Streitthema in Hamminkeln Grüne beharren auf Neubau der Grundschule

Hamminkeln · Die Ratsfraktion hält an ihrem „Ja“ zum Neubau am Schulzentrum fest. In diesem Zusammenhang kritisiert sie auch die neue Bürgerinitiative und spricht sogar von „Erschleichung von Protestunterschriften“.

 Auf dem grünen Acker an der Diersfordter Straße soll der Neubau entstehen. Gegenüber befindet sich das Schulzentrum.

Auf dem grünen Acker an der Diersfordter Straße soll der Neubau entstehen. Gegenüber befindet sich das Schulzentrum.

Foto: Thomas Hesse

Die Stoßrichtung der Pressekonferenz, zu der die Ratsfraktion der Grünen am Freitag in Sachen Grundschulneubau in Hamminkeln eingeladen hatte, hat zwei Zielpunkte gehabt. Zum einen bekräftigte die Fraktion ihr „Ja“ zum Schulneubau an der Diersfordter Straße gegenüber dem jetzigen Schulzentrum. Zum anderen richteten sich die Grünen deutlich gegen die frisch aufgetauchte Bürgerinitiative (BI) „Die Schule im Dorf halten“, die den bisherigen Standort beibehalten und sanieren will.

Die neuen Mitspieler beim Thema haben die Grünen nicht nur überrascht, sie haben bei ihnen Antipathie ausgelöst. Ihr Hamminkelner Ratsmitglied Thomas Becker sagte: „Jede Menge falsche Behauptungen bei der BI, zum Beispiel dass das Projekt höhere lokale Steuern bedeutet. Das ist Erschleichung von Protestunterschriften.“ Fraktionschef Johannes Flaswinkel assistierte: „Wenn man solche plakative Behauptungen wie die Kritiker aufstellt, erzeugt man eine Stimmung in den Dörfern, die der Sache nicht angemessen ist.“

Wie berichtet, hatte die Initiative erstmals Bürger um sich versammelt, die das knapp 30-Millionen-Euro-Projekt des Schulneubaus für überzogen halten, und von „Superschule“ gesprochen. Die Grünen halten nun dagegen, sowohl auf ihrem Stammgebiet energetisches Bauen als auch inhaltlich-pädagogisch. Grundsätzlich, so Johannes Flaswinkel, verfolge die Politik weiter den Kurs, dass die Bildung den höchsten Wert in der Stadt habe und der Rat die „Herausforderung Schulbau“ seit langem mit Investitionen in Millionenhöhe unterfüttere. „Darauf dürfen wir stolz sein“, sagte er. Auch der neue Standort sei klarer Beschluss in Rat und Bauausschuss gewesen – bei drei beziehungsweise zwei Gegenstimmen.

Der plötzliche Gegenkurs überraschte die Grünen. Flaswinkel verwies auf die Grundlagen der Montags-Stiftung, auf die bei den bisherigen Gremienentscheidungen mehrfach Bezug genommen worden war – immer mit voller Zustimmung. „Neue pädagogische und organisatorische Anforderungen verlangen andere bauliche Lösungen als in der Vergangenheit. Lernen hat sich verändert, gelernt wird auch alleine, in Gruppen, im Jahrgangsverband oder jahrgangsübergreifend“, heißt es da. Die bisherige Flurschule sei out und dafür nicht geeignet. Konzepte mit schulischen „Marktplätzen“ seien Stand der Dinge. Jedenfalls, so die Grünen: Wenn jetzt eine wichtige Entscheidung, die über Jahrzehnte wirkt, torpediert werde, sei das zur Unzeit, weil die Debatte gelaufen und die Entscheidung am Ende eindeutig gewesen sei. Machbarkeitsstudie, Elternschaft und Schulleitung haben sich für den neuen Standort ausgesprochen. Auch für den Offenen Ganztag ergibt das bessere Möglichkeiten.

Allerdings nimmt sich die Stadt Hamminkeln mit 29,3 Millionen Euro bei 2,5 bis drei Millionen Euro Förderung – Stand heute und ohne Berücksichtigung der steigenden Baupreise – den größten je geplanten Investitionsbrocken vor. Das beschäftigt auch die Grünen. „Da müssen wir noch genau hinschauen. Finanziell tut diese Größenordnung weh, aber Bildung kostet“, sagte Flaswinkel.

Die energetische Bauweise ist ein weiterer wichtiger Aspekt für die Grünen. Bei einem Neubau würde man zwei Drittel der laufenden Energiekosten einsparen, bei einer Sanierung wäre es nur ein Drittel, erläutertet die Fraktion während der Pressekonferenz. Klimapolitische Ziele blieben hingegen ungenannt. Wie dem auch sei: Den Neubau-Gegnern bescheinigte die Fraktion, ihre Alternative nicht zu Ende gedacht zu haben.

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