Schermbeck An der Wölfin scheiden sich die Geister

Schermbeck · Gegner und Freunde von „Gloris von Wesel“ sagten sich auf dem Schermbecker Rathausplatz die Meinung.

 Talina Lorei vom Brichter Alpaka-Zentrum begründete im Interview ihre Ablehnung einer Wiederansiedlung von Wölfen.

Talina Lorei vom Brichter Alpaka-Zentrum begründete im Interview ihre Ablehnung einer Wiederansiedlung von Wölfen.

Foto: Helmut Scheffler

Freunde und Gegner des Wolfes versammelten sich jetzt auf dem Schermbecker Rathausplatz, um Medienvertretern zu begründen, warum sie die Wiederansiedlung des Wolfes im niederrheinisch-westfälischen Grenzbereich befürworten oder ablehnen. Fünf Polizisten waren vor Ort, um denkbare Ausschreitungen zu verhindern.

Um die eigene Meinung zu unterstützen, wurden von Gegnern und Befürwortern auch Tiere mitgebracht. „Die Wölfin Gloria ist für den Menschen völlig ungefährlich, weil Wölfe Angst vor den Menschen haben“, stellte Jos de Bruin fest, der seinen Wolfshybriden mitgebracht hatte, um zu demonstrieren, dass Wölfe für den Menschen keine Gefahr bedeuten. Nebenan vertrat eine Gruppe, die sich um zwei Alpakas versammelt hatte, eine völlig andere Meinung. „Es gibt ein großes Konfliktpotenzial“, wies Talina Lorei vom Brichter Alpaka-Zentrum auf die Unvereinbarkeit eines Nebeneinanders von Weidetierhaltung und Wölfen hin. Sie übergab den Medienvertretern eine von Simone Lorei erstellte vierseitige Zusammenstellung von 39 Argumenten gegen die Wiederansiedlung von Wölfen. Unterstützung bekamen die Alpaka-Halter von der Dorstenerin Sabine Hartmann. Als Entspannungstherapeutin setzt sie Alpakas ein. „Ich kann aber im Moment nicht mit den Tieren arbeiten, weil sie nicht auf die Weide kommen, sondern auf engem Raum zusammenstehen“, bedauerte Sabine Hartmann, die nicht verstehen kann, dass es für die Einzäunung von Alpakas keine Zuschüsse gibt, wie sie Schafhaltern gewährt werden. „Aus Solidarität sind wir mitgekommen“, begründete Birgit Förster als Leiterin des Hauses Kilian das Erscheinen einer Gruppe von Heimbewohnern auf dem Rathausplatz. Im Haus Kilian werden seit etwa neun Monaten Alpakas therapeutisch eingesetzt.

„Ich genieße den Vorzug, keine Nutztiere zu halten; deswegen darf ich mich vorbehaltlos freuen, dass sich Wölfe hier niederlassen“, erklärte die Dorstenerin Marina Slykers. Auch als Hundebesitzerin habe sie keine Angst: „Es gibt, seitdem sich der Wolf wieder in Deutschland angesiedelt hat, keinen nachgewiesenen Angriff eines Wolfes auf einen Hund.“

Vorbehaltlose Bedenken gegen den Wolf formulierte Wilhelm Wefelnberg als Mitglied des Vorstands der Kreisbauernschaft Wesel: „Wenn man in der warmen Stube sitzt, dann kann man als Tierfreund eigentlich nur für den Wolf sein. Aber die Sorgen und Probleme, die der Wolf vor allem den Nutztierhaltern bereitet, lässt die ganze Sache in einem anderen Licht erscheinen.“ Unterstützung bekam Wefelnberg vom Schermbecker Ortslandwirt Hartmut Neuenhoff: „Wer übernimmt die Verantwortung, wenn eine Rinderherde durch einen Wolf in Panik gerät, durch Zäune bricht und auf der B 58 einen Unfall verursacht?

Als Befürworterin der Wiederansiedlung des Wolfes suchte Steffi Sakowitz das Gespräch mit den Gegnern. Sie gehört der Gruppe Wiki-Wolves an, die seit 2015 ehrenamtlich Herdenbesitzern bei der Anlage von Schutzzäunen hilft. Nutztierhalter aus dem Bereich des Wolfsgebietes können sich mit der Gruppe unter www.wikiwolves.org in Verbindung setzen.

Den Erfolgen durch Zaunbauten stand Dagmar Niemeyer skeptisch gegenüber: „Zäune bis zu 1,20 Meter Höhe werden von Wölfen problemlos übersprungen.“ Deshalb plädiere sie für eine sofortige Entnahme von verhaltensauffälligen Wölfen.

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