Partnerschaftsvereinigung Brückenbauer nach Ketrzyn

Wesel · Die Partnerschaftsvereinigung mit der polnischen Stadt wählt einen neuen Vorstand. Karl-Heinz Ortlinghaus tritt ab.

 Dolmetscher Gregor Szaforz, Malgorzata Margas (Leiterin des Kulturbereichs in Ketrzyn), Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, Damian Nietrzeba (stellvertretender Bürgermeister der Stadt Ketrzyn) und Karl-Heinz Ortlingshaus, Vorsitzender der Partnerschaftsvereinigung Wesel-Ketrzyn, im Mai 2016 vor dem renovierten Ketrzyner Bahnhof

Dolmetscher Gregor Szaforz, Malgorzata Margas (Leiterin des Kulturbereichs in Ketrzyn), Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, Damian Nietrzeba (stellvertretender Bürgermeister der Stadt Ketrzyn) und Karl-Heinz Ortlingshaus, Vorsitzender der Partnerschaftsvereinigung Wesel-Ketrzyn, im Mai 2016 vor dem renovierten Ketrzyner Bahnhof

Foto: pr

In der Partnerschaftsvereinigung Wesel-Ketrzyn endet an diesem Mittwoch eine Ära. Karl-Heinz Ortinghaus (78), der die Städtefreundschaft mit der polnischen Stadt mit aufgebaut hat, tritt auf der Jahreshauptversammlung im Kolpinghaus (17.30 Uhr) nach 20 Jahren als Vorsitzender zurück. Als Nachfolgerin wird seine bisherige Stellvertreterin Lina Wemhoff vorgeschlagen, die zugleich Vorsitzende des Deutsch-Polnischen Jugendwerks Wesel ist, das bereits seit mehr als 30 Jahren Schüleraustausch organisiert.

Aufgabe der Partnerschaftsvereinigung ist es laut Ortlinghaus, möglichst viele Gruppen zu befähigen oder dafür zu gewinnen, Kontakte mit Organisationen in Ketrzyn, dem früheren Rastenburg zu knüpfen. „Es ist nicht ganz einfach, aber man kann muss mit Mut und Optimismus an die Aufgaben herangehen und dafür sorgen, dass Europa zusammenwächst. Wenn wir es nicht tun, wer dann?“, sagt der 78-Jährige und beschreibt Unterschiede. Während in Wesel die Städtepartnerschaften im Wesentlichen von Vereinen, Organisationen, Schulen gelebt werden, wird dies in Ketrzyn als städtische Angelegenheit betrachtet. Personelle Wechsel oder variierende Stimmungslagen können sich als Hemmnisse erweisen.

Gleichwohl hat die Verbindung zu Ketrzyn eine lange Geschichte und auch einige Erfolge vorzuweisen. Ursprung ist das ostpreußische Rastenburg, aus dem im Zuge des Zweiten Weltkriegs viele deutschstämmige Menschen nach Westen flohen. Ein großer Anteil kam an den Niederrhein, wo Wesel bis heute Veranstaltungsort des Kreistreffens der Rastenburger ist. Kamen früher rund 2000 zusammen, so sind es mittlerweile etwa 150. 75 Jahre nach Kriegsende leben nur noch wenige Rastenburger, die dort auch geboren wurden.

Da die Stadt Wesel die Patenschaft für die Rastenburger übernommen hatte, reifte der Gedanke an eine völkerverbindende Partnerschaft. Schon in den 80er Jahren, noch vor dem Mauerfall, reisten Wilhelm Schneider (SPD), Hans-Werner Müller (CDU) und Verwaltungsmann Wolfgang Jung nach Ketrzyn. Ende der 90er Jahre machten sich Volker Haubitz und Karl-Heinz Ortlinghaus (beide CDU) auf. 2000 begann die Partnerschaftsvereinigung mit ihrer Arbeit, die darin mündete, dass 2002 jeweils in beiden Städten die Verbindung offiziell besiegelt wurde.

Unterdessen haben etliche Reisen in beide Richtungen stattgefunden. Während Schüleraustausch und Kontakte der Rastenburger laufen, sucht aktuell der Weseler Schachverein nach einem Termin für einen Gegenbesuch in Polen. Gleiches gilt für die Weseler Feuerwehr und die Teilnahme einer Jugendmannschaft des PSV Wesel an einem Fußballturnier. Polnische Tennisspieler waren mal hier, ebenso Segler vom Niederrhein in Polen. Die Evangelische Kirchengemeinde Wesel pflegt Kontakte zu Bischof Paul Hause in Ketrzyn. Die katholische Kirche war unter Pfarrer Karl-Heinz Mengedodt stark engagiert. Noch-Vorsitzender Ortlinghaus, selbst tief in den katholischen Organisationen verwurzelt, sieht hier „ein Feld, das man noch beackern könnte“.

Multi-Funktionär Ortlinghaus gibt in Kürze weitere Aufgaben ab. Nachfolger an der Spitze der Senioren-Union Wesel soll Jürgen Göbeler werden, der ihn schon als Vorsitzender des Vereins Kolpinghaus-Gesellenhaus abgelöst hat und zudem an seiner Stelle für den Weseler Stadtrat kandidieren soll. Langweilig wir dem karnevalistisch und unter Freunden Olli genannten Urgestein sicher nicht, ist der Weseler doch als frisch gewählter Schriftführer im Vorstand des CDU-Stadtverbandes ins politische Geschäft eingebunden und weiterhin stellvertretender Vorsitzender der Honnerbach-Stiftung, zu der unter anderem das Katholische Ferienwerk gehört.

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