Schermbecker Bürger zeigen Flagge Gedenken mit Warnung vor Rassismus

Schermbeck · Schermbecker Bürger trafen sich an den Stolpersteinen für die jüdische Familie Schönbach zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus in der Georgstraße.

 An den Stolpersteinen vor dem Haus der jüdischen Familie Schönbach versammelten sich Schermbecker Bürger, um an die Pogromnacht vor 81 Jahren zu erinnern.

An den Stolpersteinen vor dem Haus der jüdischen Familie Schönbach versammelten sich Schermbecker Bürger, um an die Pogromnacht vor 81 Jahren zu erinnern.

Foto: Helmut Scheffler

Eine der dunkelsten Stunden Schermbecks jährte sich am Samstag zum 81. Male. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge aus Angst vor einem Flächenbrand im Ortskern zwar nicht – wie vielerorts – angesteckt, aber doch erheblich zerstört. Außerdem wurde den Schermbecker Juden arg zugesetzt.

In der Vergangenheit hat es wiederholt Gedenkfeiern an symbolischen Orten in Schermbeck gegeben, am Standort der ehemaligen Synagoge oder auf dem Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde auf dem Bösenberg. 2010 hat der Künstler Gunter Demnig in der Georgstraße Stolpersteine platziert, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. An den vier Steinen, die vor dem Wohnhaus der jüdischen Familie Schönbach für die ermordeten Hugo, Else, Amalie und Mirjam Schönbach verlegt wurden, versammelten sich Vertreter mehrerer Gruppen, um auch ein Zeichen zu setzen gegen den zunehmenden Rechtsradikalismus. Als Mitglied der Initiative „Aufstehen gegen Rassismus“ beteiligte sich Elke Langenbrink. Das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ wird getragen von einer Vielzahl an Organisationen und Personen. „Wir gedenken zwar heute in erster Linie der Pogromnacht, aber in dem Zusammenhang darf man nicht vergessen, was dazu geführt hat“, gab Langenbrink zu bedenken. Ein Vergleich der Geschichte der Weimarer Republik mit Teilen der heutigen Bundesrepublik ermahne dazu, Fehlentwicklungen im Keim zu ersticken. Im Vorfeld der Kommunalwahlen sollen die Kräfte gebündelt werden. „Wir suchen Mitstreiter“, ermuntert Langenbrink die Bürger und verweist auf Kontaktmöglichkeiten über www.aufstehen-gegen-rassismus.de.

Ähnlich argumentierte Marc Overkämping als Vorsitzender der im Oktober gegründeten Partei „Die Partei“. „Unser gemeinsames Ziel sollte es sein, dafür zu sorgen, dass die AfD nicht in den Schermbecker Gemeinderat gelangen kann“, sagte Overkämping. Der Schermbecker Stephan Leifeld kam gleich in doppelter Funktion: als Vorsitzender der im Sommer 2019 gegründeten Partei „Vorwärts Linke Alternative“ und als Mitglied des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten“. Das am 28.Oktober 1953 wiederbelebte Bündnis erinnert an den im Jahre 1924 in Magdeburg gegründeten „Reichsverband Schwarz-Rot-Gold“, der sich als politischer Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik verstand. In Schermbeck gibt es seit dem 1. Juni einen Ortsverband, über den man sich auf der Webseite www.linkealternative.de informieren kann.

Während der Gedenkstunde hatten die Besucher Gelegenheit, mit der Schermbeckerin Marlis Fengels zu sprechen. Sie schrieb den Roman „Die Schönenbecker“, in dem viele Anklänge an Schermbeck zu finden sind. Auch zu Zerstörungsmechanismen, deren Hauptopfer die jüdische Bevölkerung geworden ist.

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