Wesel So lernen Flüchtlingskinder Deutsch

Wesel · In der neue AVG-Seiteneinsteigerklasse werden junge Asylbewerber von acht Lehrern und Eltern unterrichtet.

 Maria Sondermann ist ein von sechs Lehrerinnen und zwei ehrenamtlich tätigen Müttern, die in der Seiteneinsteigerklasse des AVG Flüchtlingskindern täglich zwei Stunden Deutsch beibringen.

Maria Sondermann ist ein von sechs Lehrerinnen und zwei ehrenamtlich tätigen Müttern, die in der Seiteneinsteigerklasse des AVG Flüchtlingskindern täglich zwei Stunden Deutsch beibringen.

Foto: Malz

Bis vor wenigen Monaten hat Arin (15) mit ihren Eltern und drei Schwestern in Syrien gelebt. Dann ist die Familie geflohen vor dem Bürgerkrieg, der in ihrer Heimat tobt. Nach Deutschland, wo sich alle ein besseres und vor allem ein sicheres Leben erhoffen. Arin und ihre Familie sind der Stadt als Asylbewerber zugeteilt worden, leben in einer Wohnung. Und seit knapp zwei Wochen geht das Mädchen auch in Wesel zur Schule. Im AVG lernt sie in der neuen Seiteneinsteigerklasse täglich zwei Stunden Deutsch - zusammen mit 14 anderen Kindern und Jugendlichen. Ansonsten verfolgt sie so gut es geht den Unterricht als Schülerin der Klasse 9 c.

"Wie alt bis Du?", fragt Lehrerin Maria Sondermann (31). "Ich bin 15 Jahre alt", sagt Arin und lächelt etwas verlegen. Maria Sondermann nickt ihr aufmunternd zu. "Super. Sehr gut. Very good."

Maria Sondermann gehört zu einem engagierten Team aus sechs Lehrern und zwei ehrenamtlich tätigen Müttern mit entsprechenden Vorkenntnissen, die den jungen Flüchtlingen abwechselnd Deutsch beibringen. "Die Mädchen und Jungen sind alle sehr wissbegierig, wobei einige schon sehr gut sprechen können, die anderen erst ein paar Wörter", sagt die 31-Jährige, die sich regelmäßig im Bereich "Deutsch als Zweitsprache" weiterbildet.

Mit ihrer und der Arbeit des gesamten Seiteneinsteiger-Teams ist AVG-Direktorin Dorothée Brauner mehr als zufrieden. "Da ziehen wirklich alle an einem Strang", sagt Brauner, die vom Schulamt für den Kreis Wesel kurz nach den Sommerferien gebeten wurde, eine Seiteneinsteigerklasse zu bilden. Denn durch die steigende Zahl der Flüchtlinge waren unter anderen die Realschule Mitte (23 Schüler), die Hauptschule Martini (20) und das Berufskolleg in der Feldmark (18) an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Gleichzeitig zum AVG wurde auch das Duden-Gymnasium angesprochen, in dem mittlerweile neun Flüchtlinge unterrichtet werden. Weil deren Zahl weiter steigen wird, geht Schulrätin Petra Klisch davon aus, dass sich über kurz oder lang auch die Gesamtschule am Lauerhaas und die Duden-Realschule mit dem Thema Seiteneinsteigerklassen befassen müssen. Genauso wie alle Grundschulen, wobei es Seiteneinsteigerklassen bereits in den Grundschulen Innenstadt (26) und auch in Blumenkamp (11) gibt. "Ich finde es schön, dass alle Schulen hochmotiviert sind und die Notwendigkeit sehen, dass die Flüchtlingskinder beschult werden müssen", sagt Klisch. Dabei spiele es keine Rolle, ob die Kinder womöglich abgeschoben werden, weil sie aus sicheren Herkunftsländern nach Deutschland gekommen sind.

Dass Flüchtlingskinder vereinzelt Wesel womöglich wieder verlassen müssen, ist auch Dorothée Brauner bewusst. Doch hat dieses Wissen keinerlei Einfluss auf die Arbeit an ihrer Schule. "Solange die Schüler in unserer Obhut sind und wir ihnen einen vernünftigen Alltag bieten können, tut ihnen das zweifelsohne gut", ist die AVG-Direktorin überzeugt. Die freut sich übrigens, dass das Land ihrer Schule eine zusätzliche Stelle gewährt hat. Am 7. Dezember wird ein neuer Kollege das AVG-Kollegium verstärken und in der Seiteneinsteigerklasse als Klassenlehrer fungieren.

(RP)
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