Kreis Wesel Schleusenstreik: Schiffer sauer

Kreis Wesel · Verdi-Kundgebung mit 300 Streikenden an der Kanalschleuse in Voerde. Hitzige Diskussionen mit verärgerten Binnenschiffern.

 Mit Trillerpfeifen und Transparenten zogen die Streikenden an der Schleuse auf, um ihrem Ärger über Funkstille der Bundesregierung Luft zu machen.

Mit Trillerpfeifen und Transparenten zogen die Streikenden an der Schleuse auf, um ihrem Ärger über Funkstille der Bundesregierung Luft zu machen.

Foto: Bosmann, Jürgen (bosm)

Seit Montag, 0 Uhr, gehen an der Schleuse Friedrichsfeld in Emmelsum, dem Tor zum Wesel-Datteln-Kanal, immer mehr Frachter vor Anker. Der bundesweite Streik in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung hat hier bis gestern Morgen 26 Schiffe aufgestaut. An Bord geht die Stimmung Richtung Nullpunkt. Jeder Liegetag sorgt bei einem selbstständig fahrenden Partikulier (Schiffer) für 1000 bis 2000 Euro Verlust. Vor Montag, 15. Juli, 6 Uhr, wird nicht geschleust. Dies machte die Gewerkschaft Verdi gestern auf der zentralen Kundgebung in Emmelsum vor gut 300 Mitarbeitern nochmals deutlich. Denn Mittwoch hatten Meldungen für Irritationen gesorgt, dass es gestern eine Streikpause geben sollte.

 Im Vorhafen der Schleuse Friedrichsfeld stauten sich bis gestern Morgen bereits 26 Frachtschiffe auf. Vor Montag, 15. Juli, 6. Uhr, soll es für sie nicht weitergehen.

Im Vorhafen der Schleuse Friedrichsfeld stauten sich bis gestern Morgen bereits 26 Frachtschiffe auf. Vor Montag, 15. Juli, 6. Uhr, soll es für sie nicht weitergehen.

Foto: bosmann

Mit Trillerpfeifen und Transparenten waren die Streikenden an der Schleuse aufgezogen, um ihrem Ärger über "absolute Verweigerungshaltung" (Thomas Keuer, Verdi-Geschäftsführer im Bezirk Niederrhein) der Bundesregierung Luft zu machen. Die Kritik galt Verkehrsminister Peter Ramsauer, der bisher alle Angebote zu Gesprächen über einen Tarifvertrag ausgeschlagen habe. Wie mehrfach berichtet, geht es den Mitarbeitern aus den Wasser- und Schifffahrtsämtern nicht um mehr Geld, sondern um sichere Arbeitsplätze. Sie fürchten, dass jede vierte Stelle von insgesamt 12 000 in Deutschland wegfallen soll.

Sie fordern im Gegenteil mehr Personal zur Aufrechterhaltung des Betriebs auf den Wasserstraßen. Dirk Walter (Verdi) sagte in seiner Ansprache, dass man "noch eine Schippe drauflegen" werde. Kollege Peter Neubauer sah wegen des abgetauchten Ministers notfalls die Kanzlerin gefordert, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Sonst werde der Streik unbefristet fortgesetzt. Die Bereitschaft zum Arbeitskampf, so Personalratsvorsitzende Petra Linkenbach, sei weiter hoch. Sie freute sich gestern unter anderem über Teilnehmer aus den Wasser- und Schifffahrtsämtern Duisburg-Rhein, Duisburg-Meiderich und Köln sowie aus Datteln.

Unterdessen gärt es bei denen, die zum Warten verdammt sind. Pieter Romijn (48) liegt seit Montagabend mit der "Alm" aus dem niederländischen Hasselt vor der Schleuse. Seine Ladung Soja ist für den Raum Magdeburg bestimmt. Romijn, der auch den niederländischen Binnenschifferverband BBU vertritt, und seine Kollegen diskutierten nach der Kundgebung heftig mit den Streikenden. Ihre Aktion würde nichts bringen, sondern nur die Schifffahrt treffen. Die Verdi-Leute boten ihnen Brötchen und Wasser an und baten um Unterstützung. "Beschweren sie sich bei unserem Arbeitgeber", appelliert Lutz Vedder, Betriebsstellenleiter der Schleuse Flaesheim in Haltern.

(RP)
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