Im Schermbecker Rathaus Wolfs-Ausstellung lässt Fragen offen

Schermbeck · Für den Biologieunterricht gut geeignet: Eine Schermbecker Ausstellung des Nabu zeigt den Wolf, ignoriert allerdings das neue Wolfsgebiet Schermbeck. Wer Antworten auf die neue Lage im Wolfsgebiet sucht, findet sie hier nicht.

 Die Bannerausstellung „Die Rückkehr des Wolfes nach NRW“ wird bis zum 28. Oktober im Foyer des Schermbecker Rathauses gezeigt.

Die Bannerausstellung „Die Rückkehr des Wolfes nach NRW“ wird bis zum 28. Oktober im Foyer des Schermbecker Rathauses gezeigt.

Foto: Helmut Scheffler

Die Rückkehr des Wolfes nach Nordrhein-Westfalen beschäftigt zurzeit nicht nur Weidetierhalter. Viele Bürger wollen wissen, was die Rückkehr des Wildtieres für sie als Spaziergänger, Pilzsammler oder Hundehalter bedeutet und wie sie sich zukünftig in ausgewiesenen Wolfsgebieten richtig verhalten. „Der NABU nimmt diese Ängste und Sorgen ernst“, begründet der NABU NRW seinen kurzfristigen Entschluss, zusammen mit der Gemeinde Schermbeck die Bannerausstellung „Die Rückkehr des Wolfes nach NRW“ bis zum 28. Oktober im Foyer des Schermbecker Rathauses zu zeigen.

Die Ankündigung des NABU war allerdingsirreführend. Lediglich die Überschrift mit der Ankündigung einer Rückkehr nach NRW hatte etwas mit dem am 1. Oktober ausgewiesenen Wolfsgebiet Schermbeck zu tun. Keines der neun ausgestellten Banner thematisierte auch nur ansatzweise das Auftreten der Wölfin „Gloria Wolf“ (GW954F), die in Gahlen, in Hünxe und Bottrop den Schafhaltern viel Kummer bereitet. Wer gekommen war, um über das Wolfsgebiet Schermbeck informiert zu werden, wandte sich enttäuscht ab.

Stattdessen begrüßte ein fast lebensgroßer Wolf aus Pappe mit der Aufschrift „Willkommen Wolf“ die Besucher. Auf neun Tafeln, die sich hervorragend eignen für den Biologieunterricht in den Schulen, erfährt der Betrachter, dass der Name des Wolfes vom lateinischen „Canus lupus lupus“ abgeleitet ist, dass der Wolfsrüde bis 140 Zentimeter lang werden kann, über eine ausgezeichnete Nachtsichtigkeit verfügt und andere Wölfe auf eine Distanz von bis zu neun Kilometer hören kann.

Wer Antworten auf Fragen erhalten möchte, die sich aus den Wolfsrissen der letzten Monate ergeben, kann den Gang zum Rathaus ersetzen durch einen Besuch der Website www.wolf.nrw.de. Dort findet man auch die Nachweise der jüngsten Wolfsrisse.

Das Banner „Wolfskommunikation“ erklärt, dass Wölfe aus ganz verschiedenen Gründen heult. Der Wolf sucht Kontakt zu anderen Wölfen des Rudels und will Fähen auf diese Weise umwerben. Das Banner „Schützende Hunde“ wiederum berichtet über den erfolgreichen Einsatz von Herdenschutzhunden in Ost- und Südeuropa. Am Banner „Wölfe unter Strom“ wird berichtet, dass Wölfe Nahrung nutzen, die für sie am einfachsten zu erreichen ist. „Deshalb müssen Schafe geschützt werden“, empfiehlt das Banner, auf dem zu Elektrozäunen geraten wird. Das benachbarte Banner beruhigt allerdings die Betrachter. Dort wird der „Wölfische Speiseplan“ vorgestellt. Er lebt überwiegend von Rehen, Wildschweinen, Rothirschen, Hasen und Kaninchen. Nur 0,8 Prozent des Speiseplans wird durch Nutztiere gedeckt.

Wie lebt der Wolf während des Jahres? Antworten gibt die Station „Das Wolfsjahr“. Ab September/Oktober sind die Jungtiere schon fast so groß wie ihre Eltern. Der Rendezvousplatz wird aufgegeben, die Jungtiere folgen nun den Eltern. Im Winter werden die Jungtiere immer selbstständiger und durchstreifen oft schon allein das elterliche Revier. Im Februar und März erfolgt wieder die Paarung der Elterntiere. Das Banner „Wölfe auf Sendung“ schildert, wie per Telemetrie die Bewegungen des Wolfes dokumentiert werden können. Die moderne GPS-Technik bietet die Möglichkeit, Halsbandsender mit kleinen Ortungsgeräten auszustatten. So erhalten Wissenschaftler quasi per SMS Informationen über das Wanderverhalten der Wölfe.

 Viele generelle Informationen, wenig Konkretes. In Schermbecker Rathaus geht es um den Wolf.

Viele generelle Informationen, wenig Konkretes. In Schermbecker Rathaus geht es um den Wolf.

Foto: Helmut Scheffler

Wer mehr Informationen haben möchte, kann sich den Weg zum Rathaus sparen. Der NABU bietet aber an, Wolfs-Experten an Schulen, Kitas und Kindergärten zu vermitteln. Anfragen können an info@nabu-nrw.de gerichtet werden. Außerdem lädt der NABU zum Workshop „Der Wolf macht Schule“ ein, der am 17. November in Recklinghausen stattfindet und in dem die Rückkehr des Wolfes thematisiert wird. Anmeldungen müssen bis zum 1. November unter Tel. 0211 1592510 erfolgen oder per Mail an die genannte Mail-Adresse.

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