Hamminkeln Naturschützer bauen Krötenzaun auf

Hamminkeln · Bei Baumpflegearbeiten ist der Amphibienschutz entfernt worden. Naju-Helfer wollen ihn rechtzeitig erneuern.

 In wenigen Wochen sieht es wieder so aus am Fangzaun: Kleine Naturfreunde befreien gemeinsam mit Uwe Heinrich die Kröten aus den Eimern.

In wenigen Wochen sieht es wieder so aus am Fangzaun: Kleine Naturfreunde befreien gemeinsam mit Uwe Heinrich die Kröten aus den Eimern.

Foto: Loose

Baumpflegearbeiten erregen derzeit die Gemüter im Bereich Zum Weißenstein: Dort sind nicht nur Bäume und Sträucher auf den Stock gesetzt worden, auch der Amphibienschutzzaun musste weichen. Uwe Heinrich, Kindergruppenleiter bei der Naturschutzjugend (Naju), weiß, dass die Zeit jetzt drängt. Sobald die nächtliche Temperatur auf sieben Grad klettert, wandern Kröten, Frösche und Molche. 1600 Meter Amphibienzaun wollen bis dahin aufgestellt sein, je 800 Meter auf jeder Straßenseite. Die Kinder und Jugendlichen starten am kommenden Samstag mit der Arbeit.

50 bis 70 Zentimeter hoch müssen die Zäune sein, um die Tiere auf ihren Hochzeitswanderungen am Überqueren der Straße zu hindern. "Der Zaun war sieben Jahre alt und ist zwischendurch immer wieder repariert worden", erläutert Heinrich. "Jetzt wartet jede Menge Arbeit auf uns". Zunächst müssen die zehn bis 18 Kinder, Jugendliche und auch einige Erwachsene, eine Furche graben: Der Zaun, der aus Folie an Holzpflöcken besteht, muss in den Boden reichen, damit die Tiere nicht darunter hindurch kriechen. Sie wandern von Hamminkeln kommend in die Isselauen, zu den Laichgewässern. Von dort aus geht es später zurück - im Zweifel über die Straße - zu den Sommerlebensräumen.

Heinrich erläutert das Verhalten der Tiere: "Frösche und Molche bleiben länger im Wasser als Kröten und Grasfrösche", sagt er. Die Populationen in diesem Bereich sollen wachsen, früher wurden zahlreiche Tiere einfach überfahren. "Kröten bleiben gern auf der Straße sitzen", so der Fachmann. Es sind die Männchen, die an einem überschaubaren Platz auf Weibchen warten, um sich von ihnen Huckepack weiter zum Laichgewässer tragen zu lassen. Die Konkurrenz ist groß: Es gibt etwa achtmal mehr Männchen als Weibchen. So würden die werbenden Krötenjungs auf der Straße hocken bleiben, gäbe es nicht die Schutzzäne. Stoßen die Tiere auf das Hindernis, versuchen sie es zu umgehen. In regelmäßigen Abständen graben die Jugendlichen Eimer ein, in denen sich die Tiere sammeln. "Die Eimer werden täglich kontrolliert", sagt Heinrich, "die Tiere durchgezählt und registriert." Dann tragen die Jugendlichen sie über die Straße, und die Wanderung geht weiter.

In den Laichgewässern wandeln sich Eier in Kaulquappen und Kaulquappen in winzige Kröten oder Frösche. "Ein Krötenpaar hat im Leben zigtausende Nachkommen", sagt Heinrich, "die meisten überleben nicht. Es reicht ja auch ein Paar, um die Art zu erhalten." Damit das gelingen kann, baut die Naturschutzjugend den Schutzzaun wieder auf.

(sz)
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