Ausstellung am Wochenende Raumerlebnis mit Kunst und Jazz

Wesel · Hans-Jürgen Schröder und Gjörgji Mitrewski laden zur Ausstellung aufs ehemalige Trapp-Gelände ein.

 Gjörgji Mitrewski (links) und Hans-Jürgen Schröder zeigen ihre Kunst an einem außergewöhnlichen Ort mit Kult(ur)-Potenzial.

Gjörgji Mitrewski (links) und Hans-Jürgen Schröder zeigen ihre Kunst an einem außergewöhnlichen Ort mit Kult(ur)-Potenzial.

Foto: Thomas Hesse

Diesmal ist Hans-Jürgen Schröder mit seinen großformatigen Malereien eine Tür weiter gegangen. Aus seinem Atelier in der rustikalen Werkstatt der alten Hallen des ehemaligen Bauunternehmens Trapp tut er einen Schritt in die große Werkhalle mit ihren rauen gemauerten Wänden, dem an der Decke rollenden Lastenkran, den stählernen Rolltoren und einem teils verglasten Werkstor, das ein sich seltsam ausbreitendes Streulicht in den riesigen Raum, nein, in die kirchenschiffartige Höhe der Halle wirft. Die großen Bildformate des Weseler Lehrers und Künstlers wirken hier naturgemäß kleiner, aber sie haben ein Maß, das sie im Raum breit wirken lässt. Bildnerische Farbe im Industriebau, das hat schon was. Die neue Ausstellung unter dem wortspielenden Slogan „Zuerst muss es schlecht sein, bevor es gut wird“ ist eine Doppelschau.

Schröders Farbenwelt setzt Gjörgji Mitrewski erotische Schwarz-Weiß-Arbeiten als Mischtechnik aus Fotos und malersicher Verfremdung entgegen. Auch das hat etwas, nicht nur in der Raumwirkung, sondern im Zusammenspiel mit dem ergrauten Mauerwerk und dem diffusen Licht.

Kennengelernt haben sich die beiden Künstler während eines Besuchs des weitgereisten Hans-Jürgen Schröder in Mazedonien. Gjörgji Mitrewski lebt als Fotograf in Skopje, der Hauptstadt des Landes. Nach der erfolgreichen Volksabstimmung zur Namensänderung in Nordmazedonien steht das Land vor der Aufnahme in die EU und Nato. Durch jahrzehntelange politische Isolation zwischen Griechenland und Ex-Jugoslawien konnte Mazedonien bis dato eine gewisse kulturelle Eigenständigkeit bewahren. Das merkt man den Foto-Mischtechniken an. Gjörgji Mitrewski schert sich nicht um Konventionen und mögliche Publikumserwartung. Er zeigt durchgängig erotische Motive, Gesichter in Verzückung und Bewegung, die er mit knapper malerischer Inszenierung weichzeichnet. Weißraum lässt Platz für Dynamik und Fantasie.

Hans-Jürgen Schröder hat sich schon oft von Motiven seiner Reisen inspirieren lassen, diesmal auch. Am mazedonischen See Ohrid stehen Menschen, blicken aufs Wasser wie Touristen, die Strenge der schwarzumrandeten Figuren lässt sie wie Skulpturen am See erscheinen. Kraftvolle bis leuchtende Farben prägen die Landschaft und sprengen manchmal das Bild, wie die himmelwärts strebenden Bäume am sprudelnden blauen Fluss. Der Weseler sagt, es sei eine einfache Art zu malen. So wie sie der Situation entspreche, wenn es ihn einfach dränge zu malen.

Wie bei der letzten Ausstellung kommen wieder Jazzmusiker an den Ort, in dessen Werkstatträumen auch hiesige Musikschaffende untergekommen sind. „Ich konnte einen hochklassigen Jazzmusiker gewinnen. Am Sonntag spielt Moritz Anthes Posaune, unter anderem Mitglied in der Big-Band „The Dorf“ – „in der deutschen Jazzszene für improvisierte Musik top gesetzt“, sagt Schröder. Wann genau der Auftritt ist, bleibt offen.

Zur außergewöhnlichen Herausforderung der Präsentation in der Halle für die Aussteller und zum einmaligen Raumerlebnis für die Besucher sagt der Maler: „Gerne möchte ich mit dieser Ausstellung dazu beitragen, die Kulturszene und das kulturelle Leben in Wesel zu erweitern sowie den Standort ehemalige Trapp-Hallen als vielfältigen Kultur­ort in der öffentlichen Wahrnehmung zu etablieren.“

Die Schau ist am heutigen Samstag, 1. Juni, von 14 bis 18 Uhr und morgigen Sonntag, 2. Juni, von 11 bis 18 Uhr, zu sehen. Ort ist die alte Halle an der Trappstraße 6-8. Über eine schmale Zufahrt im Straßenknick geht es aufs Gelände.

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