Wesel "Skandal": SPD und Verdi kritisieren die Postbank

Wesel · Dass Kunden vor dem Finanzcenter am Berliner Tor zuletzt oft vor verschlossenen Türen standen, begründet die Postbank mit vielen Krankheitsfällen. Das Problem wird auch bei Facebook diskutiert.

 Ein typisches Bild in diesen Tagen: Kunden standen auch gestern Nachmittag bei der Postbank vor verschlossener Tür.

Ein typisches Bild in diesen Tagen: Kunden standen auch gestern Nachmittag bei der Postbank vor verschlossener Tür.

Foto: Ekkehart Malz

Der Ärger über die immer wieder geschlossene Postbank-Filiale am Berliner Tor, die für die allermeisten Weseler einfach das Hauptpostamt ist, sorgt in Wesel für reichlich Gesprächsstoff. Auch in den sozialen Medien. Die Berichterstattung der RP über die unhaltbaren Zustände und die Wut der frustrierten Kunden, die entweder bis zu 90 Minuten in der Schlange warten müssen oder plötzlich vor verschlossenen Türen stehen, hat die SPD-Ratsfraktion gestern zu einem Schreiben an den Postbank-Aufsichtsrats-Vorsitzenden Frank Strauß veranlasst.

In dem Brief beklagt Fraktionschef Ludger Hovest, dass sich das Weseler Postbank-Finanzcenter zur "Skandalfiliale der Bundesrepublik Deutschland" entwickelt habe. "Wie Sie die Kunden in Wesel behandeln, spottet jeder Beschreibung", redet Hovest Klartext. So treibe die Postbank vorsätzlich treue Geschäftspartner und Privatkunden in die Hände anderer Anbieter. Und dann bricht der ehemalige Gewerkschaftssekretär eine Lanze für die "bedauernswerten zwei oder maximal drei Leute", die "bis zur Erschöpfung und darüber hinaus" arbeiten würden.

Diese Einschätzung teilt auch Frank Fassin, Experte für das Bankwesen bei der Gewerkschaft Verdi in Düsseldorf. "Wir wissen, dass bei der Postbank regelmäßig mehrere Filialen wegen Personalmangels schließen müssen", sagt Fassin im RP-Gespräch. Die Postbank tue bei der Personalbemessung so, als würde nie jemand ausfallen. "Für die Beschäftigten ist es besonders schlimm, weil sie von verärgerten Kunden zum Teil wüst beschimpft werden und dadurch am Ende krank werden." Fassin sieht für dieses "menschenunwürdige System" den Vorstand der Postbank in Bonn in der Verantwortung. Zusammen mit den Betriebsräten protestiere man regelmäßig gegen die aktuelle Situation. Da vertraglich geregelt sei, dass die Postbank die Versorgung der Bevölkerung mit Postdienstleistungen sicherstellen müsse, fordert Fassin die Bundespolitik zum Handeln auf.

Und was sagt die Postbank zu all dem? Ralf Palm, der gestern Morgen in Bonn den Weseler RP-Artikel auf den Tisch bekommen hat, gab folgendes Statement ab: "Nach wie vor verzeichnen wir in Wesel einen unerwartet hohen Krankenstand durch langzeiterkrankte Mitarbeiter und hinzugekommene kurzfristige Erkrankungen." Diese Ausfälle hätten dazu geführt, dass man trotz aller Anstrengungen das Finanzcenter in der Vergangenheit und auch in dieser Woche temporär schließen musste beziehungsweise müsse. Nun sei zu hoffen, dass sich die Situation in den kommenden Tagen durch die Rückkehr von erkrankten Mitarbeitern entspannen werde.

Wie gesagt, auch im Internet ist die Postbank ein Thema. Katja Neumann beklagt auf Facebook: "Das ist eine Unverschämtheit, ohne Ankündigung nicht zu öffnen oder einfach zu schließen. Zumal die Wartezeit ja schon lang genug ist, weil nur zwei Schalter besetzt werden. Die Post spart an allen Ecken, besonders an Mitarbeitern." Und Xalo Veysel schreibt: "Mir sagte gestern ein Mitarbeiter der Post, dass sie zu wenig Arbeitskräfte haben...Ich hab' mich sofort als neuer Mitarbeiter angeboten...."

(RP)
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