Streckenvorschlag bis Wesel Prüfvorschlag für Walsumbahn bis Wesel

Wesel/Dinslaken · Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr gibt es Überlegungen, die alte Walsumbahn zu reaktivieren. Aus Wesel kommt die Forderung, die Bahn sogar bis in die Kreisstadt zu führen. Die Stadt solle einen Prüfauftrag fordern, sagt die CDU.

 Gleise der Walsumbahn - derzeit nur für Güterverkehr genutzt.

Gleise der Walsumbahn - derzeit nur für Güterverkehr genutzt.

Foto: Heinz Schild

Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt den Vorschlag der Mittelstandsvereinigung der CDU im Kreis Wesel, die geplante Reaktivierung der Walsumbahn bis Wesel weiterzuführen. „Wir halten das für einen Vorschlag, den man prüfen sollte“, sagt Lothar Ebbers als Sprecher von Pro Bahn in Nordrhein-Westfalen. Er glaubt, dass die Personenbeförderung auf dieser Strecke in Zukunft stark nachgefragt sein könnte.

Zum Hintergrund: Die alte Walsumbahn von Oberhausen über Walsum nach Wesel durch das westliche Voerde wurde 1912 in Betrieb genommen; im Zweiten Weltkrieg wurde aber die Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal gesprengt, so dass die Bahn nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr bis Wesel fuhr. Zwischen Wesel und Spellen wurden nur noch Bahnbusse eingesetzt.

Zuletzt fuhren nur noch Güterzüge auf der Strecke, bedienten etwa die Grillo-Werke in Hamborn, die Zeche Walsum und das Kraftwerk Voerde. Mit Ende der Zeche Walsum 2008 und Ende des Kraftwerks Voerde 2017 hat die Strecke immer weniger Funktion als Güterzugverbindung. Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht nun die Chance, die Strecke für die Personenbeförderung zu entwickeln. Besonders mit Blick auf die Betuwe-Linie sieht Pro-Bahn-Sprecher Ebbers in der westlicheren Bahnverbindung in Richtung Süden eine wichtige Achse des Schienenpersonenverkehrs.

Vielerorts in Nordrhein-Westfalen wird derzeit über die Reaktivierung alter Bahnstrecken gesprochen. Im Kreis Wesel betrifft dies linksrheinisch etwa die Verbindung von Neukirchen-Vlyun nach Moers. Für die Walsumbahn hatte Pro Bahn schon 2004 ein Gutachten bekannt gemacht, das darlegen sollte, wie wirtschaftlich eine Walsumbahn mit Personenbeförderung wäre. Im Oktober 2019 wurde nun der Startschuss für eine weitere Reaktivierung der Bahnverbindung durch den VRR gegeben. Ab 2025 könnten wieder Personenzüge dort fahren; allerdings wird bisher nur eine Verbindung von Voerde bis Oberhausen geprüft. In Voerde spricht sich die Politik dafür aus, auch Spellen anzubinden. Dann wäre es nicht mehr weit bis Wesel. Besonders der Duisburger Norden würde profitieren, sagt Lothar Ebbers: „Stadtteile wie Walsum oder Marxloh haben keinen Bahnanschluss. Eine Walsumbahn wäre auch ein Infrastrukturprogramm für einen solchen Stadtteil.“ Ebbers kann sich vorstellen, dass eine solche Bahnlinie nicht allein als singuläre Strecke betrachtet wird, sondern eingebettet ist in den regulären Zugverkehr, etwa eine Anbindung nach Düsseldorf hat.

Auf ein Potenzial der Walsumbahn für Wesel hatte zuletzt die Mittelstandsvereinigung der CDU aufmerksam gemacht. „Die MIT-Wesel würde es begrüßen, wenn über die bisherigen Planideen des VRR hinaus, auch an die Anbindung von Wesel gedacht würde“, schrieb MIT-Vorstand Andreas Gardemann in einem Antrag, den CDU-Fraktionschef Jürgen Linz im Weseler Rat an die Bürgermeisterin Ulrike Westkamp weitergeleitet hat. Gardemann verweist darauf, dass bis Wesel nur noch 3,8 Kilometer Bahnlinie fehlten. „Gerade vor dem Hintergrund, dass die drei Gleise in Wesel demnächst stark durch die Betuwe-Linie genutzt werden, ist eine alternative zusätzliche Streckenführung – wie es der Anschluss an die Walsumbahn möglich machen würde – sehr sinnvoll. Eine Ausweichstrecke ist dann gegeben“, schreibt Gardemann. Durch die Anbindung Wesels an die Walsumbahn stünden Pendlern von Wesel nach Düsseldorf, Oberhausen und Duisburg alternative Nahverkehrsangebote zur Verfügung. Die überlastete B 8 und die überlasteten Autobahnen auf diesen Strecken könnte entlastet werden. Die Stadt Wesel solle auf den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr zugehen und sich dort für eine Machbarkeitsstudie einsetzen. „Wenn die Studie positive Aussagen liefert, sollte die Stadt Wesel mit Nachdruck daran mitwirken, dass eine Anbindung an die Walsum-Bahn realisiert wird“, schreibt Gardemann.

Inwieweit eine Verbindung direkt bis nach Wesel realistisch ist, bleibt offen. Zwar verweist Andreas Gardemann von der Mittelstandsvereinigung der CDU darauf, dass der Bahndamm, auf dem die Bahn fahren könnte, noch immer im Besitz der Stadt Wesel ist. Allerdings weist Lothar Ebbers darauf hin, dass die Walsumbahn nicht direkt an den heutigen Gleisen hielte. Als eine Option sieht er, die Walsumbahn bis Friedrichsfeld weiterzuführen, auch davon könne Wesel schon profitieren.

(sep)
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