Alles wird dokumentiert und langfristig geplant Was im einzigartigen Park bei Gut Grenzenlust grünt und blüht

Hamminkeln · Das Areal ist lebendes Kunstwerk und Sammlung ausgesuchter, seltener Gewächse zugleich. Das macht einen Spaziergang dort so besonders. Doch dabei wird auch klar, welche Gefahren die grüne Landschaft bedrohen.

 Dieses Foto zeigt, wie grün das große Areal bei Gut Grenzenlust ist.

Dieses Foto zeigt, wie grün das große Areal bei Gut Grenzenlust ist.

Foto: Thomas Hesse

Eine Meinung der Mitglieder und Gäste des Vereins r(h)ein-kultur-welt (rkw) war oft zu hören nach dem Gang durch das Gut Grenzenlust: „Das ist einmalig in der Region.“ Die Kulturfreunde rund um Ulrike Haibach-Daniel vom rkw erlebten Parkkultur im Grünen, die ein Gesamtkunstwerk darstellt mit ausgesuchten Bäumen, die in bewusst weiten Räumen besondere Wirkung erzielen. Diese Parkkunst konnte hilfreiche Erläuterungen gebrauchen für den bewusst erlebten Spaziergang. Der Verwalter der Stiftung, Philip Rother, war kenntnisreicher Informant, Erzähler und Mann mit Herz für das, was er auf dem Gutsgelände tut.

Die grüne Wunderwelt an der Schnittstelle von Hamminkeln und Wesel, direkt an der Issel, besitzt eine für die Region einzigartige Sammlung an Bäumen, Sträuchern und Stauden. Vielfach sind es seltene Arten, die durch gezielte Standortsuche Raum fürs Wachstum haben und teils in voller Blüte stehen. Manchmal ist da ein Gesumme von Bienen und Insekten. Die Bepflanzung gibt Nahrung, da kommt es nicht darauf an, ob die Gewächse typisch für die Region sind oder nicht. Die angelegten Lichtungen, großzügige Baumstandorte, Sichtbeziehungen der Wege und Plätze sowie Teiche lassen ein Licht- und Schattenspiel zu, dass den Ort an der Issel auch verträumt macht. Auf den lang gestreckten Spazierwegen kann man das ergehen.

Philipp Rother sprach von einer „Sammlung von Gewächsen und lebendem Kunstwerk“, treffend als ein Stück der hier herrschenden Naturphilosophie. Andererseits: „Wir sammeln Vielfalt, durch das System erhalten wir mehr Arten.“ Die Unterschiede der zu findenden Natur sind vielfältig wie der Ort selbst. Er liegt am hochwassergefährdeten Standort an der Issel, was bestimmte Ansprüche an den Bewuchs stellt. Es gibt erhöhte, mit Sand aufgefüllte Beete für Pflanzen, die Trockenheit gewohnt sind. Es gibt Probleme mit der Dürre, auf die man sich nur bedingt einrichten kann. Da wird oft ausdauernd gerechnet, vier Minuten Zeit zur Wässerung von Gewächsen stehen zur Verfügung. 2000 Eichen und Buchen gingen dennoch durch die Trockenheit verloren. Sie wurden als Mulch- und Düngematerial wieder in den Kreislauf von Gut Grenzenlust eingefügt. Auch der Eichenprozessionsspinner gehörte zu den Belastungen, die die Gartenfachleute des Parks beschäftigten.

 Philipp Rother führte Interessierte durch den Park bei Gut Grenzenlust und berichtete, was es über den Ort zu wissen gibt.

Philipp Rother führte Interessierte durch den Park bei Gut Grenzenlust und berichtete, was es über den Ort zu wissen gibt.

Foto: Thomas Hesse

Im 85.000 Quadratmeter großen Park gibt es 900 verschiedene Gehölze, deren Pflanzung und Haltung auch unter wissenschaftlichen Ansprüchen zu sehen ist. Unterpflanzungen und Inseln von Stauden ergänzen das Gesamtbild. „Alles, was wir hier tun, wird dokumentiert“, sagte Philipp Rother. Er ist ein Mann mit Weitblick, denn was heute im Park gepflanzt und entwickelt wird, ist die Natur, die in Jahrzehnten den Standort prägen wird. „Wir müssen langfristig planen. Mancher Baum ist ja mit 80 Jahren noch ein Jüngling“, sagte Rother.

So wie es im und am Gut Grenzenlust schon immer war. Das gab es wohl schon vor 1733. Mit seinem damaligen Herrenhaus als Kern und den später erbauten, zwischen 1986 und 1996 weitgehend restaurierten Gebäuden, steht es einschließlich seines Parks unter Denkmalschutz. Der verstorbene Harald Schmitz war der letzte Eigentümer, nach dessen Vorgaben und Ideen der Park auch heute geführt wird. Das Sagen hat eine Stiftung. Sie verwaltet und öffnet sich bei Veranstaltungen fürs Publikum.

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