Wesel Reif für die Campinginsel

Wesel · Für immer mehr Menschen ist Urlaub auf dem Campingplatz eine kostengünstige Alternative zur Reise ins Ausland. Davon profitiert nicht zuletzt die Grav-Insel in Flüren. Seit 40 Jahren gehört das 2,1 Millionen Quadratmeter Eiland zu einem der bevorzugten Ziele vieler Menschen aus dem nahen Ruhrpott.

"So rund 6000 bis 7000 Gäste haben wir im Moment", freut sich Geschäftsführer Frank Seibt. "Das ändert sich hier minütlich." Gut neunzig Prozent der Camper kommen aus einem Umkreis von hundert Kilometern; aus dem Ruhrgebiet und dem Sauerland, Belgien und den Niederlanden finden die Erholungssuchenden den Weg an den Altrhein.

Seibt weiß von Gästen zu berichten, die vereinzelt schon in der vierten Generation hier eine der 2010 Parzellen gepachtet haben. Wenn Seibt — wie alle auf der Insel nur mit Schritttempo — über die Kieswege fährt, wird links und rechts gegrüßt. "Wir sind hier eine große Familie". sagt er. Und so wird jeder geduzt, ganz gleich, ob man sich kennt oder nicht.

Nicht auf Komfort verzichten

Typisch für die Camper, so sagt Seit, sei die Hilfsbereitschaft. "Wenn da beim Zeltaufbau mal ein Hering fehlt, dann hilft der Nachbar aus. Und wenn beim Grillen fünf Würstchen übrig sind, dann werden die gerne an die anderen weitergegeben."

Seit langen Jahren Stammgast auf dem Platz: Carmen und Klaus-Peter Klein aus Dorsten, die als Dauercamper jedes Wochenende hier verbringen. Auf ihrer Parzelle pflegen sie liebevoll den kleinen Garten. Wenn's heiß wird, bauen sie sich einen kleinen Swimmingpool auf. Und natürlich darf auch der Grill nicht fehlen. "Es ist doch wirklich schön hier", schwärmt Carmen Klein, die die familiäre Atmosphäre und die Ruhe genießt.

"Und man muss nicht auf Komfort verzichten!" — der Blick ins Vorzelt gibt ihr Recht: Der Fernseher findet hier ebenso seinen Platz wie die Mini-Küche. "Das Gesamtpaket stimmt einfach — das hat man in der Stadt nicht", findet Tochter Nicole Klein. Wie sie, so ist auch ihr Verlobter Tobias Karstan mittlerweile mit dem Camper-Gen infiziert und ist ebenfalls so oft wie möglich auf dem Platz.

Man kennt sich auf Deutschlands größtem Familien-Campingplatz: Zum Frühstück haben sich bei Familie Klein Siegrid und Siegfried Jetten eingefunden. Gemeinsam nutzen alle die frühen Sonnenstrahlen, laben sich an Brötchen und Kaffee. Die Männer freuen sich schon auf das erste Bier am Mittag.

"Wir sind keine Schönwettercamper", erklärt Siegfried Jetten. "Auch Regen kann uns hier nichts anhaben." Wenn Petrus ihnen mal nicht gewogen ist, dann ziehen sie sich unter die überdachte Terrasse zurück, zünden ein Feuerchen an — "und dann passt das", sagt seine Frau.

Familie van de Weyer ist nicht so gut gegen schlechtes Wetter gerüstet: Die Recklinghäuser sind kürzlich mit ihren Zelten angereist, wollen auch nur ein paar Tage bleiben. Wie lange, das hängt von der Witterung ab. In ihrem eigenen Camp, das sie um Bierzeltgarnituren und Liegestühle gruppieren, machen sie Familienurlaub im ganz großen Stil. A

cht Erwachsene und drei Kinder schätzen die niederrheinische Sommerlandschaft sehr. "In Spitzenzeiten sind wir bis zu 20 Leute in acht Zelten," sagt Marc van de Weyer. Was die van de Weyers und viele andere außerdem reizt, ist das Freizeitangebot auf der Grav-Insel. Für die Kleinen gibt es den Streichelzoo und samstags den Trödelmarkt. Dass beim Baden im Altrhein nichts passiert, darüber wachen die Rettungssanitäter der DRK-Station.

Zu Beginn ihres Aufenthaltes in Flüren, als die Sonne vom Himmel brannte, haben die Recklinghäuser die riesige Wasserrutsche am Deich für sich entdeckt. "Für die Kleinen eine echte Sensation", findet Marc van de Weyer. Für ihn selbst unverzichtbar ist der Grill. Außerdem wird abends ein Lagerfeuer angezündet, zur Gitarre gesungen. Und dazu die untergehende Sonne. Einfach schön.

Die Großfamilie hat vor allem die kurze Anfahrt und die unkomplizierte, kurzfristige Planung überzeugt. "Und es ist nicht so teuer" — in Zeiten der Krise sicher ein Argument.

(RP)
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