RP-Serie „Engel im Alltag“ (Teil 11) 722 Schuhkartons voller Glück

Voerde/Wesel  · Friedhelm und Annelene Raab aus Voerde engagieren sich seit 16 Jahren für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Tausende Päckchen haben sie in der Zeit schon angenommen und für den Versand an bedürftige Kinder vorbereitet.

  Friedhelm Raab (v.l.), seine Frau Annelene, Sammelstellenleiterin Uschi Ludigkeit und ihr Mann Friedrich  engagieren sich seit Jahren für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“.

Friedhelm Raab (v.l.), seine Frau Annelene, Sammelstellenleiterin Uschi Ludigkeit und ihr Mann Friedrich engagieren sich seit Jahren für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“.

Foto: Maren Könemann

„Es war einfach mal so eine Idee“, sagt Friedhelm Raab, als er davon erzählt, wie alles anfing. Vor 16 Jahren haben er und seine Frau Annelene das erste Mal von dieser Aktion mit den Schuhkartons gehört – und dachten, sie machen einfach mal mit. Seither hat sie das erfolgreiche Projekt „Weihnachten im Schuhkarton“ nicht mehr losgelassen. Jedes Jahr sammelt das Ehepaar die Schuhkartons der Spender in Voerde und Umgebung ehrenamtlich ein. Tausende Päckchen für bedürftige Kinder haben die Raabs in 16 Jahren in ihrer Wohnung schon angenommen, zugepackt, umgepackt, beklebt, zugeklebt und schließlich versendet.

„Damals haben wir alle Kartons noch selber mit Geschenkpapier beklebt“, erinnert sich Annelene Raab, „meine Tochter hat mitgeholfen, wir haben uns die Arbeit aufgeteilt: Ich habe die Deckel übernommen, sie die Kartons.“ Wenn sie an diese Samstage denkt, an denen sich die Schuhkartons in ihrem Flur stapelten, muss sie lächeln, genau wie ihr Mann Friedhelm. „Es ist schon immer viel Arbeit, aber wir machen das ja sehr gerne“, sagt Raab. „Man baut ja auch eine Beziehung zu den Leuten auf, selbst wenn man sich nur einmal im Jahr sieht.“ Um die Aktion in Voerde bekannter zu machen, hat er oft auf eigene Faust Informationsflyer an die Menschen verteilt. Und natürlich haben die Raabs auch ihre eigenen Kartons gepackt und verschickt.

Mittlerweile läuft „Weihnachten im Schuhkarton“ bei den Raabs etwas ruhiger ab. Sie agieren nun nicht mehr als so genannte Sammelstelle, in der jedes einzelne Päckchen auf seinen Inhalt kontrolliert, wenn nötig umgepackt, dann mit Geschenkpapier beklebt und zuletzt zugeklebt und versendet werden muss. „Jetzt sind wir Annahmestelle und bringen die Kartons zu Frau Ludigkeit“, sagt Friedhelm Raab. Die Leiterin der einzigen Sammelstelle in Wesel (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, Gabainstraße 20) nimmt die Pakete an und versendet sie in die Zentrale der Organisation in Berlin. Erst dort werden die Kartons kontrolliert und notfalls umgepackt.

„Viele Sammelstellen in Wesel haben zugemacht, weil es einfach zu viel Arbeit wurde“, begründet Uschi Ludigkeit das Vorgehen, das vor zwei Jahren von der Organisation eingeführt wurde. „So läuft alles etwas koordinierter ab.“

Viel Arbeit, damit kennt sich die 61-jährige ehrenamtliche Sammelstellenleitern gut aus. Während die Aktion läuft – also jährlich zwischen dem 1. Oktober und dem 15. November – verbringt Ludigkeit manchmal bis zu 50 Stunden in der Woche mit der Organisation des Projekts. Ihr Mann Friedrich hilft kräftig mit. Doch das findet sie nicht schlimm, sie habe in der Zeit eher „positiven Stress“. Vor allem die vielen Menschen, die sich für das Projekt engagieren, motivieren Uschi Ludigkeit dazu, alles zu geben. „Die große Begeisterung, mit der die Leute die Schuhkartons packen und herbringen – das macht einfach Freude“, sagt sie. „In diesem Jahr war das besonders auffällig, die Liebe sprudelt förmlich aus den Päckchen heraus.“

Das bestätigen auch die Zahlen: 722 Schuhkartons wurden in diesem Jahr im Kreis Wesel abgegeben. „So viele wie noch nie“, sagt die Weselerin. Etwa 140 davon haben Annelene und Friedhelm Raab angenommen. Auch ihnen fällt auf: Es werden nicht nur immer mehr Schuhkartons abgegeben, die Leute geben sich auch jedes Jahr mehr Mühe beim Bepacken. „Manchmal ist der Inhalt eines Pakets bis zu 80 Euro wert“, sagt Friedhelm Raab.

Doch die Raabs und Uschi Ludigkeit sind nicht die einzigen Schuhkarton-Engel im Kreis Wesel. Auch das Ehepaar Mundil engagiert sich seit Beginn der Aktion in 2001 und sammelt immer noch jedes Jahr fleißig mit. „Wenn ich Herrn und Frau Mundil nicht hätte, dann hätte ich wirklich ein Problem“, scherzt Uschi Ludigkeit. Für das Engagement ihrer Mithelfer an den weiteren drei Annahmestellen im Kreis, ist sie unendlich dankbar.

Rückmeldungen von den Kindern, die die Pakete aus Voerde und Umgebung erhalten, kommen allerdings eher selten. „Das können die Kinder ja nur machen, wenn auch eine Adresse im jeweiligen Karton hinterlassen wurde“, sagt der 82-Jährige. Und das sei nicht immer der Fall. Auch die Information, wohin die Pakete letztendlich geschickt werden, erhält die Sammelstelle in Wesel erst nach Weihnachten. „Die meisten Schuhkartons aus Deutschland gehen an Kinder in Ost- oder Südosteuropa, also zum Beispiel Polen, Rumänien, Bulgarien, Weißrussland, Lettland oder die Ukraine“, sagt Ludigkeit. Deutschland ist eines von zwölf Sammelländern weltweit. Insgesamt erreichen jedes Jahr rund elf Millionen Schuhkartons bedürftige Kinder auf der ganzen Welt.

Friedhelm und Annelene Raab möchten jedenfalls weitermachen, zumindest solange es die Gesundheit zulässt. „Das Schöne ist, dass immer wieder neue dazukommen. Vor allem junge Familien, die mit ihren Kindern die Pakete packen und sie vorbeibringen.“

Kennen Sie auch einen Engel im Alltag? Wer ist Ihnen eine besondere Hilfe, wem sind Sie für seinen Beistand dankbar? Unsere Adventsreporterin Maren Könemann wird Sie (und Ihren Engel) besuchen. Kontakt: adventsreporterin@rheinische-post.de; Tel. 0281 14340

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