Badminton BV Wesel: Der große Kämpfer sagt Adieu

Wesel · Beim Badminton-Zweitligisten ging am Samstag eine Ära zu Ende. Stephan Löll, der dem Verein 25 Jahre lang die Treue hielt, feierte seinen Abschied. Der 33-jährige Routinier wechselt nun zum Verbandsliga-Aufsteiger 1. BC Vlotho.

 Zum Abschied gab's einen Esel in den passenden Farben Rot und Weiß. Außerdem trugen Lölls Teamkollegen Trikots mit dem ersten Passfoto des damals acht Jahre alten Stephan.

Zum Abschied gab's einen Esel in den passenden Farben Rot und Weiß. Außerdem trugen Lölls Teamkollegen Trikots mit dem ersten Passfoto des damals acht Jahre alten Stephan.

Foto: Ekkehart Malz

Stephan Löll wärmt sich vor der Partie routinemäßig auf. Er läuft einige Runden in der Rundsporthalle, schwört sich anschließend mit seinen Teamkollegen im geschlossenen Kreis auf den Gegner ein. Ein Ritual, das der 33-Jährige schon lange pflegt und zur Gewohnheit geworden ist. Doch dieser Samstag ist für den Routinier des Badminton-Zweitligisten BV Wesel Rot-Weiß alles andere gewöhnlich.

Es ist der letzte Auftritt für seinen Verein, dem er 25 Jahre die Treue hielt. Bei seinem offiziellen Abschied vor dem Heimspiel gegen den BC Hohenlimburg schnappt sich Andreas Ruth das Mikrofon und lässt das vergangene Vierteljahrhundert mit Löll im BV-Trikot Revue passieren. "Er war die Seele der Mannschaft, der Kern, der immer da war", sagt der Teammanager des BV, während sich das Team ein T-Shirt überstreift. Es zeigt das erste Passfoto des damals acht Jahre alten Stephan Löll.

Die Partie am Samstag verliert der BV zwar mit 3:5, doch Löll gewinnt sein Einzel in unnachahmlicher Art. Er ackert, hechtet jedem Ball hinterher. Er sagt von sich selbst, dass er kein Schönspieler sei und ihn immer seine harte Arbeit ausgezeichnet habe. "Um jeden Punkt kämpfen, sich zur Not auf den Hallenboden schmeißen — das ist mein Spiel", sagt Löll, der seit einiger Zeit mit Freundin Anna-Lena Krückemeier in Minden lebt. Sie spielt schon länger für den 1. BC Vlotho. Löll folgt ihrem Beispiel und schlägt ab der kommenden Saison ebenfalls für den Verbandsliga-Aufsteiger auf.

1988 nimmt ihn seine drei Jahre ältere Schwester zum ersten Mal mit in die Halle. Von dem schnellen Sport ist der achtjährige Stephan gleich gefesselt. Beim BV-Urgestein und Trainer Manfred Behrens absolviert er seine ersten Übungseinheiten. "Er hat mich geformt und zu dem gemacht, was ich bin", sagt der 33-Jährige über seinen langjährigen Coach. Mit Betreuer Volker Fingerhut reist er zu seinen ersten Turnieren. Dort sammelt er schon bald Titel bei den Westdeutschen Juniorenmeisterschaften.

1996 rückt Löll als 17-Jähriger in die erste Mannschaft des BV auf. Vier Jahre später, in der Saison 2000/01, gelingt ihm nach eigener Aussage sein größter Coup. Im Aufstiegsspiel gegen den Ohligser TV holt er den alles entscheidenden Punkt, gewinnt sein Spiel gegen Jan Kemper. Der BV startet im Jahr darauf das Abenteuer Erste Bundesliga. Dabei kommt Löll die Partie gegen Bayern Uerdingen sofort in den Sinn. Der Gegner, damals gespickt mit internationalen Spitzenspielern, fegt den BV Wesel in unter einer Stunde aus der Halle und die Rot-Weißen steigen schließlich nach nur einem Jahr wieder ab. "Das war dennoch die schönste und prägendste Zeit beim BV Rot-Weiß", sagt Löll.

Einen Wechsel zu einem anderen Verein hat der 33-Jährige trotz lukrativer Angebote nie in Betracht gezogen — bis jetzt. "Ich habe mich beim BV immer wohlgefühlt. Der Club hat mir immer eine Perspektive geboten", sagt Löll, der den Verein 25 Jahre lang prägte. Doch jetzt rückt der Abschied näher. Er schiebt ihn beiseite und genießt die letzten Minuten mit seinen Teamkollegen und den Zuschauern in der Rundsporthalle. Denn ein letztes Mal dreht sich alles um ihn — die Seele, den Kern des BV Wesel Rot-Weiß.

(stgi)
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