Wesel SPD zieht eine B 8-Lösung aus dem Hut

Wesel · Was vor Jahrzehnten für die Nord-Süd-Magistrale geplant wurde, liegt ad acta. Was in Jahrzehnten vielleicht fertig wird, braucht breiten regionalen Konsens. Den hoffen die Genossen jetzt mit einer Umgehung für Friedrichsfeld zu finden.

Wer eine Woche vor der Landtagswahl bei der Präsentation einer Idee für eine verkehrliche Großlösung an einen Zusammenhang denkt, der liegt vollkommen richtig. Die SPD macht auch gar keinen Hehl daraus. Natürlich sei das Wahlkampf, sagte Wesels Fraktionsvorsitzender Ludger Hovest, der mit seinem Kollegen Uwe Goemann und Bürgermeister Dirk Haarmann (beide Voerde) und dem Landtagsabgeordneten Norbert Meesters ein Paket für die B 8 präsentierte: eine Umgehung für Friedrichsfeld. Wesels erste Bürgerin und Genossin Ulrike Westkamp hätte sich sicher auch gern eingebracht, war aber wegen eines Termins in Berlin verhindert.

Apropos Berlin: Aus der Hauptstadt kam im vergangenen Jahr bekanntlich jene Meldung, die das Thema in den Fokus gerückt hatte. Im Bundesverkehrswegeplan sollte an dem gut vier Jahrzehnte alten Planwerk für die B 8n/A 59 von Dinslaken nach Wesel festgehalten werden. Das führte bekanntlich zu Protesten und viel Kopfschütteln, war die Planung an Ort und Stelle doch längst von unverrückbaren neuen Realitäten überholt worden. Die alte Trasse würde Siedlungsgebiete ebenso zerstören wie Naturschutzflächen mit FFH-Status. Spezielle Dinslakener Problematiken einmal außer Acht lassend, legten sich besonders die SPD Wesel und die SPD Voerde ins Zeug, um eine Lösung zu finden. Schließlich sollen die bis dato kalkulierten 90 Millionen Euro des Bundes durchaus in die Region fließen und den Menschen zugutekommen. Voraussetzung für den Bund ist, dass sich die Region darauf einigt, was sie denn jetzt haben will.

Den breiten Konsens wollen die Genossen für den Abschnitt Wesel-Voerde nun mit der Friedrichsfelder Umgehung erzielen. Sie hätte den Vorteil, fast komplett auf bestehenden Straßen laufen zu können, wobei diese allerdings ertüchtigt werden müssen. Tatsache ist, dass am Lippeschlösschen täglich 25.000 Fahrzeuge gezählt werden und im weiteren Verlauf Richtung Dinslaken 18.000. Betroffen von der Altplanung wären übrigens 20.000 Anwohner. Die Umgehung würde laut Hovest 15 bis 20 Millionen Euro kosten. Es blieben also mehr als zwei Drittel der Gesamtsumme übrig, um damit später für Dinslaken Lösungen mit Troglage und Tunnel zu finden. Wichtig aber sei, jetzt mit dem anzugfangen, was machbar sei.

Das SPD-Quartett stellte gestern vor, dass die B 8 von der B 58-Südumgehung (noch immer nicht begonnen) bis zur Frankfurter Straße in Lippedorf ausgebaut wird. Inklusive neuer Lippebrücke. Weiter geht es kreuzungsfrei über die K 12n am Kanal entlang nach Bucholtwelmen und auf bekannten Wegen (Albert-Einstein-Straße/Weseler Straße) zur A 3-Anschlussstelle Hünxe. Wer nicht zur A 3 will, gelangt über die Hans-Richter-Straße und den Hammweg wieder zu alten B 8 Richtung Dinslaken.

Laut SPD käme Friedrichsfeld zur Ruhe, Pendler- und Schwerlastverkehr von Delta-Port ließen sich sauber leiten. Parallel würden Siedlungen und Natur geschont. Und außerdem würde für den abgetrennt zu planenden Abschnitt Dinslaken nichts verbaut. Ideal wären in spätestens einem Jahr drei gleichlautende Ratsbeschlüsse mit breiten Mehrheiten. Auf Landesebene müsse dann die Initiative ergriffen werden. Dafür würde sich Kandidat Meesters stark machen wollen. Das Linienbestimmungsverfahren könnte in drei bis vier Jahren starten. Hovest erinnert sich, dass er 1997 an dem für die B 58-Südumgehung beteiligt war...

(RP)
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