Hamminkeln Pfarrerstellen: Kirche denkt neu

Hamminkeln · Nach dem Fortgang von Pfarrer Schmitt besetzt die evangelische Gesamtkirchengemeinde Wertherbruch aus eigenen Reihen neu. Für einen Nachfolger soll später eine attraktive Stelle geschaffen werden.

 Die evangelische Kirche in Wertherbruch RP-Archiv: ema

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Foto: Malz Ekkehart

Mit dem Fortgang von Pfarrer Udo Schmitt ist nicht nur eine Vakanz in Wertherbruch entstanden. Die evangelische Gesamtkirchengemeinde An der Issel hat zwar aus eigenen Reihen und mit einer Neuverteilung der Pfarrerstellen eine Interimslösung geschaffen, um Zeit zu gewinnen. Sie will einen Strukturierungsprozess entwickeln, der neue Perspektiven bringen soll, und sieht das "als große Chance", wie Pfarrer Stefan Schulz gestern im Kreis seiner Kollegen betonte. Damit ist einerseits die Veränderung der Pfarrgemeinden in Zeiten schrumpfender Mitgliederzahlen, aber - unterschiedlich je nach Dorf - wachsenden Zuzugs gemeint. Andererseits geht es darum, eine künftige Pfarrstelle so attraktiv zu gestalten, dass sich überhaupt Bewerber melden.

Das evangelische Personalkarussell: Pfarrer Udo Schmitt, der eine 75-Prozent-Stelle innehatte, ist im September in eine volle Stelle in der Kirchengemeinde Düssel gewechselt. Dort, im idyllischen Düsseltal und im Ortsteil von Wülfrath (Kreis Mettmann), hat er eine seit Längerem verwaiste Stelle übernommen. Der Fortgang wurde in Wertherbruch sehr bedauert. Betroffen ist auch Ringenberg-Dingden. Nun entsendet der Kirchenkreis Wesel Pfarrerin Melanie Schulz-Guth, mit besonderem Auftrag im Kirchenkreis, mit 25 Prozent Dienstumfang zur pfarramtlichen Versorgung nach Wertherbruch. Im Gottesdienst zum Erntedankfest am Sonntag wird sie vorgestellt. Pfarrerin Lena Heucher-Baßfeld, deren Mann Klaus-Hermann Heucher Pfarrer in Brünen ist, betreut in der Vakanzzeit Ringenberg-Dingden. Pfarrerin Dagmar Hörnchen-Schmitt, Ehefrau von Udo Schmitt, bleibt in der Gemeinde tätig und in Wertherbruch wohnen. Sie ist mit halber Stelle weiter für den Bereich Blumenkamp, der kommunal zu Wesel gehört, im Einsatz. Am 12. Oktober erklärt Thomas Brödenfeld das Wechselspiel in einer Gemeindeversammlung um 19.30 Uhr in der Wertherbrucher Kirche.

Hintergrund ist ein Beschluss des Gesamtpresbyteriums, die pfarramtliche Versorgung neu zu strukturieren, um am Ende des Prozesses die Pfarrstelle-Anteile für eine Wiederbesetzung so beschreiben zu können, dass sie interessant wird. "Da der Bewerbermarkt ziemlich leer ist, muss die auszuschreibende Stelle klar umrissen sein, um für Bewerber attraktiv zu sein", sagt Stefan Schulz. Soll heißen: eine Teilzeitstelle ist kein gutes Argument. Und das Betätigungsfeld muss so interessant sein, dass der Schritt in die ländliche Provinz attraktiv wird.

Eingesetzt wird ein sogenannter Pfarrstellenstrukturausschuss, der alle Arbeitsfelder sichten und ein Konstrukt finden soll, mit dem die rechnerisch knapp über drei vollen Pfarrstellen die Gemeinde versorgen können. Ausdrücklich heißt es, dass dies auch die Bereiche von Pfarrer Schulz, der für den Bereich Hamminkeln zuständig ist, von Pfarrer Heuchenr und Pfarrerin Hörnchen-Schmitt betrifft. In einem Jahr oder auch länger könnten dann die freien Stellenanteile für eine Ausschreibung so gefasst werden, dass eine Wiederbesetzung "hoffentlich" funktioniert. Das ändert allerdings nichts daran, dass die Landeskirche mit sinkenden Einnahmen zu wenig für den theologischen Nachwuchs getan hat, ja sogar gewarnt hat. In den nächsten Jahren werden viele Pfarrer altersbedingt ausscheiden. Dann könnte der Mangel noch etwas größer werden.

(RP)
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