Für vier Monate im Schloss Ringenberg Andalusier freut sich auf die Residenzzeit

Ringenberg · Álvaro Parrilla Álvarez ist der zweite Regionenschreiber am Kulturort Schloss Ringenberg. Er ist Teil des Projektes „stadt.land.text“. Der Autor und Regisseur aus Spanien folgt den 60 Jahre alten Spuren seines Onkels am Niederrhein.

 Álvaro Parrilla Álvarez erkundet den Niederrhein. Freyja Melsted (vorne r.) ist seine Übersetzerin. Rita Nehling-Krüger (hinten v.l.), Simone Schiffer, Ingrid Misterek-Plagge, Maike Beier und Claudia Bongers begrüßten beide.

Álvaro Parrilla Álvarez erkundet den Niederrhein. Freyja Melsted (vorne r.) ist seine Übersetzerin. Rita Nehling-Krüger (hinten v.l.), Simone Schiffer, Ingrid Misterek-Plagge, Maike Beier und Claudia Bongers begrüßten beide.

Foto: Thomas Hesse

Álvaro Parrilla Álvarez hat das Schloss Ringenberg schon in Besitz genommen. Er tat das mit neugierigem Blick und einem mutigen Schritt auf die Schlosstreppe. Wenig später stellte er sich dort mit den Akteuren von Stadt, Kulturort Ringenberg und des Projekts „stadt. land.text“ den Fotografen. Stilecht wurde er dann im Rittersaal begrüßt, woraufhin der Drehbuchautor, Autor und Regisseur in einer kurzen Ansprache seine Freude ausdrückte, von seiner Arbeit sprach und einen Film über seinen Aufenthalt ankündigte.

Álvaro Parrilla Álvarez ist einer von zehn Autoren des NRW-Projektes, die von März bis Juni in zehn Kulturregionen Nordrhein-Westfalens leben, erkunden und dort arbeiten – und erstmals auch auf Ukrainisch, Französisch, Spanisch und Arabisch beschreiben, was ihnen thematisch interessant und wichtig erscheint. Tanja Maljartschuk wird sich im Sauerland mit der Geschichte ukrainischer Gastarbeiter beschäftigen. Rabab Haidar wird auf Arabisch über das Ruhrgebiet schreiben. Und Neïtah Janzing wird ihre Eindrücke aus dem Münsterland auf Französisch beschreiben. Und Álvarez erkundet den Niederrhein, wobei er auch familiären Spuren folgt. Denn vor 60 Jahren emigrierte sein Großonkel Manolo nach Deutschland, lebte im Rheinland und am Niederrhein und fand in der Ferne eine neue Heimat. „Wenn ich Spuren meines Onkels suche, suche ich auch mich“, erklärte der Regionenschreiber.

Das hat auch etwas Detektivisches an sich. Denn viel ist von besagtem Onkel Manolo nicht bekannt. Aber man weiß, dass er engagiert in einem Orchester am Niederrhein spielte. Immerhin ein guter Ansatzpunkt für die Spurensuche. Der Andalusier wird also etwas sehr Persönliches zu berichten haben bei der Abschlussveranstaltung am 21. Juni in Düsseldorf, wenn alle Regionenschreiber ihre Ergebnisse vorstellen. Die persönliche Beziehung zum Niederrhein passt auch zum Anspruch des NRW-Projektes, bei dem positiv für Hamminkeln ist, dass das Ringenberger Schloss wieder als Residenzort ausgesucht worden ist.

„Als Regionenschreiber sollen die Teilnehmer in den jeweiligen Landstrichen des Landes Kontakte knüpfen. Es ist keine Residenz hinter verschlossenen Türen“, sagte zum Auftakt Simone Schiffer, Projektkoordinatorin von „stadt.land.text 2022“. Álvaro Parrilla Álvarez trifft auf bessere Bedingungen als seine Vorgängerin vor zwei Jahren. Als Regionenschreiberin hatte sich im Jahr 2020 Carla Kaspari gerade im Schloss einquartiert, als der Corona-Lockdown Begegnungen zunichte machte. Bis Ende Juni wird sich Álvarez auf biografische Reise begeben, ein durchaus spannender Einsatz.

Der Filmemacher wird sich dabei vor allem in seinem eigenen Metier bewegen, aus seinem jetzigen Aufenthalt soll schließlich auch ein Film entstehen. „Den Spuren folgend kann er in vier Monaten erzählen, welche Geschichte er über diesen spannenden Ansatz gefunden hat“, sagte Rita Nehling vom Kulturbereich der Stadt zur Begrüßung. Seitens des Vereins Kulturraum Niederrhein sagte Geschäftsführerin Ingrid Misterek-Plagge, man sei „glücklich, dass Schloss Ringenberg wieder an dem Projekt teilnimmt“.

Álvaro Parrilla Álvarez, Jahrgang 1983, ist literarisch und kulturell vielseitig: Er ist Drehbuchautor, Autor und Regisseur mit den Schwerpunkten Musik, Film und Literatur. Er studierte Medienwissenschaften an der Universität von Sevilla, drehte erste Kurzfilme. Für die Arbeit an seinem Kurzfilm „Goldfische“ kam er 2014 nach Deutschland und absolvierte ein Studium in Drehbuch und Regie an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Es folgten die Kurzfilme „Interkosmos“ (2020), mit dem er schon 2021 im Schloss Ringenberg war, wie Maike Baier vom Kulturraum Niederrhein berichtete, und „Viereinundfünfzig“ (2022). Filmisch und plakativ ist auch die Überschrift über sein Vorhaben: Unter dem Titel „Zwei Andalusier im Wilden Westen“.

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