Wesel So findet jeder seine Ahnen

Wesel · Jeder zweite Besucher des Stadtarchivs will die Familie erforschen. Damit dies nicht die Arbeit blockiert, gibt es wieder einen genealogischen Abend. Wilma Beckmann ist Beispiel für erfolgreiche Suche nach den Vorfahren.

 Wilma Beckmann aus Oberemmelsum ist mit Tipps aus dem

Wilma Beckmann aus Oberemmelsum ist mit Tipps aus dem

Foto: Ekkehart Malz

Von Aletta Benninghoff wusste Wilma Beckmann bis vor kurzem nur, dass sie so hieß und mit Dietrich Beckmann verheiratet war. Heute weiß sie viel mehr: Die am 13. September 1801 geborene Vorfahrin hieß richtig Anna Aletta Catharina und hat 18 Kinder zur Welt gebracht, von denen bei ihren Tod am 23. Dezember 1879 noch 14 lebten.

Die Namen von Alettas Eltern hat sie ebenso herausgefunden wie Details zu einem Ururururgroßvater. Der hatte zwei Kinder mit seiner Ehefrau und weitere zehn mit der Magd des Hauses. "Vielleicht hatte er viele Höfe zu vererben", sagt Wilma Beckmann zum Fortpflanzungsdrang des Ahnen. Und, dass die Familiengeschichte zugegebenermaßen "etwas strubbelig" ist, aber Spaß macht. Wer der 71-Jährigen aus Oberemmelsum nacheifern möchte, der ist am Dienstag, 4. September, im Stadtarchiv richtig (siehe Info).

Wilma Beckmann, die im Juni das Angebot des Stadtarchivs genutzt hatte, ist ein Beispiel für den Erfolg der Aktion. Die soll das Team entlasten. Jeder zweite Besucher will die Familie erforschen, sagt Archivleiter Dr. Martin Roelen. Individuelle Unterstützung würde die eigentliche Arbeit blockieren. Deshalb gibt es Tipps für Gruppen, sortiert nach Anfängern und Fortgeschrittenen. An Bord sind Dienstag neben Roelen seine Kollegin Doris Rulofs-Terfurth und der versierte Geschichtsfreund Hermann Kleinholz. Noch sind Plätze frei für Interessierte, die etwas Lernfreude mitbringen sollten. Alte Schriften wie Sütterlin und Fraktur müssen entziffert werden können.

"Das ist das Schwierigste", sagt Wilma Beckmann. Dann steht jedem der Weg offen für die Suche in Kirchen- und Amtsarchiven sowie in eigenen Unterlagen. Wer alte Familien- oder Stammbücher hat, der hat schon mal einen Anfang. Sehr hilfreich sind Ahnenpässe ("Ariernachweise"), weil sie noch zwei Generationen weiter zurückgehen.

Trotz diverser Kriege ist übrigens viel mehr erhalten geblieben, als mancher glaubt. Auch zu Vorfahren aus Ostpreußen oder Schlesien lässt sich was finden, wenn man weiß, an welchen Stellen man suchen muss. Quellen im Internet werden immer umfangreicher. Das Stadtarchiv ist seit Jahren dabei, eine Datenbank anzulegen, die jedem einen unfallfreien Zugriff erlaubt.

Experten wie Dr. Martin Roelen und Hermann Kleinholz entdecken in solchen Registern sozialgeschichtliche Zusammenhänge oder anhand der Todesfälle Belege für Epidemien. Hobbyforscher wie Wilma Beckmann lernen ihre Familie näher kennen. Achteinhalb DIN-A4-Blätter hat sie für ihren Stammbaum schon zusammengelebt und ist bis ins Jahr 1697 gekommen.

(RP/rl)
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