Schlamm-Problem in Gahlen Mühlenbach bleibt ein Sorgenkind

Gahlen · Der Heimatverein Gahlen sucht mit der Bürgerschaft nach Mitteln gegen die Verschlammung des Mühlenteichs. Denkbar ist eine Vorbeileitung des Bachs. Bürgermeister Rexforth will, dass erst alle Alternativen überprüft werden.

 Die Verschlammung des Gahlener Mühlenteiches verursacht regelmäßig hohe Kosten.

Die Verschlammung des Gahlener Mühlenteiches verursacht regelmäßig hohe Kosten.

Foto: Helmut Scheffler

Noch ist die Gahlener Ortskerngestaltung nicht ganz abgeschlossen, da bahnt sich eine weitere Aufgabe an, die den Mühlenbach betrifft. Welche Sorgen der Bach besonders im Bereich des Dorfmühlenteiches bereitet und welche Lösungsmöglichkeiten es gibt, darüber diskutierte der Heimatverein Gahlen im Beisein des Bürgermeisters Mike Rexforth jetzt im Rahmen seiner Jahreshauptversammlung im Café Holtkamp.

Die Versandung und Verschlammung des Mühlenbaches und des Dorfmühlenteiches sind schon jahrzehntelang ein Problem. Eine Linderung trat ein, als an der Seufzerbrücke im Bereich des Übergangs des Mühlenbaches in den Mühlenteich ein Sandfang eingebaut wurde. So wurde der Sedimenteneintrag deutlich verringert, aber nicht beseitigt. In regelmäßigen Abständen von ein bis zwei Jahren wurde der Sandfang entleert und das Material entsorgt. Etwa alle zwei Jahrzehnte war der Mühlenteich dann trotzdem so stark verschlammt, dass das Material ausgebaggert und entsorgt werden musste. Dank der guten Beziehungen des Heimatvereins konnte der Aushub des teilweise kontaminierten Materials auf einer Gahlener Deponie entsorgt werden.

Dieser regelmäßig anstehende Entsorgungsweg ist in Zukunft nicht mehr so einfach möglich. Grund dafür ist eine Änderung der Zuständigkeit für den Mühlenbach. Wie Winfried Unterberg als Vorsitzender des Wasser- und Bodenverbandes Gahlener Torfvenn unserer Redaktion mittelte, wurde die Satzung des Verbandes geändert. Zum 1. Januar 2021 ist das Verbandsgebiet geändert und dabei nach Norden bis fast an den Wesel-Datteln-Kanal erweitert worden.

Zu dem neuen Zuständigkeitsbereich gehört auch der Mühlenbach im Bereich des Mühlenteiches. Aussandungen und Beseitigung des Schlammes in der gekennzeichneten Weise kann sich der Wasser- und Bodenverband finanziell nicht erlauben. Der Verbandsausschuss, dem Andreas Eißing und André Rademacher als Vertreter der Gemeinde Schermbeck angehören, hat auf dieses Problem bereits im vergangenen Jahr hingewiesen. Intensiv wurde die Problematik im Beisein der Gemeindevertretung auch im November 2021 im Rahmen der jährlichen Gewässerschau erörtert.

Auch der Heimatverein ist finanziell nicht in der Lage, die jeweils anfallenden Sanierungskosten zu übernehmen. Der von Jürgen Höchst geleitete Verein, dem 740 Mitglieder angehören, hat aber die Aufgabe übernommen, die öffentliche Diskussion über Lösungsmöglichkeiten zu führen. Der Einstieg in die Bürgerbeteiligung erfolgte im Rahmen der Jahreshauptversammlung am Freitag. Dabei wurden zwei künftige Handlungsweisen genannt: Die Beibehaltung der oben dargestellten regelmäßigen Sanierungsmaßnahmen und das Projekt der Mühlenbachverlegung.

Wenn der Mühlenbach etwa von der Seufzerbrücke aus in irgendeiner Form am Mühlenteich vorbeigeführt würde, dann würden die Sedimente auf direktem Wege am Mühlenteich vorbei der Lippe zugeführt werden. Es ergibt sich dann allerdings eine optische Veränderung. Der Mühlenteich müsste an der Seite, an welcher der Mühlenbach vorbeigeführt werden müsste, an Breite verlieren. Optisch würde sich eine weitere Änderung ergeben. In den Wochen, wenn der Mühlenteich witterungsbedingt kein Wasser führt, würde auch der parallel zum Mühlenteich verlaufende Bachlauf versiegen und eine wasserlose Rinne zeigen, und das im Herzstück des Lippedorfes.

Der Heimatverein hatte die unterschiedlichen Auffassungen der Bürger vorausgeahnt und deshalb am 5. Mai eine Besichtigung in Oer-Erkenschwick vorgenommen. Dort erhielt man einen Eindruck von der Vorbeileitung eines Baches an einem Teich. Die von Jürgen Höchst gezeigten Fotos setzten eine erste Diskussion während der Jahreshauptversammlung in Gang. „Es sind keine Entscheidungen getroffen“, beruhigte Höchst die Versammlung. „Es wird eine transparente Angelegenheit“, versicherte Höchst und versprach eine intensive Bürgerbeteiligung. In einem ersten Schritt soll nun im Rahmen einer kostengünstigen Planung dargestellt werden, wie eine Vorbeiführung des Baches aussehen würde. Sollte dann im Rahmen der öffentlichen Diskussion eine Mehrheit der Bürgerschaft für die neue Bachführung votieren, dann würde ein Förderantrag bis zum 30. September 2022 gestellt in der Hoffnung, dass die Bezirksregierung dem Antrag zustimmen würde.

Auch die Verwaltung äußerte sich zum Thema. „Ich bin erstaunt über das, was auf dem Gebiet des Eigentümers geschieht“, stellte Bürgermeister Rexforth fest und fügte hinzu: „Ohne uns geht nichts.“ Denn die Gemeinde Schermbeck ist Eigentümerin des Gahlener Mühlenteiches. „Bevor man etwas ändert“, sagte Rexforth weiter, „sollte man erst einmal alle Alternativen überprüfen.“ Großen Beifall erhielt der Bürgermeister von der Versammlung für diese Forderung.

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