Damwild-Züchter zum dritten Mal betroffen Mutmaßlicher Wolfsriss in Gahlen
Gahlen · Zwei Wolfsberaterinnen untersuchten am Samstag im Heisterkamp die Todesursache des Wildtiers. Bereits zum dritten Mal innerhalb von einem Jahr verliert der Gahlener Hobbyzüchter ein Tier.
In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde in Schermbeck-Gahlen ein etwa zwei Jahre altes Damwild von einem anderen Tier gerissen. Gegen 17.30 Uhr am Freitag war der Hobby-Damwildzüchter Stefan Neuhaus zum letzten Mal bei der 19-köpfigen hausnahen Herde. Um die Mittagszeit am Samstag machte eine Nachbarin den Züchter auf ein getötetes Tier aufmerksam. Umgehend meldete Stefan Neuhaus dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) das getötete Tier.
Ob es ein Wolf war, der das Wildtier riss und vor dem Verlassen des Geheges an der Gahlener Heisterkampstraße an mehreren Stellen Teile der Innereien liegen ließ, muss noch festgestellt werden. Mitglieder des Gahlener Bürgerforums (GBF), die bei zahlreichen Wolfsrissen Erfahrungen sammeln konnten, sind angesichts der festgestellten Verletzungsmerkmale fest davon überzeugt, dass es ein Wolf war.
Bei den beiden bisherigen Rissen auf der Weide der Familie Neuhaus gab es seitens des LANUV unterschiedliche Bewertungen. Das Damwild, welches am 26. August 2020 auf dem Gelände des Hobbyzüchters Stefan Neuhaus gerissen wurde, starb an den Folgen eines Bisses, den die Wölfin „Gloria“ (GW954f) verursacht hatte. An der obersten Litze wurden Haare gefunden und fotografiert. Als die Wolfsberater dann am späten Nachmittag zur Besichtigung vor Ort erschienen, waren die Haare vom Wind verweht.
Beim zweiten Vorfall am 18. September 2020 auf dem Gelände der Familie Neuhaus konnte erst sehr spät am Abend eine Meldung von Wolfshaaren an der obersten Litze an das LANUV erfolgen. Damit diese Haare nicht wieder wegwehen konnten, wurden im Beisein des Bürgermeisters von Schermbeck die Haare von der Litze entfernt, eingetütet und dem Verwaltungschef zur Verwahrung übergeben. „Vom LANUV hat sich danach niemand gemeldet, um mitzuteilen, wie mit den Haaren umzugehen ist“, berichtet Stefan Steinkühler vom GBF. Dieser Tierriss wurde nicht als Wolfsriss in die Liste des LANUV übernommen.
Diesmal verlief die Kontrolle wesentlich schneller und korrekter. Gegen 16.30 Uhr trafen am Samstag zwei Wolfsberaterinnen im Gahlener Heisterkamp ein. Eine intensive Besichtigung des gerissenen Damwildes erfolgte ebenso wie die Entnahme von Materialien für die DNA-Probe und ein gemeinsamer Gang entlang des umgrenzenden Zaunes. Beim Rundgang wurden Haare an der obersten Litze gefunden, die zur Kontrolle mitgenommen wurden. An zahlreichen Stellen wurde die Höhe des Zaunes gemessen. Auf dem westlich liegenden Acker wurden Kratzspuren festgestellt, die denen ähneln, die man bisher bei nachgewiesenen Wolfsrissen registrierte. Anzeichen für den Versuch, den Zaun zu untergraben, wurden nirgendwo festgestellt.
„Das hätte nicht passieren dürfen“, zeigte sich Stefan Neuhaus enttäuscht über die schleppende Bearbeitung seines Antrags, den er im September der Bezirksregierung zuleitete. In seinem Antrag bat Neuhaus um die Genehmigung von Fördermitteln zur Finanzierung eines 1,80 Meter hohen Schutzzaunes. Als er nach einem halben Jahr noch immer keine Mitteilung erhalten hatte, rief Stefan Neuhaus erneut bei der Bezirksregierung an. Von zehn Tagen erhielt er den Förderbescheid und vor drei Tagen das Geld. Vor dem Förderbescheid darf man nicht mit der Baumaßnahme beginnen. „Hätte ich den Förderbescheid vor einem halben Jahr bekommen, dann hätte das Tier nicht sterben müssen“, gibt Neuhaus der Behörde zu bedenken.
Noch bleibt der Hobby-Damwildzüchter Neuhaus seinem Hobby treu, das er von seinem Vater Odilo Neuhaus nach 40 Jahren im Jahre 2012 übernahm. Aber er hat Verständnis dafür, wenn Hobbyzüchter - wie sein Nachbar - nach sehr viel mehr Wolfsrissen und schlechter Unterstützung durch die Behörden ihr Hobby für immer aufgeben.
Nur wenige hundert Meter entfernt informiert der Kreis Wesel am Donnerstag ab 10 Uhr im Bereich der Schafherde am Elsenweg 43 über verschiedene Herdenschutzmaßnahmen.