Edelstahlplatte fällt sofort ins Auge Pegelleiste verdeutlicht Macht des Rheins

Wesel · Wesels Historische Hochwassermarken sind jetzt klar am Brückenpfeiler ablesbar.

 Ulrike Westkamp (M.) mit Hülskens-Vertretern, Arbeitskreis-Mitgliedern und Verwaltungsmitarbeitern an der neuen Pegelleiste

Ulrike Westkamp (M.) mit Hülskens-Vertretern, Arbeitskreis-Mitgliedern und Verwaltungsmitarbeitern an der neuen Pegelleiste

Foto: Fritz Schubert

So friedlich, wie der Rhein sich am Montag an Wesel vorbeischob, ist er nicht immer. Dass der Fluss seit Urzeiten macht, was er will, verdeutlichen Hochwassermarken. Die gab es schon sehr lange an jenem Pfeiler der ehemalige Eisenbahnbrücke, der ganz nah an der Straße steht. Doch kaum jemand wusste davon oder fand die Markierungen (wir berichteten). Das ist nun anders. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp kam mit Vertretern des Sponsors Hülskens, Mitgliedern der Arbeitskreises Rheinpromenade und Verwaltungsmitarbeitern zusammen, um die neue Pegelleiste an ausgesuchter Stelle einzuweihen.

Die 3,20 Meter hohe und 38 Zentimeter schlanke Edelstahlplatte ist in der Lehrwerkstatt des Kiesunternehmens Hülskens entstanden. Sie ist am anderen, dem Rhein am nächsten liegenden Pfeiler montiert. Jedem Spaziergänger und Radler fällt die mit dem Stadtwappen geschmückte Säule ins Auge. Insgesamt 13 Hochwasserereignisse von 1855 bis 1995 sind in Höhe des Rheinkilometers 815,3 dokumentiert. Die Daten dazu miteinander in Beziehung zu setzen, war nicht einfach. Denn je nach Epoche lagen verschiedene Null-Pegel zugrunde. Fraglos lassen die Marken den Betrachter erschauern.

Bedrohlich weit oben hat der Laserstrahl im Blech Spuren für den 3. März 1855 hinterlassen. Stadtarchivar Martin Roelen weiß von schwerem Eisgang zu berichten, der Fürchterliches angerichtet hat. Bei Bislich brachen unter dessen gewaltiger Kraft damals die Deiche. Der Rhein suchte sich hinter diesen einen Weg zur Issel und Richtung Gendringen. Es hat ewig gedauert, das wieder in Ordnung zu bringen. Ein Datum, das manchen wegen häufiger Erwähnung und fotografischer Dokumentation mehr sagt, ist der 3. Januar 1926. Unwetter an den Oberläufen und Zuflüssen hatten den Rhein so weit aus dem Bett treten lassen, dass in manchen Straßen Kahnfahrten möglich waren. Am nächsten sind uns heute Ereignisse aus der Mitte der 90er Jahre, in denen der Niederrhein knapp an einer Katastrophe vorbeischrammte.

Ulrike Westkamp dankte den Hülskens-Vertretern Frank Kessler und Lutz van der Kuil, brachte Wünsche aus der Bürgerschaft in Erinnerung und betonte die Rolle des Arbeitskreises Rheinpromenade. Aus dessen 2013 geschnürtem Gesamtkonzept sind einige Dinge umgesetzt. So der Biergarten, neue Bänke, die Boule-Spielfläche und und Pegelleiste. Allesamt, so Westkamp, ohne Fördermittel. Das gab es lediglich für Ersatzpflanzungen. Auch die Pegelleiste hatte  man eigentlich in eine bezuschusste Sanierung des Brückenpfeilers einbetten wollen. Da Mittel auf sich warten lassen, wurden andere Wege gefunden. Laut van der Kuil hätte Unternehmensgründer Gerhard Hülskens, seinerzeit Deichgräf im Raum Kleve, sicher gesagt: „Macht mal!“

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