Chefarzt Dr. Rüdiger Schmidt Nierencheck erhöht die Sicherheit

Wesel · Evangelisches Krankenhaus feiert das 40-jährige Bestehen der stationären Dialyse. Heute ist der Festakt.

Wesel "Wir leben Niere" - unter diesem Motto feiert das Evangelische Krankenhaus heute um 18 Uhr das 40-jährige Bestehen der stationären Dialyse am Evangelischen Krankenhaus Wesel. Zudem dient dieses Motto auch den "Nierenfreunden" Landrat Dr. Ansgar Müller, Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, Kreis-Gleichstellungsbeauftragte Petra Hommers, Sportlerin Mareen Hufe und Fachmann Dr. Rüdiger Schmidt als Leitmotiv für eine Gesundheits-Präventions-Aktion. Diese findet momentan Anklang in der Bevölkerung. Täglich werden Gratis-Teststäbchen für den Nierencheck in der Klinik angefordert. Das Krankenhaus lädt dazu ein, sich zum Jubiläum mit dem wichtige Thema Nierengesundheit zu beschäftigen - denn kranke Nieren verursachen nicht nur beim Betroffenen persönliches Leid, sie verursachen volkswirtschaftlich hohe Kosten. Aufgrund der demographischen Entwicklung ist mit einer Zunahme von Erkrankungen zu rechnen, die auf eine nachlassende Nierenleistung zurückzuführen sind.

Die Niere ist ein sensibles Organ. Und sie ist (über-)lebenswichtig. Jedoch kommt es mit zunehmendem Alter nicht selten zur chronischen Insuffizienz. Das heißt, die Nieren funktionieren nicht mehr richtig, weil sie im Laufe der Jahre durch eine Blutzucker- oder Bluthochdruckerkrankung geschädigt wurden. Organisationen wie die Deutsche Nierenstiftung und die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein in der Bevölkerung für Nierenerkrankungen zu schärfen, denn aufgrund der demografischen Entwicklung nehmen diese Erkrankungen stetig zu. Insbesondere das chronische Nierenversagen (CKD) stellt eine Herausforderung dar, da es schleichend verläuft und häufig dazu führt, dass die Patienten auf das Nierenersatzverfahren Dialyse angewiesen sind. Das Evangelische Krankenhaus Wesel ist in der Behandlung von Nierenerkrankungen kreisweit führend. So feiert die Einrichtung 40 Jahre stationäre Dialyse. Mit der Etablierung der "Künstlichen Niere" vor Ort konnte seither vielen Menschen in und um Wesel das Überleben ermöglicht werden. Chefarzt Dr. Rüdiger Schmidt, von der Redaktion "Fokus Gesundheit" bereits zum dritten Mal in Folge ausgezeichneter Experte für Nieren- und Bluthochdruckkrankheiten, setzt ganz auf Prävention. Im Interview mit der RP zeigt er die Relevanz auf.

Was verursacht eine Nierenerkrankung?

Dr. Schmidt Entzündungen, chronisch-entzündliche oder angeborene Störungen der Niere, chronischer Schmerzmittelgebrauch, vor allem aber Diabetes mellitus und Bluthochdruck sowie Rauchen und Übergewicht erhöhen das Risiko für eine Nierenerkrankung enorm!

Was genau versteht man denn unter einer chronischen Nierenerkrankung?

Dr. Schmidt Wenn die Nierenfunktion dauerhaft und fortschreitend vermindert ist, was in der Regel zum endgültigen Nierenversagen führt, spricht man von einer chronischen Nierenerkrankung. Oft geht dies mit Komplikationen wie Bluthochdruck, Anämie oder Herzkrankheiten einher.

Wie erkennt man eine chronische Nierenerkrankung?

Dr. Schmidt Ein erstes Anzeichen kann häufiges nächtliches Wasserlassen sein. Chronische Müdigkeit, eine zunehmende Braunverfärbung der Haut, Juckreiz oder Blutarmut können Indizien für bereits weiter fortgeschrittene Stadien einer chronischen Nierenerkrankung sein.

Wie kann man feststellen, ob eine Nierenerkrankung vorliegt?

Dr. Schmidt Dazu ist ein Blut- und Urintest notwendig. Dieser ist völlig schmerzfrei, aber sehr aufschlussreich. Sollten die Werte auffällig sein, ist eine weitere Diagnostik notwendig, z. B. eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung. Was viele nicht wissen ist, dass bereits die Ausscheidung geringster Mengen von Eiweiß eine beginnende Einschränkung der Nierenfunktion anzeigt und somit ein massiv erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen besteht.

Was kann man zur Vorbeugung tun?

Dr. Schmidt Zur Prävention wäre ein regelmäßiger Nierencheck alle zwei Jahre empfehlenswert. Alle Patienten mit einem erhöhten Risiko sollten sich regelmäßig beim Hausarzt vorstellen und ihre Nierenwerte kontrollieren lassen. Denn wird eine Nierenerkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt, können gefürchtete Folgekomplikationen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, plötzlicher Herztod oder Gefäßerkrankungen vermieden werden. Wenn dann noch ein gesunder Lifestyle dazukommt, hat man gute Karten, verschont zu bleiben.

Was verstehen Sie darunter?

Dr. Schmidt Ausreichend Bewegung, vitamin- und ballaststoffreiche sowie fett- und salzarme Ernährung und der Verzicht aufs Rauchen gehören für mich dazu. Zudem gilt es, Stress zu vermeiden, bzw. abzubauen. All diese Maßnahmen wirken sich positiv auf den Blutdruck aus. Denn viele wissen nicht, dass Bluthochdruck und Nierenleiden sich langfristig gegenseitig bedingen. Diesen Teufelskreis, gilt es, zu durchbrechen.

Was kann passieren, wenn eine chronische Nierenerkrankung nicht rechtzeitig erkannt wird?

Dr. Schmidt Bei gesunden Menschen filtern die Nieren Stoffe aus dem Blut, damit diese mit dem Urin ausgeschieden werden können. Wenn die Nieren nun nicht mehr in der Lage sind, die anfallenden Stoffwechselprodukte auszuscheiden, bzw. wenn die Nierenfunktion sehr stark abnimmt, muss das Blut künstlich gereinigt werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen bei endgültigem Nierenversagen?

Dr. Schmidt In der internistischen Abteilung Kardiologie und Nephrologie am Evangelischen Krankenhaus Wesel werden stationäre Dialysebehandlungen, so genannte Hämodialysen, bereits seit 40 Jahren erfolgreich durchgeführt. Auch Bauchfelldialysen (Peritonealdialyse) sind hier etabliert. Dabei benutzt man das gut durchblutete Bauchfell des Patienten als körpereigene Filtermembran. Diese Art der Dialyse wird in Deutschland nur an ausgewählten Standorten eingesetzt. Diese Art der Blutwäsche bringt dem Erkrankten jedoch auf jeden Fall mehr Flexibilität, weil er diese nach Erlernen des Verfahrens flexibel zu Hause selbst durchführen kann. Eine weitere Option der Nierenersatztherapie ist die Nierentransplantation.

(RP)
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