Schreiben an Bahn-Vorstand SPD will Haltepunkt für ICE in Wesel

Wesel · Statt Koblenz (RE 5) gibt es bald nur noch Düsseldorf (RRX 5) als Fernziel der Bahn.

 Dass der ICE 78 Frankfurt-Amsterdam durchaus in der Lage ist, in Wesel zu halten, und dass der Bahnhof ebenso geeignet ist, ihn aufzunehmen, beweist aus Sicht der Weseler SPD dieses Bild. Der Schnappschuss gelang Vanessa Holl, als der Zug wegen einer Störung hier einen Zwischenstopp einlegen musste.

Dass der ICE 78 Frankfurt-Amsterdam durchaus in der Lage ist, in Wesel zu halten, und dass der Bahnhof ebenso geeignet ist, ihn aufzunehmen, beweist aus Sicht der Weseler SPD dieses Bild. Der Schnappschuss gelang Vanessa Holl, als der Zug wegen einer Störung hier einen Zwischenstopp einlegen musste.

Foto: Vanessa Holl

Bahn-Nostalgiker bekommen feuchte Augen, wenn sie an die Verbindung London – St. Petersburg denken, die vor 120 Jahren über Wesel lief. Gerade mal drei Jahrzehnte ist es her, dass D- und Intercity-Züge wie Basel – Amsterdam in der Stadt hielten. Da sehen heutige Anschlüsse an den Fernverkehr doch geradezu mickrig aus. Und Mitte des Jahres gibt es weitere negative Veränderungen: Denn die Tage des RE 5 von Wesel über Köln nach Koblenz sind gezählt. Bald gibt es einen RRX 5, der auf Dauer auch nur noch bis Düsseldorf führt. Die Weseler SPD fordert daher die Einrichtung eines Halts des ICE 78 Frankfurt – Amsterdam in Wesel, um die Region an den Fernverkehr anzubinden. Am Dienstag ging ein entsprechendes Schreiben an Richard Lutz, Vorstand der Deutschen Bahn, und an deren Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Odenwald. SPD-Vorsitzender Ludger Hovest und sein Stellvertreter Parick te Paß erläuterten die Hintergründe.

In dem Schreiben an die beiden Bahnspitzen heißt es unter anderem: „Leider müssen wir nunmehr feststellen, dass sich die Deutsche Bahn aus Wesel verabschiedet. Nahezu der gesamte Schienenpersonennahverkehr in NRW wird zukünftig durch die Unternehmen Abellio und National Express übernommen. Dies bedauern wir sehr.“ Trotz aller Kritik, die auch die SPD in Teilen geäußert habe, wolle diese in Wesel „an der Deutschen Bahn als Mobilitätsdienstleister unbedingt festhalten“.

Für besagten ICE 78, der im Zwei-Stunden-Takt verkehrt, gibt es zwischen Oberhausen und Arnheim keine Einstiegsmöglichkeit. Dass Wesel dafür Ideal wäre, steht für die beiden Genossen außer Frage. Zum einen ist der Weseler Bahnhof nicht nur groß und der Bahnsteig lang genug. Nach jahrelanger Aufrüstung mit dem neuen Tunnel, Aufzügen zu den Bahnsteigen und vielem mehr sind mit den digitalen Anzeigetafeln auch weitere technische Voraussetzungen für den Betrieb mit einem Schnellzug wie dem ICE da. Außerdem stimmt die Frequenz. Rund 7000 Pendler nutzen täglich die Station in der Kreisstadt. Wenn die Richelswiese auf Fusternberger Seite nach einer Umgestaltung noch zu den beiden bereits bestehenden und stets vollen Anlagen hinzukommt, stehen ihnen mehr als 500 ordentliche „Park and Ride“-Parkplätze zur Verfügung.

„Wer hat das schon zu bieten?“, fragte Hovest und machte auf die Bedeutung Wesels als verkehrliches Drehkreuz der gesamten niederrheinischen Region und der Umgebung bis ins nahe Westfalen aufmerksam. Auch der gesamte linke Niederrhein werde durch Schnellbusse, die zum Teil von Tochtergesellschaften der Bahn betrieben werden, an den Weseler Bahnhof angebunden.

Im Einzugsgebiet, so Hovest und te Paß, lebten 300.000 bis 400.000 Menschen. Für eine in Berliner Maßstäben denkende Bahn sei das vielleicht nicht ausreichend, um eine drei bis fünf Minuten längere Gesamtfahrtzeit des ICE in Kauf zu nehmen, sagte te Paß und ergänzte: „Für den Kunden aber ist es ein großer Gewinn, 20 Minuten schneller als heute in Düsseldorf zu sein.“

Veränderungen in der Arbeitswelt durch den Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft und die positive Entwicklung weltweit tätiger Unternehmen in Wesel und der Nachbarschaft führt die SPD ebenfalls ins Feld. Für solche Akteure wäre es ein Segen, zum Beispiel die Flughäfen in Düsseldorf und Frankfurt komfortabel erreichen zu können. Überdies habe Philip Nagl (DB Fernverkehr AG) gesagt, dass die Bahn neben den Metropolen auch die Regionen im Blick behalten wolle und es gelte, „hier die richtige Balance zu finden“.

Vermisst habe die SPD, so Hovest und te Paß weiter, dass von der Landesregierung kein Statement zur Verbesserung der Bahnanschlüsse im ländlichen Raum gekommen sei. Also gehe man selbst voran. Hovest: „Auch wenn es Jahre dauert.“

An der Diskussion zu der Frage, ob ein ICE-Haltepunkt in Wesel eingerichtet werden soll, kann sich übrigens jeder beteiligen. Die SPD Wesel ruft auf ihrer Facebook-Seite zur Abstimmung auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort