Himmel & Erde Meine Stille im Advent

Wesel · „Diese wenigen Momente jedoch, verändern meine Tage. Die Menschen, mit denen ich lebe und zusammenarbeite, für die ich etwas tue, sind mir mehr vor Augen, Gespräche klingen anders nach.“

 Kreisdechant Stefan Sühling (links) begrüßte Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp in Wesel.

Kreisdechant Stefan Sühling (links) begrüßte Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp in Wesel.

Foto: Bischöfliche Pressestelle/Christian Breuer

Der Advent – eine Zeit zum Entschleunigen, eine Zeit für Stille. Eine für viele Jahr für Jahr enttäuschte Erwartung, ja sogar eine Hoffnung. Mir geht es nicht anders. Gerade in den wenigen Wochen des Advent füllt sich der Terminkalender ungeheuer schnell. Die letzten Gremientermine des Jahres sollen absolviert werden, Vereine und Freundeskreise haben ihre vorweihnachtlichen Termine mit Glühwein und Essen. Und schnell sind nur noch wenige Lücken übrig, von denen ich ahne, dass gerade in ihnen der Schreibtisch sein „Recht“ einfordern wird. Alles das schon wieder ein Grund enttäuscht zu sein? Über mich selber, vor allem aber über die Terminflut, die präzise in der Adventzeit über uns hinwegschwappt? Dazu habe ich keine Lust. Ich will auch nicht den Advent zur hektischen Jahreszeit erklären – es hat sich ja soviel verändert in unserer modernen Gesellschaft, dann eben auch die moderne Adventzeit. Deswegen habe ich mir in diesem Jahr bewusst die Stille vorgenommen für die Adventzeit. Und siehe da, die Bilanz der ersten guten halben Woche lässt sich gut sehen!

Was mache ich also? Ich stehe fünf Minuten früher auf – um den Tag auf der Bettkante noch still zu beginnen, eine Minute, vielleicht zwei, nichts hören, nicht aufspringen, zum Rasierspiegel … Und dann im Laufe des Tages, nachdem zum Beispiel der Wochentagsgottesdienst gefeiert ist, noch nicht sofort wieder aufbrechen – eine Minute, vielleicht zwei noch in der stillen Kirche sitzen, einfach da sein und, das ist wichtig, nicht schon an die nächste Aufgabe dieses Tages denken und voraus planen. Genauso versuche ich, wenn der Brief geschrieben ist, die E-Mails beantwortet sind, nicht sofort die nächste Aufgabe anzugehen, eine Minute, zwei vielleicht still zu sein und an die Menschen zu denken, denen ich schrieb, für die ich dies oder jenes erledigt habe. Meine abendliche „Stille-Bilanz“ ist in Minuten gezählt gar nicht so gewaltig. Diese wenigen Momente jedoch, verändern meine Tage. Die Menschen, mit denen ich lebe und zusammenarbeite, für die ich etwas tue, sind mir mehr vor Augen, Gespräche klingen anders nach. Ich ahne, in alldem begegnet mir der, dessen Menschwerden in unserer Welt wir im Advent erwarten.

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