Erstreckt sich auch über Wesel Der Limes soll Unesco-Welterbe werden

Niederrhein · Der Niedergermanische Limes gehörte zu den wichtigsten Grenzabschnitten des Römischen Imperiums. Einer von insgesamt 44 archäologischen Fundplätzen befindet sich in Wesel. Nun prüft die Unesco, ob er Welterbe wird. Wie die Chancen stehen.

 Ein Überblick über den Niedergermanischen Limes, der von Remagen bis nach Katwijk reichte. Die Karte zeigt die 44 archäologischen Fundplätze aus der Welterbe-Bewerbung.

Ein Überblick über den Niedergermanischen Limes, der von Remagen bis nach Katwijk reichte. Die Karte zeigt die 44 archäologischen Fundplätze aus der Welterbe-Bewerbung.

Foto: S. Bödecker, E. Rung/LVR-Amt für Bodendenkmalpflege; M. Pütz/LVR-LandesMuseum Bonn; Kartengrundlage: GLOBE Task Team and others

Er gehörte zu den wichtigsten Grenzabschnitten des Römischen Imperiums und erstreckte sich über 385 Kilometer von Remagen bis ins niederländische Katwijk an der Nordsee: der Niedergermanische Limes. Nun soll am Mittwoch bei einer Online-Tagung des Unesco-Welterbekomitees entschieden werden, ob er in die Welterbeliste aufgenommen wird. Getragen wird der Antrag von den Niederlanden, beteiligt sind Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Dass er angenommen wird, gilt als wahrscheinlich, garantiert ist das aber nicht.

Zwischen Kleve und Bonn sind 19 Kommunen mit archäologischen Spuren aus der Römerzeit beteiligt. Die meisten Stätten sind schon als Bodendenkmäler eingetragen – darunter etwa der Palast des militärischen Statthalters in Köln und die römische Stadt Colonia Ulpia Traiana bei Xanten. APX-Leiter Martin Müller hofft auf positive Nachrichten aus Paris: „Mit diesem Unesco-Label würde sich für uns die Außenwahrnehmung nochmals verändern. Es wäre wie ein Ritterschlag. Von der Besuchern her würde es garantiert einen Aufschwung geben.“ Bis zu 20 Prozent mehr Leute könnten kommen, so Müller.

Der Niedergermanische Limes stellte in der Antike eine überwachte Flussgrenze dar. So entwickelte sich der Rhein unter Kaiser Tiberius, der zwischen 14 und 37 n. Chr. herrschte, als Trennlinie zu den germanischen Siedlern auf dem anderen Ufer. Mit der Zeit entstanden entlang des Stroms immer mehr Wachtürme und Kastelle. Die Grenze, auch „nasser Limes“ genannt, existierte etwa 400 Jahre.

Diese linerare Grenzüberwachung sei „Zeugnis der maximalen Ausdehnung des Imperiums und Ausdruck des römischen Herrschaftsanspruches in der Region. Mit einer Nutzungsdauer von etwa 400 Jahren ist er von allen Grenzabschnitten im Westen des Imperiums zudem derjenige, der am längsten Bestand hatte“, schreibt das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland zur Begründung, warum dieser Limes-Teil Unesco-Welterbe werden sollte.

44 archäologische Fundplätze haben die Projektpartner in ihrer Bewerbung erwähnt. In der Stadt Wesel ist es ein ehemaliges Militärlager, das auf dem heutigen Gebiet des Ortsteils Büderich lag. Die Fundplätze insgesamt „stellen eine repräsentative Auswahl der entlang des Rheins zahlreich bekannten archäologischen Zeugnisse der Römerzeit dar“, heißt es vom LVR. „Sie belegen den für eine Anerkennung als Unesco-Welterbe erforderlichen außergewöhnlichen, universellen Wert.“

Der Limes galt als Nahtstelle zwischen dem römischen Weltreich und den Germanen. Das militärische Grenzsystem erstreckte sich von Schottland im Norden bis ans Schwarze Meer im Osten. Seit den 80er-Jahren verfolgt die Unesco das Ziel, die Überreste als Weltkulturerbe zu erhalten. Beim Treffen der Komitee-Mitglieder wird auch über die Bewerbung eines weiteren Abschnitts gesprochen: den 997 Kilometer langen westlichen Teil des Donaulimes zwischen dem niederbayerischen Bad Gögging und ungarischen Kölked. Bereits 2005 hatte die Unesco den mittleren, zirka 550 Kilometer langen Abschnitt – der Obergermanisch-Raetische Limes vom rechtsrheinischen Bad Hönningen bei Bonn bis nahe Regensburg – in die Welterbeliste aufgenommen. 

Zum Limes-System gehörten Kastelle und Kleinkastelle, in denen die Wach-Einheiten stationiert waren. An strategischen Punkten im Hinterland standen außerdem kampfbereite Einheiten in Legionslagern bereit, die rasch zu größeren Armeen formiert werden konnten. Im Schutz der Militärlager entstanden Landgüter und Siedlungen, die bis heute weiter existieren. So wie in Xanten.

(mit Agenturmaterial)
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