T(h)ierisch anders Dingdener Zug hätte mehr Aktive verdient

Dingden · Frostig und leicht feucht, aber „t(h)ierisch“ fidel unterwegs waren die Narren in Dingden, wo ein schwarzer Protestwagen auf den Schwund im Rosenmontagszug aufmerksam machte.

 Links: Ein schwarzer Protestwagen führte den Rosenmontagszug des Karnevalsclubs Dingden an.    Rechts: Die bestens aufgelegte Prinzessin Andrea I. griff ohne Unterlass mit beiden Händen ins Wurfmaterial.

Links: Ein schwarzer Protestwagen führte den Rosenmontagszug des Karnevalsclubs Dingden an. Rechts: Die bestens aufgelegte Prinzessin Andrea I. griff ohne Unterlass mit beiden Händen ins Wurfmaterial.

Foto: Fritz Schubert

Mit einem geradezu verzweifelt klingenden Hilferuf hat der Kanevalsclub Dingden (KCD) sich vor einigen Tagen an die Bevölkerung gewandt. Tenor: Kommt zu uns, helft uns, macht mit und sagt uns, was wir anders machen sollen. Von Untergangsstimmung war am Rosenmontag am Straßenrand aber wenig zu spüren. Mit und ohne Kostüm säumten große und kleine Dingdener den Weg des Zuges. Es hätten es ein paar mehr sein können, doch hat das sicher auch mit dem kalten und feuchten Wetter zu tun gehabt. Die Sorgen des KCD hatte dieser gleichwohl an die Spitze der Karawane gestellt. Ein schwarz verhängter Protestwagen führte den Zug an. Er wirkte wie ein Sarg. Sollte er darauf aufmerksam machen, dass hier der Karneval zu Grabe getragen wird? Einige Schilder gaben Aufschluss. Sprüche wie „Wir haben die Wagen, doch keiner will sie haben!“, „Miete mich – 100 Euro“ und „Brauchtumsveranstaltungen haben keinen Stellenwert mehr. Die Stadt ohne den Dingdener Karneval ist wie ,Flasche leer‘!!!“ standen darauf zu lesen.

„Vier bis fünf Wagen und fünf bis sechs Fußgruppen“, so schätzte es der stellvertretende KCD-Vorsitzende und Zugleiter Michael Baur, hätten es am Montag mehr sein können. Zum Beispiel drei Wagen allein aus dem Nachbarort Brünen. Die Karnevalsgemeinschaft Brünen (KGB) fehlte in Dingden ebenso wie der Hamminkelner Verkehrsverein (HVV). Aber Baur ist zuversichtlich, dass sie im kommenden Jahr wieder dabei sind.

 Obligatorisch in Dingden umjubelt: die Tanzgarden 

Obligatorisch in Dingden umjubelt: die Tanzgarden 

Foto: Fritz Schubert

Die zugig kühle Witterung, die auch ein paar Tropfen Nässe mit sich brachte, tat der fidelen Grundatmosphäre aber keinen Abbruch. Das traditionelle Epizentrum des karnevalistischen Treibens, der Kreisverkehr in der Ortsmitte, war schon eine gute Stunde vor dem Eintreffen des Zuges ein Treffpunkt für unempfindliche Jecken aller Altersgruppen. Die bekamen nach dem Protestwagen einen KCD-Elferrat zu sehen, der „t(h)ierisch“ (wegen Prinzessin Andrea Thier) unterwegs war und durstige Passagiere einer Arche im Schlepptau hatte.

Rosenmontag in Digden: Wo der Zuch noch Potenzial hat
Foto: Fritz Schubert

Knuffigen Kleinstwagen folgte alsbald Ihre Tollität Andrea I. mit Pagin Sonja I. Die Prinzessin zeigte sich bestens aufgelegt, griff ohne Unterlass mit beiden Händen ins Wurfmaterial und hatte immer noch Zeit, den einen oder anderen Bekannten am Straßenrand persönlich zu würdigen. Den Freundeskreis der Majestät und den obligatorisch umjubelten Tross der Garden schloss das wasserdicht verpackte Kinderprinzenpaar Tim I. und Emelie I. ab, das seinerseits von Fanclubs aus Familie, Sport und Nachbarschaft eskortiert wurde. Am Ende des Zuges war zudem der Glockenturm-Wagen der Kirchengemeinde Maria Frieden ein Hingucker. Sie nahm damit eine Besteigungsaktion der Jungschützen aufs Korn. Nach einer Runde durchs Dorf und einer weiteren Tour durch den Kreisverkehr im Centrum ging es für alle zum Weiterfeiern ins große Festzelt.

Was bleibt, sind zwei Wünsche für 2021: blauer Himmel und mehr Mitwirkende im Zug und am Straßenrand.

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