Ölpellets-Skandal in Schermbeck Sorge um das Sickerwasser

Schermbeck · Schermbecker Politiker hörten im Fachausschuss den Gutachter des Ministeriums und übten massive Kritik am Umgang des Kreises Wesel mit dem Umweltskandal rund um die Ölpellets im Gahlener Mühlenberg.

 Den Mitgliedern des Planungs- Umwelt- und Mobilitätsausschusses stellte Dr. Michael Kerth (vorne l.) in der Dreifach-Turnhalle sein Gutachten zum Gahlener Mühlenberg vor.

Den Mitgliedern des Planungs- Umwelt- und Mobilitätsausschusses stellte Dr. Michael Kerth (vorne l.) in der Dreifach-Turnhalle sein Gutachten zum Gahlener Mühlenberg vor.

Foto: Helmut Scheffler

Im Mittelpunkt der Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses stand am Dienstag die Vorstellung jenes Gutachtens, das die NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser von der Ingenieurgesellschaft ICP Braunschweig GmbH zur Verfüllung des Mühlenbergs im Gahlener Heisterkamp erstellen ließ. Im Beisein von Vertretern des Umweltministeriums, der Bezirksregierung und des Kreises Wesel stellte der Geologe Michael Kerth die Arbeitsweise und die Ergebnisse des Gutachtens vor.

Das 408-seitige Papier wurde bereits im Planungsausschuss des Kreis Wesel vorgestellt. Die jetzige Vorstellung in Schermbeck durch die Bearbeiter machte akzentuierter deutlich, dass es im Umfeld des Mühlenberges einen großen Nachbesserungsbedarf im Bereich der technischen Einrichtungen zur Sickerwassererfassung und -ableitung gibt. Es lägen Indizien vor, so Kerth, „dass bereits derzeit oder in überschaubarer Zukunft Sickerwasser aus der Tongrube in die offenen Randgräben außerhalb der Tongrube und in die grundwassergefüllten Feinsandlagen sowie eine Mergelbank innerhalb des Tons gelangen kann.“

Da die Datenlage keine abschließende Gefährdungsabschätzung ermöglicht, schlug Kerth eine weitere Datenerhebung vor, und zwar zur Überprüfung eines Sickerwasserübertritts in die Randgräben, zur Überprüfung der Oberflächenabdichtung und zur Überprüfung der Randabdichtung. Das Gutachten zeigt eine Reihe möglicher Maßnahmen auf.

Als Überwachungsmaßnahmen schlug der Gutachter die Überprüfung des in den Randgräben ablaufenden Wassers sowie des Teichwassers an geeigneten Kontrollpunkten ebenso vor wie die Errichtung neuer Messstellen. Wichtig sei es, die Überwachung regelmäßig durchzuführen.

Im zweiten Teil der Sitzung hatten die Ausschussmitglieder Gelegenheit, das Gutachten zu bewerten oder Anregungen zu geben. Stefan Steinkühler (Grüne) bemängelte, dass vier Bohrungen viel zu wenig seien, zumal bekannt war, dass außer den Ölpellets noch andere hochgiftige Materialien in der ehemaligen Abgrabung der Firma Nottenkämper abgelagert wurden.

Manuel Schmidt (Die Partei) bemängelte fehlende Abnahmeprotokolle des Kreises Wesel für einzelne Bauabschnitte und die fehlenden Möglichkeiten der Schermbecker Politiker, an Entscheidungsprozessen beteiligt zu werden. Schmidt forderte die Herstellung besserer Deponiebedingungen.

 Florian Schanz (SPD) sorgte sich um Auswirkungen von kontaminiertem Wasser auf die Flora und die Fauna. „Es darf einfach nichts in die Umwelt gelangen“, erwiderte Gutachter Kerth.

Ulrike Trick (Grüne) erinnerte an Unstimmigkeiten in der Frage des Umgangs mit dem Sickerwasser in den Jahren nach 1999, als die Aufsicht über die Deponie von der Bezirksregierung an den Kreis Wesel überging. Dem Gutachter sind im Rahmen seiner Arbeit keine entsprechenden Belege begegnet.

Als Vorstandsmitglied des Kreises Wesel musste Helmut Czichy nicht nur von Klaus Roth als Kritik entgegennehmen: „Ich vermisse beim Kreis Wesel, dass er Fehler zugibt.“ „Beim Kreis geht alles drunter und drüber und es wird Zeit, dass Sie Fehler zugeben“, stellte auch Steinkühler fest und erhielt von den Besuchern auf der Tribüne Beifall. Auf die Frage Egon Stuhldreiers, wem er eigentlich noch vertraue, verwies Czichy ausweichend, aber vielsagend auf seine Frau.

 Michael Kerth stellte den Mitgliedern des Fachausschusses sein Gutachten zum Gahlener Mühlenberg vor.

Michael Kerth stellte den Mitgliedern des Fachausschusses sein Gutachten zum Gahlener Mühlenberg vor.

Foto: Helmut Scheffler

Auf eine Intensivierung der Kontrollen verwies Matthias Börger, Hauptdezernent für Abfallwirtschaft bei der Bezirksregierung. In Zukunft werde dem Kreis ein Gutachter zur Seite stehen, um ihn zu entlasten. „Hoffentlich wird ein Gutachter bestimmt, der nicht wieder abhängig ist vom Kreis Wesel“, wünschte Ulrike Trick und diesmal war der Beifall der Besucher noch größer.

(hs)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort