Serie: Unser Wasser Rohrsystem auf Herz und Nieren prüfen

Wesel · Hauseigentümer sind verpflichtet, Rückflussverhinderer und Filter am Wasserzähler regelmäßig kontrollieren zu lassen.

Diese Mineralstoffe sind im Wasser
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Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Thomas Steffans, Rohrnetzmeister bei den Weseler Stadtwerken, weiß nicht genau, ob er mit seiner Einschätzung richtig liegt. Doch seine langjährige Berufserfahrung und sein Gefühl sagen ihm, "dass 98 Prozent der Eigenheimbesitzer nicht wissen, dass sie laut Trinkwasserverordnung gesetzlich dazu verpflichtet sind, die Wasserrohre in ihrem Haus regelmäßig über prüfen zu lassen." Dazu zählt nicht nur der vom Fachmann durchzuführende Check des Rückflussverhinderers beziehungsweise des Druckmindereres (in neueren Anlage).

Aus hygienischen Gründen sollte jeder auch den Filter am Wasserzähler alle zwei bis sechs Monate reinigen (lassen). "Vielleicht sollten wir künftig auf unseren Wasser-Jahresabrechungen alle Kunden auf diese Verpflichtung hinweisen und sie so sensibilisieren", sagt Peter Bootz, der technische Prokurist der Stadtwerke, während des RP-Gesprächs zum Thema Wasserrohr-System.

Dass die 80-prozentige Stadttochter sämtliche Rohrleitungen vorschriftsmäßig wartet und schadhafte Teile erneuert, versteht sich fast schon von selbst. Doch wie genau halten die Stadtwerke das fast 430 Kilometer lange Leitungsnetz sauber, durch das unser wichtigstes Lebensmittel vom Flürener Wasserwerk in knapp 13.000 Haushalte geleitet wird?

Spülungen Um mögliche Ablagerungen wie beispielsweise Eisen und Mangan in den Kunststoff-, Zement- und Stahlrohren zu vermeiden beziehungsweise zu entfernen, werden Leitungen - vor allem in Sackgassen - gespült. Das geschieht, indem unterirdische Hydranten - versteckt unter ovalen Eisendeckeln auf Straßen und Gehwegen - aufgedreht werden. "Das passiert alle 14 Tage bis drei Monate und kann zwischen fünf Minuten und einer Stunde dauern", erklärt Rohrnetz-Abteilungsleiter Jürgen Thole. Bis zu zwei Kubikmeter - also 2000 Liter Wasser - laufen dabei pro Minute in den Kanal.

Kontrolle von Schieber und Hydranten Um Schäden bei einem Wasserrohrbruch möglichst schnell zu beheben, sind überall im Leitungsnetz viele Hundert Schieber eingebaut, die unter runden Eisendeckeln schlummern. "Im Notfall sorgen sie dafür, dass der Wasserzufuhr in einer Leitung gestoppt wird, um ein schadhaftes Teilstück auszuwechseln", erklärt Thole. Die Schieber in den größeren Transportleistungen werden jährlich, alle anderen alle sieben Jahre auf ihre Funktionstüchtigkeit hin untersucht. Alle Hydranten - auch von ihnen gibt es mehrere Hundert - müssen alle vier Jahre zum "TÜV".

Rohrnetzprüfung Kritisch unter die Lupe genommen wird auch das Wasserrohrnetz selbst. Denn nicht immer sprudelt das Wasser bei einem Bruch aus der Erde beziehungsweise aus der Straße. Manchmal dringt das flutende Nass auch unbemerkt ins Erdreich ein. 2012 beispielsweise gab es solch einen Fall im Bereich Lackhausen/Obrighoven. "Bei unseren Kontrollen haben wir eine durchgerostete Stahlleitung entdeckt, aus der pro Stunde 1600 Liter und pro Tag 39.000 Liter Wasser geströmt sind", sagt Peter Bootz.

(RP/sgo)
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