Naturschutzgebiet Loosenberge wird 80 Jahr alt Seltener Wacholder wächst in Damm

Das Naturschutzgebiet Loosenberge ist 80 Jahre alt. Die Wacholderbestände zeugen noch von einer ehemals wesentlich weiter verbreiteten Heidelandschaft. Ein Blick in die Geschichte.

Foto: Helmut Scheffler

Vier Jahre nach dem Erscheinen des Reichsnaturschutzgesetzes am 26. Juni 1935 wurden die Dammer Loosenberge am 17. Oktober 1939 unter Naturschutz gestellt, also am heutigen Donnerstag vor 80 Jahren. Damals erließ der Verbandspräsident des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk (heute RVR) die „Verordnung über das Naturschutzgebiet Loosenberge“. Die Verordnung regelte Verbote im Naturschutzgebiet südlich der Eisenbahnlinie Wesel-Hervest-Dorsten und nördlich des Weges, der vom Dorf Drevenack zum Bahnhof Damm führt.

Die etwa 13 Hektar umfassenden Loosenberge gehören innerhalb des Niederrheinischen Tieflandes und der naturräumlichen Haupteinheit „Issel-Ebene“ zur Untereinheit „Drevenacker Dünen“. Dabei handelt es sich um einen von Dünen geprägten Geländestreifen, der in einer durchschnittlichen Breite von einem Kilometer von Wesel über Drevenack bis nach Damm reicht. Die Dünenfelder sind durch ein kleinkuppiges Relief gekennzeichnet, das stellenweise bis zu zehn Metern über das normale Niveau der Lippe-Niederterrasse, der sie aufgesetzt sind, hinausragt.

„Die Loosenberge stellen vegetationskundlich ein Relikt der in der Umgebung Drevenacks ehedem weitverbreiteten Heide dar“, stellt Hermann Reynders in der wohl umfassendsten Arbeit über die Loosenberge fest. Das Heideareal sei Bestandteil der großen Drevenacker Heide gewesen, die aus den früheren Wäldern durch eine lang anhaltende Wirtschaftsform entstanden sei. Die übermäßige Entnahme von Holz und Plaggenhieb trugen ebenso zu einer wachsenden Waldzerstörung bei wie Mahd, Beweidung und Schweinemast. Abfuhr von Brennholz und Holzraubbau taten ein Übriges.

Bis ins 17. Jahrhundert hinein nahmen die Heideflächen zu. Erst die rückläufige Nachfrage nach Schafswolle, die durch den rechtsrheinischen Flachsanbau verursacht wurde, ließ die Heidewirtschaft stagnieren, sodass es nicht mehr zu einer Vergrößerung der Heideflächen kam. Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahm die Heidewirtschaft noch mehr ab. Hinzu kamen Umwandlungen von Heideflächen in landwirtschaftliche Nutzflächen im Zuge der Gemeinheitsteilungen. Von der großen Heide sind nur noch die Loosenberge übrig geblieben. Vielleicht deshalb, weil die Bodenverhältnisse des Dünengeländes weder eine forst- noch eine landwirtschaftliche Nutzung zuließen.

Eine umfassende Kartierung der Vegetation fehlt bislang. Für die eigentliche Dünenhöhe weist Jochen Hild den Wacholder, die Schmiele und den Schafsschwingel aus. Daneben gebe es Steinlabkraut, die Besenheide und den Besenginster, der besonders zur Blütezeit der ganzen Landschaft einen eigenartigen Glanz verleiht. Auf den nackten, sandigen, ausgemergelten und humusarmen Bodenstellen findet man Schwingel, den kleinen Sauerampfer und das seltene Silbergras. Dort, wo sich in einer Mulde von den umgebenden Dünen abfließendes Niederschlagswasser sammelt, bildet das Pfeifengras mit dem Torfmoos zusammen weit ausgedehnte Bestände, in die die Glockenheide, die Besenheide und einige Binsenarten vordringen.

Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Heide durch den ständigen Verbiss seitens der Schafherden jung gehalten. Als die Schafbeweidung entfiel, trat durch Ansamung von Birken, Eichen und Faulbaum eine Wiederbewaldung ein, wodurch der Wacholderbestand zurückgedrängt wurde. In den 1980er Jahren hat der BUND regelmäßig Abplaggungen vorgenommen. Das Staatliche Forstamt Wesel (heute Forstamt Niederrhein) hat wiederholt mit Motorschneidern die Konkurrenzpflanzen des Wacholders herausschneiden lassen. Seit Anfang der 1990er Jahre wurde – wie auch gegenwärtig – häufig eine Schafherde eingesetzt, um die Wacholderpflanzen vor dem Zuwachsen zu schützen.

Im Oktober 1991 wurde unter Anleitung des Dammer Försters Hans-Toni Jaeger und in Zusammenarbeit mit der Unteren Landschaftsbehörde ein 1050 Meter langer Rundweg durch Holzzäune markiert. Durch diese Einschränkung der Begehbarkeit sollte die Heidelandschaft langfristig gesichert werden.

Als im Vorfeld des im Jahre 2004 erschienenen Landschaftsplanes Hünxe/Schermbeck die Idee im Raum stand, die Loosenberge in das Naturschutzgebiet Lippeaue Damm-Bricht einzufügen, da erreichte der Diplom-Biologe Wilhelm Itjeshorst von der Biologischen Station des Kreises Wesel den Verbleib als selbstständiges Naturschutzgebiet. Itjeshorst verwies auf die gänzlich andere Landschaftsform und auf die Tradition der Loosenberge, die zu den ältesten Naturschutzgebieten des Kreises Wesel zählen.

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