Wesel Pilgerstätte Engelkirche

Wesel · Fast 300 Menschen nahmen an der Führung von Bruder Gereon durch das ehemalige Fusternberger Fort teil. Die alte preußische Befestigungsanlage bot im II. Weltkrieg vielen Menschen Unterschlupf vor Bomben.

200 bis 300 Menschen fanden bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg Zuflucht im ehemaligen Fusternberger Fort. Fast ebenso viele kamen jetzt zur Führung in der Friedenskirche zu den Heiligen Engeln und den darunter liegenden preußischen Befestigungsanlagen. Vor dem Portal zur Krypta gab Bruder Gereon zunächst einige Informationen zur Geschichte des ehemaligen Forts, dessen Zentrum die Redoute bildete, ein Rückzugsraum, auf dessen Außenmauern die „Engelkirche“ ruht.

Verteidigung für den Bahnhof

Zwischen 1856 und 1858 sei das Fort von den Preußen erbaut und danach immer mehr erweitert worden. „Die Anlage hatte die Aufgabe, den Bahnhof zu verteidigen“, erklärte der Diakon. Wesel sei damals ein wichtiger Waffenumschlagplatz gewesen. In Kriegszeiten hätten in der Festung bis zu 500 Soldaten Platz gehabt. „Hier ist aber nie ein Schuss gefallen“, sagte Bruder Gereon.

Das ist umso erstaunlicher, als im Fort 16 moderne Kanonen mit sechs bis acht Kilometern Reichweite, eine große Anzahl von Mörsern sowie 32 Maschinengewehre stationiert waren. Im Zweiten Weltkrieg war es vorbei mit der Waffenruhe. In der Krypta berichtete Bruder Gereon, dass die Ruine des Forts ab 1939 zum Luftschutzbunker umfunktioniert wurde. Im Obergeschoss habe sich ein Sanitätsraum befunden.

In den Kellergewölben mit ihren drei Meter dicken Mauern überstanden Menschen zahlreiche Bombenangriffe zwischen 1941 und 1944. Im Frühjahr 1945 kurz vor Kriegsende spitzten sich die Ereignisse dramatisch zu. Am 18. Februar wurde das Fort von einer Bombe in zwei Teile gespalten. Eine zweite Bombe explodierte wie durch ein Wunder nicht. 150 Menschen, die im Bunker Schutz gesucht hatten, kamen mit dem Leben davon.

Sie hatten offenbar einen Schutzengel, welcher der „Engelkirche“ schließlich ihren Namen gab. Für die Teilnehmer der Führung war es beeindruckend, den Ort des dramatischen Geschehens selbst zu besichtigen. „Dieses Haus erinnert uns an schreckliche Zeiten, aber auch an die Errettung“, sagte Bruder Gereon.

Endstation Kirche

Nach dem Zwischenstopp in der Krypta ging es hinunter in die Kellergewölbe mit ihren Fluchtgängen und Schießscharten in den meterdicken Mauern. Auch zwei Kabäuschen, in denen je acht Soldaten untergebracht waren, sind noch erhalten. Endstation der Führung war das Kirchengebäude, das der Architekt Hans Schilling als „Arche Noah“ in Form eines Schiffes errichtete. Hier hatten die Besucher die Gelegenheit, die Jubiläumsausstellung zu besichtigen.

(RP)
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