Kreis Wesel Polizei will mehr Fälle lösen

Kreis Wesel · Weniger Straftaten, aber auch ein Rückgang bei der Aufklärungsquote – das zeigt die Kriminalitätsstatistik 2012, die seit gestern vorliegt.

Wenn man die Zahlen mit dem landesweiten Durchschnitt vergleicht, dann lebt es sich im Kreis Wesel sicherer als in anderen Teilen des Landes Nordrhein-Westfalen. Das ist die gute Nachricht, die Landrat Dr. Ansgar Müller gestern bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2012 für den Kreis vorstellte. Die schlechte Kunde: Es werden allerdings auch weniger Straftaten als zuvor aufgeklärt. In dieser Sache gibt es gewiss noch Luft nach oben.

2012 wurden im Kreis Wesel insgesamt 34 474 Straftaten zur Anzeige gebracht. Das sind 245 Fälle weniger als im Jahr zuvor. Damit trotzt der Kreis dem landesweiten Trend, bei dem im Vergleich zu 2011 nicht nur die Anzahl der Straftaten, sondern auch die Häufigkeitszahl (Anzahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner) gestiegen ist.

Zum Vergleich: Im Kreis liegt diese bei 7378, in NRW bei 8510. "Das ist das Licht", sagt Müller und ergänzt: "Der Schatten ist die Aufklärungsquote, die 2012 erneut gesunken ist. Sie liegt nun bei 47,1 Prozent." Diese negative Entwicklung ist auch Utz Schmidt, seit November 2012 Abteilungsleiter der Polizei, ein Dorn im Auge. Und deshalb verspricht er Verbesserung. "Spätestens im nächsten Jahr haben wir wieder eine Fünf vorne. Die ersten beiden Monate in diesem Jahr sind bereits vielversprechend." Zum Hintergrund: Zuletzt gab es 2008 eine Aufklärungsquote von 50,5 Prozent.

Vor einigen Jahren startete die Polizei im Kreis allerdings auch mit der Kampagne "Kurve kriegen". Ziel ist es, die Zahl der von Kindern und Jugendlichen begangenen Straftaten zu reduzieren. Getreu dem Motto "Kein Kind wird als Täter geboren" setzt das Konzept auf frühe Hilfe statt später Härte. Mit Erfolg. So ist die Anzahl der Mehrfach-Tatverdächtigen unter 21 Jahren im Kreis Wesel (eine von acht Modellregionen) von 225 im Jahr 2008 auf 111 im Jahr 2012 gesunken.

"Das Konzept, an dem wir auch festhalten wollen, zeigt Wirkung. Wir haben weniger Straftaten und somit jetzt auch mehr Kapazitäten für die Kriminalitätsbekämpfung", sagt Schmidt. Er spricht von einer Umstrukturierung der Polizeiarbeit, die seit November vergangenen Jahres im Gange sei.

Positiv zu vermelden ist auch, dass die Anzahl der Wohnungseinbrüche im Jahr 2012 erstmals seit 2008 im Kreis Wesel wieder gesunken ist. "Wir haben den Trend gestoppt", freut sich auch Landrat Dr. Ansgar Müller. Zugleich appelliert er an alle Bürger, die verdächtige Beobachtungen machen, sich bei der Polizei zu melden. "Die Hürde, die 110 anzurufen, ist immer noch zu hoch", so Müller. Dabei seien aufmerksame Nachbarn ausdrücklich erwünscht. "Lieber ein Anruf zu viel, als ein Anruf zu wenig."

Schmidt gab zudem bekannt, dass sich die Kreispolizei dem Auswerteverbund Ruhr angeschlossen habe. Schließlich kämen die Einbrecher nicht mehr aus der Nachbarschaft. "Wir beobachten, dass sich vor allen in den Städten Duisburg, Köln und Dortmund osteuropäische Straftäter niederlassen, die bandenartig auf Diebestour gehen. Und sie machen leider nicht an unseren Kreisgrenzen halt", so Schmidt, der alle Bürger auffordert, ihre Häuser und Wohnungen entsprechend zu sichern.

(RP)
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