Hamminkeln Schule: Alles wieder zurück auf Null

Hamminkeln · Der Schulfrieden im Land stürzt Hamminkelns Bildungspolitiker in tiefe Ratlosigkeit. Der eingeschlagene Weg zur Gemeinschaftsschule ist verbaut. Verwaltung legt ihre Bemühungen auf Eis. Der CDU-Elternabend macht deutlich: Die Sekundarschule bringt kaum weiter. Qualität ist das Maß.

 Neuorientierung in der Schulfrage (Mitte v.l.): Schulamtsleiterin Rita Nehling-Krüger, die Hauptschul-Rektoren Dieter Genterzewsky und Anneliesel Frädrich, Bürgermeister Holger Schlierf und Udo Bovenkerk (CDU)

Neuorientierung in der Schulfrage (Mitte v.l.): Schulamtsleiterin Rita Nehling-Krüger, die Hauptschul-Rektoren Dieter Genterzewsky und Anneliesel Frädrich, Bürgermeister Holger Schlierf und Udo Bovenkerk (CDU)

Foto: Ekkehart Malz

Der weithin von Jubel begleitete Friede nach dem über 30-jährigen Schulkrieg in Nordrhein-Westfalen hat in Hamminkeln große Ratlosigkeit ausgelöst. Die Verwaltung hat nach dem Aus für die Gemeinschaftsschule alle Räder gestoppt. Genau die hatte der Rat bei der Entwicklung des Schulstandortes Hamminkeln als erstrebenswertes Ziel ins Auge gefasst — vornehmlich, weil sie die Chance bot, die gymnasiale Oberstufe und damit das Abitur in die Stadt zu holen.

Genau das aber schließt die nun auf die Schiene gesetzte Sekundarschule aus. "Unsere Arbeit ist nun ohne Geschäftsgrundlage", sagte Bürgermeister Holger Dienstagabend am Rande des CDU-Schulabends im Bürgerhaus Friedenshalle. Unmittelbar nach den Ferien werde es ein Treffen des interfraktionellen Arbeitskreises Schule geben. Dabei werde die neue bildungspolitische Lage eingehend erörtert, um die neue Marschrichtung festzulegen.

Droht jetzt ein Experiment?

Dabei geht's allein um die Frage: Sieht der Rat überhaupt noch Handlungsbedarf, am derzeitigen Schulsystem mit zwei hochgelobten Haupt- und einer anerkannt leistungsstarken Realschule etwas Grundlegendes zu verändern? Die Sekundarstufe jedenfalls entwickelt auf Anhieb wenig Charme.

Das wurde an dem Abend deutlich, an dem die CDU im Dorf beim gut gemeinten Versuch, ein bedeutsames Thema zu besetzen, von den Düsseldorfer Ereignissen überrollt wurde. Auch Ratgeber Stephan Lüke, Kenner der schulpolitischen Debatte, wirkte angesichts der neuen Variante eher ratlos: "Es ist wie nach der Rechtschreibreform. Jetzt ist alles möglich."

Die Messlatte für Veränderung liegt hoch. Realschul-Rektor Manfred Niespor war's, der die bestimmt nicht leicht zu lösende Aufgabe für die Politik formulierte. Die müsse eine Frage überzeugend beantworten: "Was wird durch Veränderung des Bestehenden besser?" Den proklamierten pädagogischen Gewinn durch gemeinsamen Unterricht in den Klassen fünf und sechs stellte Niespor heftig infrage.

Die unumstößliche Prämisse laute: "Wenn wir was ändern, muss die Schule volle Akzeptanz voll aufgeklärter Eltern und Lehrer finden." Sonst drohe ein Experiment. Der Realschul-Chef forderte von der Politik mehr Unterstützung beim Ausbau der Kooperation mit dem Berufskolleg in Wesel.

Auch Bürgermeister Holger Schlierf sagte im RP-Gespräch, dass es um nichts anderes gehe als um die Qualität schulischer Bildung. "Etwas kleinere Klassen" als für ihn einzig erkennbarer Vorteil der Sekundarschule seien ihm "viel zu wenig". CDU-Fraktionschef Wolfgang Hüsken warnte vor "Schnellschüssen". Gute Bildung hänge nicht an einer Schulform.

(RP)
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