Enttäuschung bei der SPD Charlotte Quik gewinnt den Wahlkreis deutlich

Kreis Wesel · 2017 musste sie noch bangen, nun holt die CDU-Kreisvorsitzende Charlotte Quik das Landtagsmandat im Wahlkreis Wesel III mit klarem Vorsprung. SPD-Kandidatin Kerstin Löwenstein bekommt keine 30 Prozent.

 Charlotte Quik (vorne rechts) freut sich mit ihren Parteifreunden im Gusto über den Wahlsieg.

Charlotte Quik (vorne rechts) freut sich mit ihren Parteifreunden im Gusto über den Wahlsieg.

Foto: Henning Rasche

Die Terrasse im italienischen Restaurant Gusto im Weseler Stadtteil Obrighoven ist am frühen Sonntagabend, kurz vor 18 Uhr, bestens gefüllt. Die Menschen verspeisen Rote-Beete-Carpaccio, Saltimbocca und Tiramisu, während im Festsaal des Restaurants ein Grüppchen auf eine Leinwand starrt. Es sind Christdemokraten, die hoffen, dass ihnen der WDR, dessen Programm auf der Leinwand läuft, jetzt etwas noch besseres serviert als Tiramisu: einen perfekten Wahlerfolg.

Und tatsächlich: Die CDU räumt ab und schlägt die SPD klar. Als der Abstand zwischen den Parteien bei der ersten Prognose eingeblendet wird, brandet Jubel auf bei den CDU-Anhängern im Gusto. Dass es so deutlich würde, damit hatten sie nicht gerechnet. Das gilt ebenso für den Wahlkreis. Charlotte Quik bleibt im nordrhein-westfälischen Landtag. Die CDU-Kreisvorsitzende gewinnt das Direktmandat im Wahlkreis 59, Wesel III, mit deutlichem Vorsprung. 2017 gewann sie erstmals das Mandat, damals noch knapp mit bloß rund 2000 Stimmen Vorsprung. Nun liegt sie klar vorne: Sie kommt auf 43 Prozent, während ihre Konkurrentin, die Sozialdemokratin Kerstin Löwenstein, es auf lediglich 29,7 Prozent schafft. Eine Enttäuschung für die SPD.

Charlotte Quik zeigt sich über das Landesergebnis ihrer Partei sehr erfreut. Sie habe zwar darauf gehofft, aber nicht damit gerechnet. „Die Bürger wollen eine CDU-geführte Landesregierung“, sagt sie. Über das schwache FDP-Ergebnis sagt Quik: „Das geht mir ans Herz.“ Sie könne sich nun eine schwarz-grüne Regierung sehr gut vorstellen. Entscheidend sei, respektvoll mit dem Partner umzugehen.

Hamminkelns CDU-Chef Norbert Neß sagt: „Charlotte hat das Heimspiel klar gewonnen.“ Sie sei im Wahlkreis sehr präsent gewesen, nicht erst im Wahlkampf. Quik vertrete die Interessen ihrer Heimat sehr erfolgreich.

Ganz anders die Stimmung bei der SPD. Im Weseler Bürger-Schützen-Haus verschwindet um kurz nach 18 Uhr für wenige Augenblicke das Lächeln aus dem Gesicht von Kerstin Löwenstein. Manch ein Genosse schüttelt fassungslos den Kopf. Die Aussichten sind düster, auch was das Direktmandat angeht. Hamminkelns SPD-Fraktionschef Jörg Adams probiert es mit einem Scherz: „Da wird Dein Direktmandat nicht mehr viel wert sein“, sagt er mit Blick auf das SPD-Landesergebnis. Kerstin Löwenstein, 63, lacht schon wieder. Hoffnung, über die Landesliste in den Landtag einzuziehen, hat sie keine. Sie steht auf Platz 90.

 „Lass dich drücken“: Kerstin Löwenstein in den Armen von Gabi Wegner.

„Lass dich drücken“: Kerstin Löwenstein in den Armen von Gabi Wegner.

Foto: Klaus Nikolei

SPD-Kreistagsmitglied Gabi Wegner ist die erste, die Kerstin Löwenstein in die Arme nimmt. „Einmal drücken und Kraft geben“, sagt Wegner. Kerstin Löwenstein strahlt. „Wir haben hier einen so tollen Zusammenhalt.“ So ganz allmählich füllt sich der Saal. Alle sprechen der Kandidatin Mut zu, loben sie für ihren engagierten Wahlkampf. Dass es nicht gereicht hat, wird nicht zuletzt der Bundes-SPD angekreidet. Und während die CDU im Wahlkampf mit Ministerpräsident Hendrik Wüst und Innenminister Herbert Reul zwei echte Hochkaräter nach Hamminkeln beziehungsweise Wesel geholt hat, glänzte Wüst-Herausforderer Kutschaty und der Rest der SPD-Führung durch Abwesenheit. „Da war ich doch etwas angefressen, dass er nicht gekommen ist“, sagt Löwenstein. Wenige Sekunden später erhellt sich ihre Miene dann wieder. Denn ein Imbiss steht bereit. Es gibt grünen Salat und Krautsalat, Pommes, Currywurst – auch in veganer Variante. „Hey. Da bin ich dabei“, freut sich Kerstin Löwenstein und genehmigt sich ein kleines Pils zum Essen.

Was sie denn nun nach Ende des Wahlkampfs tun wird? „Hätte ich den Wahlkreis gewonnen, hätte ich am Montag um 10 Uhr den ersten Termin im Landtag gehabt. Nun aber werde ich Rasen mähen. Mein Vermieter hat mich darauf hingewiesen. Und ich muss mal meine Wohnung aufräumen.“ Besonders unglücklich scheint sie darüber nicht zu sein. Jetzt wird wieder Ruhe einkehren in ihr Leben. Wobei sie auch am Wahlsonntag schon sehr gelassen war.„Ich werde trotzdem in der Nacht sicher gut schlafen“, ist sie überzeugt.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Rainer Keller gratuliert Charlotte Quik zu ihrem Wahlsieg. Dass alle anderen Wahlkreise im Kreis Wesel an die SPD gehen, freue ihn zwar, dennoch sei das Ergebnis auf Landesebene „bitter und enttäuschend“. Am Montag müssten die Gremien dies beraten.

Von einem „sehr guten Ergebnis für uns Grüne“ spricht Kandidatin Elke Langenbrink, 57, die auf 13,1 Prozent kommt. An der Politik der Grünen komme man nicht mehr vorbei. Nun würden Themen wie die Klimawende und der Wohnungsbau vorangebracht. „Egal, ob wir mit der CDU oder mit der SPD koalieren: Der Koalitionsvertrag wird auf jeden Fall eine deutlich grüne Handschrift haben.“ Elke Langenbrink könnte gut mit einem Bündnis von CDU und Grünen leben.

Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis liegt bei rund 58 Prozent. Rote-Beete-Carpaccio und Tiramisu scheinen manche mehr zu interessieren als die Landtagswahl.

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