Wesel Reizwort Betuwe: Ausbaupläne der Bahn stoßen weiter auf Skepsis

Wesel · Gut 400 Besucher bei der Bürgerinformation der Bahn in der Niederrheinhalle. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp appelliert, die Offenlage zu nutzen und Bedenken rechtssicher einzubringen.

 Streckenplan der Bahn: 8,5 Kilometer misst der Ausbauabschnitt Wesel vom Wesel-Datteln-Kanal (links) bis zum heutigen Bahnübergang Strauchheide (rechts).

Streckenplan der Bahn: 8,5 Kilometer misst der Ausbauabschnitt Wesel vom Wesel-Datteln-Kanal (links) bis zum heutigen Bahnübergang Strauchheide (rechts).

Foto: Deutsche Bahn

Das Mammutprojekt Ausbau der Bahnstrecke Emmerich-Oberhausen nimmt Fahrt auf. Gut 1000 Wohneinheiten sind allein in Wesel vom Bau des dritten Gleises so betroffen, dass aus Sicht der Bahn passiver Lärmschutz (isolierende Fenster etc.) nötig ist. Auf dem 8,5 Kilometer langen Abschnitt auf Stadtgebiet sollen 12,3 Kilometer Schallschutzwände errichtet werden. Die werden bis zu fünf Meter hoch sein, wie Projektleiter Stefan Ventzke gestern Abend in der Niederrheinhalle vorstellte. Rund 400 Menschen nutzten die Bürgerinformation der Bahn zum anstehenden Planfeststellungsverfahren mit Offenlage (siehe Info-Box).

Bürgermeisterin Ulrike Westkamp nannte es "außerordentlich wichtig, dass wir uns jetzt einbringen". Zu Beginn und am Schluss appellierte sie eindringlich an jeden Einzelnen, die Offenlage zu nutzen und Einwände unbedingt schriftlich vorzubringen. Die Stadt werde helfen und gegebenenfalls auch samstags zur Verfügung stehen. Den Appellen Westkamps schloss sich am Ende auch Ventzke an: "Damit Sie sich später nicht vorwerfen müssen, nichts getan zu haben."

Was Kernpunkte wie Lärm und Erschütterungen angeht, gab es vonseiten der Planer wenig Neues. Soll heißen: Die Bahn baut freiwillig nur das, wozu sie per Gesetz verpflichtet ist. Und das ist nicht immer das, was die Menschen sich wünschen. Wer einen effektiven Lärmschutz haben will, der zugleich auch noch ins Stadtbild passt, der muss das im Planfeststellungsverfahren nun vorbringen.

Gert Bork von der Bürgerinitiative "Betuwelinie — So nicht" machte unter anderem deutlich, dass passiver Lärmschutz durch dichte Fenster auch bedeutet, dass die Betroffenen dann ihre Balkone und Terrassen trotzdem nicht mehr nutzen könnten.

Thema Sicherheit: Projektleiter Ventzke erklärte am Rande, dass mit den Feuerwehren mittlerweile in etlichen Detailfragen Konsens erzielt wurde. Uneinigkeit herrsche derzeit nur noch in Sachen Gerätschaften und Löschwasser.

Die Atmosphäre in der Niederrheinhalle blieb ruhig und sachlich. Dennoch überwog eindeutig Skepsis bei Aussagen, dass Erschütterung nicht zunehmen, Lärm in weiten Teilen des Stadtgebiets abnehmen würde. Dass Lippedorf keine Lärmschutzwand bekommt, will die Stadt laut Westkamp nicht widerspruchslos hinnehmen.

Mit dem Bau des dritten Gleises verbunden sind etliche Großbaustellen. So wird unter anderem die Brücke der B 473 zunächst durch einen Behelf ersetzt und dann neu gebaut. Fünf Jahre setzt Ventzke für das Gesamtvorhaben an.

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(RP)
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