Fotos So beten Gläubige aus unserer Region
Buddhismus
Kannika van den Boorn, 35 Jahre alt, geboren in Thailand, Thai-Masseurin aus Rees: Wann und wo bete ich? „Ich bete täglich vor dem Schlafengehen und in Momenten der Ruhe. Das kann Zuhause sein oder in meinem Massagestudio. Hauptsache es ist ruhig und es fühlt sich bequem an. Nichts darf stören, denn das Gebet soll im Fokus stehen. Der nächstgelegene thailändische Tempel steht übrigens in der Nähe von Aachen – versteckt in einem Wohnhaus“ Wie bete ich? „Ich stelle mich hin oder knie auf den Boden, führe meine Handflächen etwa in Höhe meines Kopfes zueinander und verbeuge mich leicht nach vorne. Anschließend sage ich meine Gebetssprüche auf. Das ist wie eine Art Meditation.“ Warum bete ich? „Ich bete, seitdem ich denken kann – immer dann, wenn mir danach ist. Das Besondere am Buddhismus: Wir verehren keinen Gott oder Allmächtigen. Unser Buddha ist vielmehr eine Symbolfigur. Er hat einen Weg gefunden, wie das Leben und das Leid erträglicher werden und dies in seinen Lehren aufgeschrieben. Die zahlreichen Statuen, die in den Tempelanlagen stehen, erinnern uns daran. Seine Lehren machen den Kopf frei, sie besinnen sich auf das Wesentliche, danach fühle ich mich einfach besser.“
Christentum
Sarah Brödenfeld, 35 Jahre alt, evangelische Pfarrerin am Willbrordi-Dom in Wesel: Wann und wo bete ich? „Als Pfarrerin bete ich in verschiedensten Situationen, mit anderen und für andere: in der Kirche, an einem Grab, in der Kita, am Krankenbett. Ich persönlich bete, wenn mir etwas Angst oder Sorge macht. Vor sehr ereignisreichen Tagen bete ich, manchmal noch vor dem Aufstehen, und bitte um Begleitung und Kraft. Ich schließe in das Gebet andere, mir liebe Menschen ein. Häufig drücke ich mit einem Gebet meine Freude und meinen Dank aus. Beten ist für mich nicht an bestimmte Orte gebunden, auch nicht an Zeiten. Manchmal ist es auch ein Stoßgebet zwischen Tür und Angel, das nur ein paar Sekunden dauert.“ Wie bete ich? „Ich benötige Stille und Konzentration zum Beten. Ohne ein Innehalten, eine bestimmte Haltung geht es nicht. Gerade zu sitzen oder zu stehen gehört für mich dazu, ebenso wie das Schließen der Augen und das Händefalten.“ Warum bete ich? „Das Gebet macht mir bewusst, wofür ich dankbar bin, was mich berührt, was mich stört. Es hat verändernde Kraft. Ich kann etwas loslassen oder abschließen. Danach bin ich erleichtert, gestärkt und froh. Ich wende mich immer neu der Zukunft zu.“
Islam
Hasan Gördü, 44 Jahre alt, geboren in der Türkei, Elektrotechniker und CDU-Politiker aus Voerde: Wann und wo bete ich? „Das rituelle Gebet soll fünfmal am Tag verrichtet werden. Ich bete vor dem Sonnenaufgang, mittags, nachmittags, abends und nachts – entweder zu Hause oder in der Moschee.“ Wie bete ich? „Vor dem Gebet gibt es die rituelle Waschung. Das heißt: Ich wasche mir die Hände, das Gesicht und die Füße. Danach richte ich mich gen Mekka aus und eröffne das Gebet, in dem ich meine Hände an den Kopf und die Daumen an die Ohren halte. Die Welt lasse ich in diesem Moment hinter mir. Danach lege ich die Hände auf den Bauch und trete in Angesicht Gottes. Als Nächstes verbeuge ich mich, damit zeige ich meine Dankbarkeit. Anschließend knie ich mich auf den Boden und lege den Kopf und die Hände auf den Gebetsteppich. Man sagt, man ist Gott in diesem Moment näher als der eigenen Hauptschlagader. Zum Schluss trete ich aus dem Gebet aus, in dem ich meinen Kopf nach rechts und links wende.“ Warum bete ich? „Ich bete, weil ich Moslem bin, das gibt mir Halt und einen geregelten Tagesablauf. Das Beten ist Teil meines Lebens, und weil es fünfmal am Tag stattfindet, hält es mich körperlich und geistig fit.
Judentum
Rainer Hoffmann, 69 Jahre alt, Leiter einer Kfz-Werkstatt aus Mehrhoog: Wann und wo bete ich? „Theoretisch müsste ich dreimal am Tag beten – morgens, mittags und abends. Und zwar Zuhause, in den Gottesdiensten am Freitagabend und am Samstagvormittag sowie an den Feiertagen. So sieht es zumindest die Heilige Handlung vor. Ich bete allerdings wenig und auch nur dann, wenn mir danach ist.“ Wie bete ich? „Wenn ich bete, habe ich eine Kopfbedeckung an, meist eine Kippa, und trage den Gebetsschal. Zudem habe ich mein Gebetsbuch zur Hand. Zu Hause bete ich im Sitzen, im Gottesdienst sitzt oder steht man abwechselnd. Das ist vergleichbar mit den Gottesdiensten in der katholischen oder evangelischen Kirche.“ Warum bete ich? „Das ist situationsabhängig, meist entscheidet mein Bauchgefühl, wann und warum ich bete. Dann handelt es sich aber um die fest vorgeschriebenen Rituale. Das freie Gebet, wie es bei den Christen üblich ist, gibt es bei uns nicht. Ich hätte auch gar nicht das Bedürfnis dazu, das wäre mir, ehrlich gesagt, unangenehm.“
Hinduismus
Raj Subedi, 43 Jahre alt, geboren in Nepal, Besitzer eines indischen Restaurants in Spellen und Dingden aus Voerde: Wann und wo bete ich? „Eigentlich betet man als Hindu im Tempel, aber ich habe Zuhause einen Gebetsraum, in dem ein kleiner Tempel und Götterbilder stehen. Als Hindu bete ich generell jeden Morgen zum Sonnenaufgang an die Sonne, da sie dem Universum Licht gibt.“ Wie bete ich? „Ich zünde die mit Senföl gefüllten Öllampen vor dem Tempel oder im Gebetsraum an und knie mich dann mit Blick auf den Tempel hin. Dann nehme ich Blumen zwischen die Hände und neige den Kopf. Zum Gebet gehören auch das heilige Wasser, das wir Gangajal nennen, die Berührung einer Götterfigur und natürlich die rote Farbe als Zeichen der Verehrung. Nach dem Gebet nehme ich die Farbe vom Tempel auf der Stirn mit. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Rituale zu bestimmten Festen und Anlässen.“ Warum bete ich? „Generell bete ich Mantras, heilige Wörter oder Verse, in denen ich um Frieden, Vermögen und ein gesundes Leben für alle Menschen bitte. Zu besonderen Anlässen bete ich aber auch zu dem jeweils verantwortlichen Gott um Kraft, Schutz, Glück und Erfolg.“