Diskussion im Schermbecker Rat Votum für einen einzigen Schulstandort

Schermbeck · Die Schermbecker Grundschulgemeinde hat kein Verständnis für ein „verzögerndes“ Bürgerbegehren.

 Jessica Steigerwald, Leiterin der Verbundschule in Schermbeck, ist überzeugt, dass ein Schulstandort für alle Beteiligten ideal wäre.

Jessica Steigerwald, Leiterin der Verbundschule in Schermbeck, ist überzeugt, dass ein Schulstandort für alle Beteiligten ideal wäre.

Foto: Scheffler/Foto: Helmut Scheffler

Für das neue Bürgerbegehren, das sich mit der Schermbecker Schullandschaft auseinander setzt, hat Schulleiterin Jessica Steigerwald nur wenig Verständnis. Sie arbeitet derzeit intensiv mit Lehrern und Eltern der beiden ehemaligen Grundschulen daran, den Verbund zu festigen. Das im neuen Logo symbolisch dargestellte Wir-Gefühl kann nach Auffassung der Lehrer und Eltern nur richtig entwickelt und gestärkt werden, wenn die Schüler an einem einzigen Standort unterrichtet werden. Schon zeitig haben sich beide Schulpflegschaften einstimmig für einen gemeinsamen Standort der beiden Grundschulen ausgesprochen.

Heute steht in der Ratssitzung ab 16 Uhr eine Entscheidung über den künftigen Standort der Grundschule an. Jessica Steigerwald ist zuversichtlich, dass die Politiker dem einstimmigen Votum der Schulgemeinde folgen und sich für einen gemeinsamen Standort aussprechen. Mit dem Auftrag der Schulgemeinde im Rücken hatte sich Steigerwald seit Monaten bemüht, Überzeugungsarbeit in den Reihen der Politiker zu leisten. „Unsere Ziele sind nur umsetzbar an einem einzigen Standort“, ist die Pädagogin fest überzeugt. Dabei ist die Frage für sie zweitrangig, ob der gemeinsame Standort an einem der bisherigen Grundschulstandorte oder aber durch einen Neubau erreicht wird. Als Begründung gibt sie an: „Erstrebenswert ist eine Zusammenlegung an einen Standort, um Synergien zu erzeugen, das Weiterlernen der Lehrkräfte zu erleichtern, Kommunikationswege zu vereinfachen, einheitliche Unterrichtsstrukturen umzusetzen und so den Bildungserfolg aller Kinder Schermbecks zu verbessern und Wege in eine gelingende Zukunft zu ermöglichen. Dies gelingt am besten an einem gemeinsamen Standort in pädagogisch durchdachten, zukunftsorientierten Lernräumen, die in vielen Konzepten erforscht und geplant wurden.“ Eine ganze Reihe praktischer Alltagsabläufe spreche für einen einzigen Standort.

Den Versuch einer kleinen Gruppe, das einstimmige Votum der Schulgemeinde durch ein Bürgerbegehren zu untergraben, sieht Jessica Steigerwald kritisch. Zu dieser Bürgerinitiative „Zwei Grundschulen für Schermbeck“ hat sich auch federführend das parteilose Ratsmitglied Thomas M. Heiske gesellt. Wegen Befangenheit darf er aber heute an der politischen Diskussion nicht teilnehmen. Nach Auffassung der Lehrer hinkt Heiske in der Einschätzung räumlicher Bedingungen weit hinterher. In einem Schreiben an Bürgermeister Rexforth vom 7. Oktober führt Heiske den Schulentwicklungsplan (SEP) an, in dem behauptet werde, dass das Raumangebot der beiden Grundschulen für zukünftige Herausforderungen ausreiche. Die Schulleiterin weist darauf hin, dass es sich nicht um einen SEP des Jahres 2019 handelt, sondern um eine längst überholte Darstellung. Zum Vorgehen der Befürworter eines Bürgerbegehrens merkt Steigerwald an: „Vorteile für den Erhalt haben sie bisher nicht genannt. Vorteile für die Zukunft gibt es nur bei einer Zusammenlegung.“ Jessica Steigerwald bittet die Bevölkerung zu bedenken, dass durch ein Bürgerbegehren eine größere zeitliche Verzögerung entstehen werde. Dies führe zu einer weiteren Belastung des Kollegiums, die nicht im Sinne einer optimalen Arbeit im schulischen Alltag sein könne.

 Auch bei der Frage „Modernisierung eines bisherigen Standorts oder Neubau?“ vertritt die Schulgemeinde eine klare Position. Die Klärung der Finanzierbarkeit sei Aufgabe der Politiker und der Gemeindeverwaltung. Aus pädagogischer Sicht sei ein Neubau sinnvoller. „Durch Verlängerung des Aufenthaltes in der Schule sind Schulgebäude und Klassenzimmer nicht nur Orte des Lernens, sondern Lebensräume. Grundrisse von heutigen Schulen stammen aus dem späten 19. Jahrhundert und passen nicht mehr“, begründet Schulleiterin Jessica Steigerwald die Auffassung der Schulgemeinde, einen Neubau zu wählen. Sie fügt hinzu: „Die bisherigen Grundrisse wurden gebaut nach pädagogischem Konzept des Frontalunterrichts und aus einer Zeit, als Kinder noch mittags an den Tisch der Eltern zurückkehrten.“ Nun aber würden sie nicht mehr zu den heutigen Bedürfnissen der Kinder passen. Ein Neubau ermögliche über das emotionale Empfinden des Neuen hinaus alle Gestaltungsmöglichkeiten, um die größtmögliche Schulqualität zu entwickeln.

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