. Franz Raschid ist der Meister-Macher. Der Trainer gab dem Roh-Diamanten PSV den entscheidenden Schliff und schaffte, was Vorgänger Werner Lehwald versagt blieb.

"Wir haben bei Lehwald das Fußballspielen gelernt. Raschid hat uns das Siegen beigebracht", meint Güzel. Genau das macht den Unterschied zu den vergangenen beiden Spielzeiten aus.

Da zahlte der PSV Wesel noch Unmengen an Lehrgeld, weil die Kicker meinten, es allein mit ihrem zweifelsohne für die Klasse überdurchschnittlich vorhandenen fußballerischen Vermögen richten zu können.

Ein Irrtum. Der PSV war seit der Bocholt-Pleite nur deshalb eine Klasse für sich in der Bezirksliga, weil er seine spielerischen Mittel endlich um Komponenten wie Teamgeist und Disziplin bereicherte. Erst als die Spieler merkten, dass die Mannschaft der Star sein muss, war die Mannschaft endlich auch der Star in der Bezirksliga, die sie in den letzten Wochen nach Belieben beherrschte.

Konzentriert gearbeitet

Franz Raschid (54) ist es gelungen, seinem Personal genau dies nach und nach einzutrichtern. Der Trainer mit Profi-Erfahrung (364 Spiele für Bayer Uerdingen), der als Coach jetzt sechs Mal aufgestiegen ist, schaffte es, seine Akteure in den letzten Wochen, in denen alles nach Wunsch lief, am Boden zu halten. Da war nichts mehr von der Überheblichkeit zu spüren, die in den Spielzeiten zuvor regelmäßig dazu geführt hatte, dass der PSV das selbst wieder umwarf, was er mühsam aufgebaut hatte.

Die Mannschaft arbeitete konzentriert fürs große Ziel, spielte weiter attraktiven Fußball und lockte zahlreiche Zuschauer an. Die honorieren, dass in Wesel mal wieder etwas anspruchsvollere Fußball-Kost geboten wird.

(RP)
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