Wesel Neue Forderungen im Weseler Schulstreit

Wesel · Falls die Mehrheit im Rat im Herbst für eine zweite Gesamtschule stimmt, wollen WfW und FDP einen Antrag auf Durchführung eines Bürgerentscheides stellen. Die Grünen denken an ein Ende der Konrad-Duden-Realschule.

Die Weseler Grünen ziehen in einer neuen Pressemitteilung in letzter Konsequenz eine Abschaffung der Konrad-Duden-Realschule in Erwägung. FDP und WfW kündigten derweil gestern in einer Pressekonferenz einen Bürgerentscheid gegen die Gründung einer weiteren Gesamtschule in Wesel an. Der Streit über die künftige Schullandschaft für Wesel hält an. Die neuen Äußerungen machen deutlich: Alle Parteien entfernen sich zunehmend von einem Kompromiss.

Thomas Moll, Vorsitzender der Fraktion Wir für Wesel (WfW), und der Weseler FDP-Bundestagsabgeordnete Bernd Reuther, fühlen sich nach einer gemeinsamen Fraktionssitzung darin bestärkt, dass eine zweite Gesamtschule andere Schulen gefährde und stattdessen eine Sekundarschule ohne gymnasiale Oberstufe sinnvoll sei. Schulpflegschaftsvorsitzende, Vertreter von weiterführenden Schulen und des Stadtelternrates hätten während der gemeinsamen Fraktionssitzung am Montagabend deutlich gemacht, dass sie alle mit der Gründung einer Sekundarschule mit Sitz in der Innenstadt (Realschul-Gebäude) gut leben könnten. "Es gibt einfach nicht genügend Schüler für eine zusätzliche Oberstufe", erklärten Moll und Reuther. Sollte sich im Herbst eine Ratsmehrheit gegen die Sekundar- und für die Gründung einer zweiten Gesamtschule aussprechen, würden WfW und FDP einen Antrag auf Durchführung eines Bürgerentscheides stellen. Dafür wären 4000 Stimmen nötig. "Das dürfte kein Problem sein. Denn in der Stadt ist die Unzufriedenheit groß", erklärte Moll.

Dass die 23 von der Gesamtschule am Lauerhaas abgewiesenen Viertklässler, von denen die meisten eine Hauptschulempfehlung haben, nun von der Konrad-Duden-Realschule aufgenommen werden sollen, halten Moll und Reuther für falsch: "Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen." Hilfe erwartet Reuther vom Düsseldorfer Schulministerium. Denn schon seit Wochen informiert er Staatssekretär Matthias Richter über die aktuelle Entwicklungen in der Kreisstadt. "Er wird demnächst nach Wesel kommen, um sich vor Ort einen Eindruck von der Situation zu verschaffen und aufzeigen, welche Möglichkeiten es gibt", kündigt Reuther an. Allerdings habe Richter bereits deutlich gemacht, dass Entscheidungen über Schulgründungen in den Händen der Kommunen liegen. Von einer Wiederbelebung der Hauptschule haben sich WfW und FPD verabschiedet. "Daran brauchen wir nicht mehr denken. Das ist keine Alternative", sagt Moll. Reuther glaubt weiter an die Option einer Sekundarschule.

Unterdessen hält Grünen-Fraktionschef Ulrich Gorris trotz der heftigen Kritik am Linksbündnis an der Entscheidung fest, die 23 Schüler mit Hauptschulempfehlung an der Konrad-Duden-Realschule unterrichten zu lassen. Die Bezirksregierung werde per Ausnahmegenehmigung erlauben, dass an der Realschule länger als nur für zwei Jahre ein Bildungsgang Hauptschule eingerichtet wird, teilte Gorris gestern auf Anfrage mit. Mit drastischen Worten hat er darauf reagiert, dass die Realschule erklärte, die 23 Schüler nicht aufnehmen zu wollen. "Wenn eine Schule ihrer gesellschaftlichen Aufgabe, starke und schwache Schülerinnen und Schüler gleichermaßen zu fördern, nicht nachkommen kann, sollte sie aufgelöst werden", schreibt Gorris. "Wenn die Schüler mit Hauptschulempfehlung an der Realschule leiden, liegt das am Unwillen der Schulleitung und der Kollegen, angemessene pädagogische Konzepte zu entwickeln und umzusetzen." Fachlich könnten die Realschullehrer auch Hauptschüler unterrichten, weil die Ausbildung inzwischen gleich sei. Die Realschule habe als Kompromiss vorgeschlagen, 30 "gute Schülerinnen oder Schüler" der Gesamtschule anzunehmen und die Hauptschüler zur Gesamtschule zu schicken. Gorris sagt: "Für eine Gesamtschule mit dem Anspruch der Vielfältigkeit und der Repräsentation aller gesellschaftlichen Gruppen und Leistungsniveaus wäre das jedoch fatal."

(RP)
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