Filmemacherin aus Schermbeck Eine Doku aus Sierra Leone

Schermbeck · Die Dammer Filmemacherin Tanne Brodel hat mit ihrer Tochter während eines Aufenthalts in Westafrika eine Dokumentation über Projekte der Gagu-Zwergenhilfe gedreht. Im Mittelpunkt steht das Kinderheim „Home of Hope“.

 Die Filmemacherin Tanne Brodel (2.v.l.) erhielt für ihren Film viel Beifall und Lob.

Die Filmemacherin Tanne Brodel (2.v.l.) erhielt für ihren Film viel Beifall und Lob.

Foto: Helmut Scheffler

„Home of Hope – Tanne goes Africa“, betitelte die Dammer Journalistin und Filmemacherin Tanne Brodel ihren Film, den sie mit Unterstützung ihrer Tochter Shelley-Sue während eines Aufenthaltes in Sierra Leone von den Projekten der Schermbecker Gagu-Zwergenhilfe im Umfeld des Kinderheimes „Home of Hope“ drehte.

Der 100-minütige Film wurde jüngst erstmals im Saal des Landhotels Voshövel etwa 130 Besuchern gezeigt. Als Leiterin der Gagu-Zwergenhilfe begrüßte Gudrun Gerwien im Beisein des Schirmherren Günther Beck außer dem Filmteam zahlreiche Sponsoren und Paten, von denen einige schon seit über zehn Jahren mit ihren regelmäßigen Patenschaftsbeiträgen dafür sorgen, dass äußerst bedürftigen Kindern ein Aufwachsen in den Elendsvierteln erspart bleibt und eine ganze Reihe von Lebensqualitäten geboten werden, um dem Teufelskreis der Armut entkommen zu können.

Bislang gab es nur kurze Filmsequenzen und Bilderserien, die von den Gagus mitgebracht wurden. Aber eine filmische Dokumentation von der Länge eines Spielfilmes gab es noch nicht. Das reizte die Filmemacherin Tanne Brodel, einen Film zu erstellen, der in abwechslungsreich gestalteten Szenen mosaikartig ein anschauliches Bild von dem Kinderheim „Home of Hope“, von weiteren Gagu-Projekten und von den Lebensbedingungen der Menschen in einem unterentwickelten Land entstehen ließ.

Bereits die wenigen Minuten zu Beginn des Filmes, in denen einzelne Kinder im Gespräch mit Shelley-Sue Brodel ihr Leben vor dem Einzug ins Kinderheim schilderten, und immer wieder eingeblendete Szenen der äußerst kärglichen Infrastruktur des Landes reichten aus, um am Mittwoch den in einem Wohlstandsland lebenden Zuschauern deutlich zu machen, wie dringend notwendig das Engagement der Gagu-Zwergenhilfe ist.

Von den beiden Gagus Gudrun Gerwien und Dieter Schmitt erfuhren die Gäste am Mittwoch in einzelnen Filmszenen, wie die Idee zum Bau eines Kinderheimes entstand. Über Osman Turay, der während des Bürgerkrieges aus Sierra Leone nach Deutschland geflüchtet war, kam der Kontakt zu Stande. Der war auch später häufig die Verbindungsperson zwischen den Schermbeckern und den zuständigen Personen in Sierra Leone.

Im Film wurde das Home of Hope vorgestellt, mit dessen Bau im Sommer 2009 begonnen wurde, in das die ersten Kinder im Oktober 2011 einzogen und das am 2. Februar 2012 eingeweiht wurde. Der Film erinnert daran, dass der finanzielle Grundstock geschaffen werden konnte, weil der ehemalige Bürgermeister Ernst-Christoph Grüter sich auf eine Wette einließ.

Seither, so zeigt es der Film, haben die Gagus eine Reihe von Hilfsprojekten im Umfeld des Kinderheims erfolgreich gestartet. Ein Ausbildungszentrum wurde Ende 2016 in Betrieb genommen. In einem Nähhaus wurden Schulbekleidungsstücke gefertigt. Das Backhaus versorgt nicht nur die Heimbewohner, sondern auch die Bevölkerung der umliegenden Dörfer. Ziel ist die Sicherstellung einer qualifizierten Ausbildung für die Kinder des Home of hope und der Dorfbevölkerung nach deren Schulabschluss, als eine Hilfe zur Selbsthilfe.

Das Nebengebäude der Babtist Primary School wurde errichtet. Dass dort zwei neue und wesentlich größere Klassenräume entstehen konnten, war nur möglich durch die Spendenfreude der Bevölkerung im Umfeld Schermbecks. Die Inneneinrichtung wurde vom Rotary-Club Lippe-Issel gespendet, der sich in den letzten Jahren in einem immer größeren Umfang finanziell an Gagu-Projekten beteiligt.

Der Film zeigt auch die Häuser, die für Ebola-Waisenkinder errichtet wurden und in die im März 2019 zwei Familien einziehen konnten. Die Familien, die dort einzogen, mussten beim Bauen mithelfen und zwei bis drei Ebola-Waisen aufnehmen.

Der lang anhaltende Applaus machte bei der Premiere deutlich, dass es Tanne und Shelley-Sue Brodel gelungen war, bleibende Eindrücke von der Herzlichkeit der Menschen, von ihren Lebensbedingungen und ihrer Chance zu vermitteln, eines Tages ein Leben außerhalb eines Slums führen zu können.

Im Anschluss an die Film-Premiere bestand die Möglichkeit, sich von den Gagus zusätzliche Informationen geben zu lassen. Als amtierender Präsident des Rotary-Clubs Lippe-Issel zeigte sich der Schermbecker Stephan Proff beeindruckt, was von den Gagus mit relativ wenig Geld erreicht werden konnte. Der versprach, die Projekte im Sinne seiner Vorgänger weiterhin wohlwollend unterstützen zu wollen.

Vom Film sichtlich beeindruckt, versprach Etchika Pollex der Gagu-Zwergenhilfe, ein neues Auto für die vielfältigen Transporte in Sierra Leone zu finanzieren. Ein weiterer Gast sagte spontan zu, die im ersten Jahr entstehenden Benzinkosten zu übernehmen.

„Aller guten Dinge sind drei“, sagt der Volksmund. So gab es viel Applaus für den Landhotel Voshövel-Juniorchef Christopher Klump, der die von den Gästen bezahlten Verzehrbeträge komplett an die Gagus weiterreichte. Zusätzlich wurden 1250 Euro von den Besuchern gespendet.

Die Gagus würden sich über weitere finanzielle Unterstützer sehr freuen. Das muss nicht die Übernahme einer Patenschaft sein. „Einmalspenden können wir ebenfalls gut gebrauchen“, ermuntert Gudrun Gerwien denkbare Sponsoren. Für die Instandhaltung der Gebäude wird ebenso Geld benötigt wie für den Austausch von Mobiliar oder für Reparaturen.

(hs)
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