St. Ludgerus-Organist Josef Breuer 34 Jahre Musik unter dem Turm

Schermbeck · Der Schermbecker Kirchenmusiker Josef Breuer tritt in den Ruhestand. Ein Interview zum Abschied.

 Josef Breuer unter dem Kirchturm von St. Ludgerus. Als Musiker will er weitermachen, auch im Ruhestand.

Josef Breuer unter dem Kirchturm von St. Ludgerus. Als Musiker will er weitermachen, auch im Ruhestand.

Foto: Scheffler

Seit 1985 ist Josef Breuer Kirchenmusiker in der Ludgerusgemeinde. Im Alter von 65 Jahren tritt er zum 30. Juni in den Ruhestand. Im Gespräch erinnert der in Inden (Kreis Düren) geborene Breuer an seine musikalische Ausbildung und an seine Dienstzeit in Schermbeck.

 Ein halbes Jahr nach Beginn seiner Arbeit als Kirchenmusiker in Schermbeck trug der von Josef Breuer (r.) geleitete Kirchenchor „Cäcilia“  im Januar 1986 zum Abschied Pfarrer Anton Bennings (vorne r. neben den Frauen) in der Kirche Mozarts „Spatzenmesse“ vor. Beim anschließenden Abschiedsempfang im Saal Overkämping brachte der Chor dem scheidenden Pastor ein Ständchen.

Ein halbes Jahr nach Beginn seiner Arbeit als Kirchenmusiker in Schermbeck trug der von Josef Breuer (r.) geleitete Kirchenchor „Cäcilia“ im Januar 1986 zum Abschied Pfarrer Anton Bennings (vorne r. neben den Frauen) in der Kirche Mozarts „Spatzenmesse“ vor. Beim anschließenden Abschiedsempfang im Saal Overkämping brachte der Chor dem scheidenden Pastor ein Ständchen.

Foto: Archiv Helmut Scheffler

Wollten Sie schon von Beginn an Kirchenmusiker werden?

 Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Kinderchores im Jahre 1992 entstand dieses Foto auf dem Gelände des Marienheims, wo  Josef Breuer mit dem Chor häufig kleine Musikständchen brachte.

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Kinderchores im Jahre 1992 entstand dieses Foto auf dem Gelände des Marienheims, wo Josef Breuer mit dem Chor häufig kleine Musikständchen brachte.

Foto: Archiv Helmut Scheffler

Josef Breuer Schon als Messdiener habe ich in meiner Heimatgemeinde St. Cäcilia in Eschweiler oft neben dem Organisten Franz Berretz an der Orgel gestanden. Ich war so beeindruckt von seinem Orgelspiel, dass irgendwann der Wunsch aufkam, das auch zu können. Als 14-Jähriger fing ich mit dem Klavier- und Orgelunterricht an. Mit dem Musikstudium begann ich im Jahre 1975 an der Kirchenmusikhochschule in Aachen und danach an der Musikhochschule Aachen. Auf das Kirchenmusikexamen im Jahre 1978 folgten zwei Staatsexamen als Musiklehrer in den Jahren 1982 und 1984. Während des Musikstudiums war ich nebenamtlich als Kirchenmusiker in Aachen beschäftigt, außerdem an der Jugendmusikschule in Stolberg und an der Rheinischen Musikschule in Köln.

Wie kamen Sie nach Schermbeck?

Breuer Herr Schneider, der Direktor der Kirchenmusikschule Aachen machte mich im Jahre 1985 darauf aufmerksam, dass an der Schule wegen der Besetzung der Stelle eines hauptamtlichen Kirchenmusikers in  Schermbeck nachgefragt worden war. Ich habe mich als Nachfolger von Klaus Lohmann beworben.

Wie wurden Sie in Schermbeck empfangen?

Breuer Im Gottesdienst am 1. August 1985 hat mich Pastor Anton Benning begrüßt. Im selben Gottesdienst habe ich mit meinem kirchenmusikalischen Dienst begonnen. Im kirchlichen Wochen-Informationsblatt habe ich mich  kurz vorgestellt. Da die Dienstwohnung noch renoviert wurde, wohnte ich mehrere Wochen lang in einem Zimmer des damaligen Krankenhauses (heute Marienheim) an der Erler Straße und wurde – wie die Patienten – liebevoll von den Ordensschwestern versorgt. Ich bin in eine gut geführte Kirchenmusikstelle gekommen und konnte mit meiner eigenen Handschrift die Arbeit von Klaus Lohmann fortführen.

Worin bestand in den folgenden Jahren Ihre Aufgabe?

Breuer Es waren vor allem das Orgelspielen bei den täglichen Gottesdiensten und die Proben mit dem Kirchenchor, der Männerchoral-Schola und der Frauen-Schola. Hinzu kamen die Proben mit dem Jugendchor, aus dem später der Chor „da capo“ wurde, und die musikalisch-pädagogische Arbeit mit den Vorschulkindern des Ludgerus-Kindergartens und des Kilian-Kindergartens. Ich habe mich in all den Jahren als pastoraler Kirchenmusiker verstanden. Da man mit Musik viele Menschen erreichen kann, lassen sich christliche Werte und Glaubensinhalte gut vermitteln. Deshalb war mir stets die kontinuierliche Arbeit vom Kindergarten bis zum letzten Atemzug der Gemeindeglieder wichtig.

In Aachen führten Sie bereits während des Studiums Chor- und Orchesterwerke sowie Kammermusikstücke auf. Reizte Sie das auch in Schermbeck?

Breuer Natürlich. Im Kirchenchor führte ich sofort an den kirchlichen Hochfesten Chor- und Orchestermessen auf. In dreieinhalb Jahrzehnten waren es mehr als 20 Orchestermessen. Das reichte von der Klassik bis zur Romantik und umfasste Mozarts „Missa brevis“ und Haydns „Orgel-Solomesse“ ebenso wie  Gounods „Messe Solennelle“ und Schuberts „Messe G-Dur“. Hinzu kamen Chorwerke von Buxtehude, Händel, Mozart, Franck und Bach.

Haben Sie diesen Anspruch auch auf den Jugendchor übertragen?

Breuer Bereits zwei Jahre nach der Gründung des Jugendchores führten wir im 1989 im Rahmen der Schermbecker Umweltwoche das Musical „Seattle“ auf. Später, 1991, folgte die Aufführung einer Rockmesse im Rahmen eines Auftritts beim Evangelischen Kirchentag in Bochum. Besondere Aufführungen standen seit 1997 alle fünf Jahre an, wenn der Jugendchor beziehungsweise „da capo“ ein Jubiläum feierte.

Zu Ihren Aufgaben gehörte auch die musikalische Arbeit mit Kindern. Wie sah diese Arbeit aus?

Breuer Einmal wöchentlich fand in den Kindergärten für die Vorschulkinder Musikunterricht statt. Einmal wöchentlich probte ich mit den fünf- bis neunjährigen Kindern und einmal wöchentlich mit den Kindern im Alter von neun bis etwa dreizehn Jahren. Wir haben bis 2007 monatlich Kindermessen gestaltet und zu kirchlichen Hochfesten gesungen, danach nur noch ab und zu. Zu Weihnachten wurde immer – bis in die Gegenwart – ein Weihnachtsspiel aufgeführt. Hinzu kamen unter anderem  Auftritte bei Martinsumzügen, bei Pfarrfesten, bei Taufen, Hochzeiten oder beim „Marktplatz der Hilfe“, bei Einführungen und Verabschiedungen von Geistlichen. Im Rahmen der 1200-Jahrfeier Schermbecks im Jahre 1999 waren wir am offenen Singen beteiligt.

Gibt es eine große Abschiedsfeier für Sie?

Breuer So schlicht, wie ich begonnen habe, möchte ich auch aufhören. Ich verabschiede mich in den Gottesdiensten am Samstag, 29., und Sonntag, 30 Juni, von den Gottesdienstbesuchern. Ich wohne ja weiterhin in meinem Schermbecker Haus und werde vielen Menschen weiterhin begegnen.

„Niemals geht man so ganz“ sang Trude Herr zwei Jahre nach Ihrem Arbeitsbeginn in Schermbeck. Trifft diese Liedzeile auch auf Sie zu?

Breuer Musik ist mein Leben – und so soll es weiterhin bleiben. Deshalb werde ich auch künftig Musik machen. Ich bin für viele Dinge offen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort