Wesel/Schermbeck/Hamminkeln 2019 wird das Jahr der Personalfragen

Wesel/Schermbeck/Hamminkeln · Welcher Amtsinhaber auf dem Posten des Stadtchefs macht weiter, wo ist die Lage schon klar? Wie geht es im Kreishaus weiter? Im Jahr 2019 sind die Parteien gefordert, ihre Personaltableau für die Kommunalwahlen festzulegen.

 Ansgar Müller, Landrat im Kreis Wesel.

Ansgar Müller, Landrat im Kreis Wesel.

Foto: Kreis Wesel

Die Frage wird in den Kommunen dringlicher, und längst beschäftigt sie nicht mehr nur parteiinterne Zirkel, sondern auch politisch interessierte Bürger: Wer wird nach der nächsten Kommunalwahl an der Spitze der Rathäuser in Wesel, Hamminkeln und Schermbeck stehen? Wer reagiert dann im Kreishaus Wesel? Die wirkliche Entscheidung fällt der Wähler im Herbst 2020. Schon jetzt aber sondieren die Parteivorsitzenden in den Kommunen, welche Kandidaten sie präsentieren können. Beim Blick in die drei Kommunen und den Kreis zeigt sich: Es gibt unterschiedliche Strategien, wie die Personalfrage zu klären ist. Gefordert ist dabei insbesondere die CDU, die in Wesel und Hamminkeln nicht den Bürgermeister stellt, auch nicht den Chef des Kreishauses. Die CDU will die Dominanz der Sozialdemokraten brechen: Denn von vier Spitzenposten sind drei in Hand der SPD.

Landrat Ansgar Müller (SPD) hat unlängst gegenüber unserer Redaktion bekräftigt, nach Stand der Dinge auch 2020 noch einmal antreten zu wollen. Wie reagiert die Kreis-CDU? Mehrere Namen kursieren, Kreisdirektor Ralf Berensmeier aus Voerde, mittlerweile profilierter Top-Beamter an der Reeser Landstraße, gilt als aussichtsreicher Herausforderer. Selbst will Berensmeier, der 2008 als 38-Jähriger schon einmal gegen Müller kandidierte, noch keine Stellung nehmen.

In Wesel hat sich die Amtsinhaberin Ulrike Westkamp (SPD) schon Anfang 2018 auf eine erneute Kandidatur festgelegt. „Ich bin 59 Jahre alt, noch jung genug, ich habe die Erfahrung, mache die Arbeit sehr gerne, deshalb möchte ich nochmal antreten und die vierte Wahlperiode noch einmal schaffen“, bekräftigt Westkamp jetzt im Interview mit unserer Redaktion (siehe Seite C2). Ebenso früh hat Schermbecks Gemeindechef Mike Rexforth (CDU) seine Absicht erklärt, erneut kandidieren zu wollen. Offen bleibt vorerst, wie sich Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski entscheidet. Dies wolle er auch im Familienkreis besprechen, sagte der SPD-Politiker zuletzt, nachdem er bei einer Delegiertenversammlung zwischen den Zeilen schon starke Signale für eine erneute Kandidatur gesendet hatte.

Die Lage für die CDU in Wesel und Hamminkeln ist nicht einfach. Dass etwa ein roter Bürgermeister das traditionell CDU-geprägte Hamminkeln regiert, hat für Ernüchterung bei manchem Christdemokraten in der ländlichen Flächenkommune gesorgt. Entsprechend schwierig gerät die Personalsuche für den Parteivorsitzenden Norbert Neß. In diesem Jahr 2019 wird er einen Kandidaten finden müssen, den er zum Neujahrsempfang 2020 präsentieren kann. Findet er diesen Herausforderer vielleicht sogar im Hamminkelner Rathaus, wo auch CDU-Leute arbeiten? Und wäre eine Frau das geeignete Gegengewicht zum gerne resolut und meinungsstark auftretenden Bürgermeister Romanski? Muss der neue CDU-Kandidat in Hamminkeln gar vorher den Parteivorsitz übernehmen, um an Profil zu gewinnen? Diese Fragen werden nun Neß und seinen Führungszirkel bewegen.

In Wesel ist die Lage für die Christdemokraten ebenfalls diffizil. Eine Niederlage von Ulrike Westkamp, die ihr Amt auch nach Meinung der Oppositionsparteien solide und unerschrocken ausübt, wäre eine dicke Überraschung – ganz gleich, welchen Kandidaten der CDU-Parteivorstand hier aus dem Hut zaubert. Eine Findungskommission soll in diesem Jahr den geeigneten Kandidaten entdecken. Er kenne mindestens vier geeignete Personen aus den Reihen der CDU, sagte CDU-Fraktionschef Jürgen Linz vor wenigen Tagen unserer Redaktion. Klar ist: CDU-Parteichef Sebastian Hense hätte den Erstzugriff. Im politischen Wesel hört man viele Stimmen, die ihm eine Kandidatur zutrauen. Der Pädagoge Hense, stellvertretender Schulleiter am Andreas-Vesalius-Gymnasium,  soll aber auch nicht ganz abgeneigt sein, als Nachfolger von Sabine Weiss als CDU-Bundestagskandidat anzutreten. Ob wiederum auch die kleineren Parteien einen Bürgermeisterkandidaten stellen, ob sie einen Kandidaten der großen Parteien unterstützen, das ließen WfW, Grüne und FDP zuletzt offen. Auch diese Parteien sind mit Personalfragen beschäftigt: FDP und Grüne suchen eine neue Fraktionsspitze.

Klar scheint die Lage nur in Schermbeck zu sein: CDU-Amtsinhaber Mike Rexforth regiert dort in einer CDU-Bastion. Trotz mancher Scharmützel im Rat mit den Grünen genießt Rexforth den Rückhalt im Kommunalparlament. Die Liste der Aufgaben in Schermbeck sei lang, betonte Rexforth zuletzt. Es seien noch nicht alle seine Ziele abgearbeitet, er sei gerne in diesem Amt tätig. Vorausgesetzt, seine Partei stelle ihn noch einmal auf, werde er wieder kandidieren. Was daraus für die SPD folgt, ist im politischen Schermbeck noch offen.

Bei allen offenen Fragen: Die Bundespolitik wird nicht ohne Einfluss auf die Kommunalwahlen sein. Die SPD befindet sich derzeit in unruhigem Fahrwasser. Dass dies keinen Rückenwind für die SPD vor Ort bedeutet, machte unlängst etwa Bürgermeister Bernd Romanski aus Hamminkeln deutlich. Und Ulrike Westkamp sagt auf die Frage, ob sie manchmal damit hadere, Sozialdemokratin zu sein: „In Wesel macht die SPD seit vielen Jahren gute Arbeit. Auf der Bundesebene ist einiges verbesserungswürdig. Ich habe meine Position und Prinzipien. Die Partei vor Ort ebenfalls.“ Die Bürger wüssten sehr wohl zu differenzieren, glaubt Westkamp. Die CDU wird anderes hoffen - und auch auf den Rückenwind aus dem politischen Berlin mit einer neuen Führung hoffen.

(sep)
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