Schleusenbaustelle auf Radstrecke Bislicher Insel: Radler durchbrechen Sperre

Wesel/Xanten · Die Schleusenbaustelle auf der Bislicher Insel bringt CDU und Grüne in Stellung. Beide fordern eine Behelfsbrücke. Ausflügler haben Absperrungen demoliert und sich ihren Weg gebahnt. Die Baufirma hat Anzeige erstattet.

  Der Eyländer Weg ist gesperrt.

Der Eyländer Weg ist gesperrt.

Foto: Deichverband

Der Ärger um den wegen der Schleusensanierung gesperrten Eyländer Weg auf der Bislicher Insel geht weiter. Nach den massiven Beschwerden von Maria Engels und Heinrich Henrichs über weite Umwege in der gerade anlaufenden Radtouristik- und Wallfahrtssaison (wir berichteten) kommen erste Reaktionen aus der Weseler Politik. Die CDU unterstützt die Forderung der beiden Gindericher nach einer Behelfsbrücke für Fußgänger und Radler und hat sich an Bürgermeisterin Ulrike Westkamp gewandt. Fraktionsvorsitzender Jürgen Linz bittet sie, sich mit dem Deichverband um eine Lösung zu kümmern. Eine zwei Monate dauernde Sperrung zur Hochsaison für Radfahrer und Touristen sowie Passagiere der Fähre „Keer tröch“ könne nicht hingenommen werden. „Was vor ein paar Jahren gut funktioniert hat, muss auch jetzt möglich sein“, schreibt Linz.

Nicht anders sieht es Ulrich Gorris, Sprecher der Grünen im Weseler Rat. Auch er fordert die Behelfsbrücke, geht aber noch ein paar Schritte weiter. So stellt Gorris fest, dass die Stadt Wesel die Verkehrsteilnehmer über die Einschränkungen für die Römerroute, den Rheinradweg und das Radverkehrsnetz NRW nur unzureichend informiere. Touristen machten sich von Wesel aus in Richtung Xanten auf den Weg – im Glauben, die beliebten Routen in der allgemein bekannten Wegeführung nutzen zu können. Der Grüne wünscht daher „an allen relevanten Knotenpunkten auf dem Stadtgebiet Wesels eine Beschilderung, die auf den unerfreulichen Zustand und vor allem auf die Verlängerung der Wegstrecke hinweist, sodass Reisende spätestens am Punkt 60 entscheiden können, ob sie von einem Besuch der Stadt Xanten absehen und doch lieber in Wesel bleiben wollen“.

Außerdem macht Ulrich Gorris sich für eine vorübergehende Reduzierung der Fährenpreise wegen eingeschränkter Funktion und für den Ausgleich ihres gesamten Einnahmeausfalls nach dem Verursacherprinzip stark.

Unterdessen hat sich am Ort des Geschehens auf dem Gebiet der Stadt Xanten die Lage längst zugespitzt. Weil Verkehr sich wie Wasser naturgemäß immer seinen Weg sucht, ist es an der Baustelle auf der Bislicher Insel zu Wildwest-Szenen gekommen. Nach dem Feiertag 1. Mai sowie dem vergangenen Wochenende waren jeweils Zerstörungen an den Absperungen auf dem Eyländer Weg festgestellt worden. Wie Berthold Schwenke, Geschäftsführer des Deichverbandes Duisburg-Xanten auf Anfrage unserer Redaktion berichtet, ist auch beobachtet worden, wie Ausflügler sich scharenweise Bahn gebrochen haben. Die mit den Arbeiten beauftragte Wasserbaufirma Maas aus Moers habe Anzeige gegen unbekannt erstattet.

 Die sanierungsbedürftige Stelle an der Götschleuse auf Xantener Gebiet ist eingerüstet.

Die sanierungsbedürftige Stelle an der Götschleuse auf Xantener Gebiet ist eingerüstet.

Foto: Deichverband
 An der Rückseite der Sperrung sind Zerstörungen deutlich zu erkennen. Ungeduldige haben sich ihren Weg gebahnt.

An der Rückseite der Sperrung sind Zerstörungen deutlich zu erkennen. Ungeduldige haben sich ihren Weg gebahnt.

Foto: Deichverband

Über die Möglichkeit, die Beschwernisse mit einem Behelf wie schon einmal in den 80er Jahren abzumildern, sei im Vorfeld der Arbeiten durchaus nachgedacht worden. Doch sei, so Schwenke weiter, wegen der dringend nötigen Sanierung eben Eile geboten gewesen. Auch ein Behelfsbau sei ein Eingriff ins Naturschutzgebiet und bedürfe besonderer und langwieriger Voruntersuchung. Und das hätte dann zu noch viel gravierenderen Verzögerungen geführt, sagt Berthold Schwenke. Um Betroffenheiten so gering wie möglich zu halten, sei die Sperrung der Brücke für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen schon so gelegt worden, dass Landwirte zu ihren saisonalen Hochzeiten nicht mit ihren schweren Fahrzeugen über die Dörfer mussten. „Mehr ist kaum möglich“, sagt Schwenke, der auch darauf hinweist, dass der Regionalverband Ruhr (RVR) in die Planungen eingebunden war. Das Naturforum des RVR auf der Bislicher Insel ist wie das Auencafé nur noch von Ginderich aus zu erreichen und sozusagen Ende einer Sackgasse. „Da fährt doch jetzt keiner hin, wenn er hinterher wieder den gleich Weg zurückmuss“, sagt Maria Engels. Wer sich auf den beliebten Radel-Rundkurs Wesel-Xanten mit Nutzung der Bislicher Fähre begibt, muss aktuell mit gut zehn Kilometern mehr rechnen, die obendrein weitgehend an den unattraktiven Straßen B 57 und L 460 liegen.

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