Hamminkeln Onleihe soll die Stadtbücherei aufwerten

Hamminkeln · Das Bildungsangebot einer Stadt ist ein wichtiger Standortfaktor. Bei der Stadtbücherei hat Hamminkeln aufzuholen. Die Chance ist da, um auch online zu punkten. Nur muss die Politik dafür Geld in die Hand nehmen.

 Die Onleihe ist ein Service vieler Stadtbibliotheken. Nutzer können im Internet elektronische Medien wie digitale Bücher, Hörbücher, Filme, Zeitungen und Zeitschriften auswählen und für eine befristete Zeit zum Lesen, Anhören oder Ansehen ausleihen.

Die Onleihe ist ein Service vieler Stadtbibliotheken. Nutzer können im Internet elektronische Medien wie digitale Bücher, Hörbücher, Filme, Zeitungen und Zeitschriften auswählen und für eine befristete Zeit zum Lesen, Anhören oder Ansehen ausleihen.

Foto: Pixabay

Bildung und Schule sind die wichtigen Themen, mit denen ein Standort punkten kann bei Menschen, die einen Wohnort mit Perspektiven haben wollen. Hamminkeln ist auf dem Weg. Leitlinie ist, einkommensstärkere Bewohner in die heile Welt der Sieben-Dörfer-Stadt zu holen. Auch, weil dann höhere Anteile an der Einkommensteuer winken für eine Kommune, die mehr Einnahmen braucht. Qualität ist also angesagt. Deshalb ist es bedeutend, wenn durch die Gesamtschule eine funktionierende Oberstufe entsteht. Die Entwicklung mit nur fünf Zügen statt der erwarteten sechs an den beiden Schulorten Hamminkeln und Dingden passt nicht dazu. Eigentlich müsste die vereinigte Ratspolitik öffentlich trommeln für mehr Anmeldungen. Tut sie aber nur vereinzelt. Vielleicht gibt es mehr Einigkeit bei der Bildungshoffnung Nummer zwei, der Aufwertung der Stadtbücherei. Dass der Antrag dazu von SPD und Grünen stammt, dürfte dabei keine Rolle spielen. Eigentlich.

Dem Haupt- und Finanzausschuss liegt morgen, 1. März, ein Beschlussvorschlag der Verwaltung vor, dessen Thema lange links liegengelassen wurde, das aber Perspektive hat. Eine Online-Ausleihe von digitalen Büchern, Hörbüchern, Filmen, Zeitungen und Zeitschriften wäre zeitgemäß, was aber mit der Überwindung bürokratischer Hürden, Aufwand und hohen Kosten verbunden ist. Die würden ab 2019 anfallen. Formal heißt der erste Schritt: Die Stadtbücherei muss erst einmal Bücherei erster Stufe werden, dann darf besagte Onleihe eingerichtet werden.

Es handelt sich um ein ganzes Maßnahmenpaket, um die erste Stufe betreten zu können: Erweiterung der Öffnungszeiten der städtischen Bücherei auf 20 Stunden pro Woche; Einstellung einer Bibliothekarin oder eines Bibliothekars mit mindestens 20 Wochenstunden und Beschäftigung einer Medienfachkraft (19,5 Stunden) sowie ausreichend nebenamtliche Kräfte zur Sicherstellung der Öffnungszeit; ein auf 10.000 Medien erweiterter Bestand; Erhöhung des Medienetats und Sicherstellung des Etats in den Folgejahren. Derzeit gibt es für die Bücherei 1,2 Stellen, wovon eine reine Fachkraft nur 0,3 Stellen besetzt. Die Verwaltung ist für den Ausbau. Politisch muss die Prioritätensetzung folgen, eine Sache gesamtstädtischer Sicht, denn außer Hamminkeln ist nur die wachsende Dingdener Pfarrbücherei im Angebot.

Die Finanzen Hamminkelns sind knapp, auch wegen der Konkurrenz vieler angeschobener Projekte. Die Verwaltung sucht daher nach Fördermöglichkeiten. Ergebnis: Die Personalkosten für die Bibliothekarin werden vom Land in den ersten drei Jahren abnehmend mit 70, 50 und 30 Prozent gefördert. Das Defizit wird deshalb steigen. Derzeit kostet die Stadtbücherei 74.000 Euro jährlich, mit Einführung der Online-Ausleihe werden es 103.000 Euro werden. Nach Auslauf der Förderung sind es dann 119.000 Euro. Der Standort an der Diersfordter Straße könnte bleiben. Kurzfristigen Bedarf sieht die genehmigende Bezirksregierung bei der Schaffung einer neuen Eingangssituation der Bücherei und eines Büro- und Vorbereitungsraumes für das Personal. Für den Umbau der Bücherei würden circa 35.000 Euro Kosten entstehen.

Doch der Weg dürfte lohnen. Strategisch ist das Ziel, "neben Angeboten der Büchereien der Mittelzentren Wesel und Bocholt ein adäquates städtisches Bildungsangebot zu haben, das im gebotenen Rahmen attraktiv ist", sagt die Verwaltung. Sie sieht die Weiterentwicklung der Bücherei "im Grundsatz positiv". Zwar sind die Besucherzahlen zurückgegangen, die Zahl der Nutzer hat sich aber von 683 (2016) auf 770 (2017) erhöht. Das Ziel eines städtischen Bildungsangebotes könnte mit der E-Book-Ausleihe besser erreicht werden.

SPD-Fraktionschef Jörg Adams hat kürzlich eine weitere Variante ins Spiel gebracht: die Kooperation mit der katholischen Bücherei Dingden nach Schermbecker Vorbild. In Dingden existiert die Onleihe seit einem Vierteljahr. Der Bedarf ist groß, auch wenn die Zahlen klein sind: Von den 221 Nutzern leihen 49 digitale Bücher aus.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort