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Hamminkeln Nur wenige Ärzte wollen aufs Land

Hamminkeln · Immer mehr Allgemeinmediziner auf dem Land haben Probleme, einen Nachfolger für ihre Praxis zu finden. André Terhorst aus Brünen diagnostiziert: Das grundsätzliche Problem ist der Ärztemangel.

Nach den reinen Zahlen ist die ärztliche Versorgung in der Stadt nicht zu beanstanden. Elf Haus- und vier Fachärzte bedeuten einen Versorgungsgrad von mehr als 100 Prozent. Diese schon länger gültige Ausgangslage benannte André Terhorst, seit elf Jahren Allgemeinmediziner in Brünen, auf Einladung der CDU. Er sollte Antworten geben auf die vielerorts immer drängender werdende Frage, warum's nur noch so wenige Mediziner aufs Land zieht. Verblüffend schlichte Antwort: Es gibt grundsätzlich zu wenig Ärzte. Und im Wettbewerb um Nachwuchs haben allgemeinmedizinische Praxen gegenüber der Konkurrenz eben in der Regel das Nachsehen.

Terhorst, der inzwischen seinen Lehrauftrag an der Medizinischen Fakultät der Hochschule Essen-Duisburg aufgegeben hat, aber weiter verbandspolitisch engagiert ist, diagnostizierte, dass sich unabhängig von der aktuellen Lage vor Ort insgesamt eine "Notlage" ankündige. "Ich fürchte, dass sich mancher praktizierende Kollege nicht genügend Gedanken macht."

Die sich abzeichnenden Probleme in der Versorgung hätten kaum was mit dem Vorurteil zu tun, auf dem Lande vom kulturellen Leben abgeschnitten zu sein. "Das ist ebenso Quatsch wie die Auffassung, dass der Landarzt nur Husten, Schnupfen, Heiserkeit behandelt." Auch finanzielle Erwägungen würden eine eher untergeordnete Rolle spielen. Dass Kommunen Anreize bieten könnten, um Ärzte zu locken, sei auch nicht unbedingt der "richtige Hebel".

Der wahre Grund für viele ausscheidende Kollegen, einen Nachfolger für ihre Praxis zu finden, sei: "Es stehen zu wenig Ärzte zur Verfügung." Das Wahlverhalten junger Mediziner, die die Hochschulen verlassen, habe sich "extrem verändert". "Die Absolventen können sich die Stellen aussuchen", so Terhorst. Viele würden gar nicht erst in die praktische Ausbildung gehen, die allerwenigsten entschieden sich für eine Niederlassung.

Auch der auffallend hohe Anteil von Frauen unter den Medizinstudenten bleibe nicht folgenlos. In Essen liege der bei 80 Prozent. "Der Lebensentwurf ist nicht unbedingt Hausärztin auf dem Land." Terhorst kritisierte in dem Zusammenhang, dass ein Top-Abitur der einzige Weg zum Medizinstudium sei. Inzwischen reiche ja nicht mal mehr ein Schnitt von 1,0. Er schlug ein Punktesystem vor, in dem sich beispielsweise Dienste als Schulsanitäter oder ein freiwilliges soziales Jahr positiv niederschlagen könnten.

Und dann nannte Terhorst noch eine alarmierende Zahl: Im Weiterbildungsverbund Niederrhein gebe es gerade mal zwei junge Ärzte, die ihre Ausbildung zum Allgemeinmediziner absolvieren würden. Die gute Nachricht: Eine junge Brünerin ist Assistentin in seiner Praxis.

(RP)
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