Nach Windrad-Vorstoß der Grünen Nächster Streitpunkt im Städtekonflikt

Hamminkeln/Wesel · Der Vorstoß des Weseler Grünen-Fraktionschefs Ulrich Gorris für Windradbau an der A 3 erzürnt die FDP Hamminkeln. Die Hamminkelner Landwirte seien davon stark betroffen, Ackerbau sei schwerer möglich.

 A 3 zwischen Wesel und Hamminkeln. „Es ist unbestritten, dass der Seeadler in Büderich schützenswert ist. Ist der rote Milan in Hamminkeln weniger wert?“, fragt FDP-Chef Lackermann.

A 3 zwischen Wesel und Hamminkeln. „Es ist unbestritten, dass der Seeadler in Büderich schützenswert ist. Ist der rote Milan in Hamminkeln weniger wert?“, fragt FDP-Chef Lackermann.

Foto: Sebastian Peters

Erst die Debatte um den besten Standort für einen neuen A 3-Anschluss, nun die Debatte um Windräder: Die FDP in Hamminkeln kritisiert, dass die Politik in Wesel ihre Probleme zunehmend auf dem Rücken von Hamminkeln auszutragen versuche. Anlass ist der Vorstoß des Weseler Grünen-Fraktionschefs Ulrich Gorris, der angeregt hatte, neue Windräder an der A 3 auf Weseler Stadtgebiet in der Nähe zu Hamminkeln aufzustellen. Die Landwirte in Hamminkeln seien die Leidtragenden eines solchen Vorstoßes, heißt es in einer Stellungnahme des Hamminkelner FDP-Parteichefs Hermann Lackermann und der FDP-Fraktionschefin Silke Westerhoff. Die Abstandsregelungen würden zur Folge haben, dass in Wesel kaum ein Windrad stehen kann, Hamminkeln aber stark betroffen wäre.

Zum Hintergrund: In Wesel will das Unternehmen SL Naturenergie an einem Feld bei Ginderich ein neues 200 Meter hohes Windrad errichten. Problem: Dort lebt in der Nähe der Seeadler. Die neue Population der am Niederrhein lange Zeit verschwundenen Greifvögel könnte dafür sorgen, dass dem Bau eines Windrades an dieser Stelle die Genehmigung verwehrt wird. Grünen-Fraktionschef Ulrich Gorris aus Wesel sieht klaren Bestandsschutz für den Seeadler, sieht sich als Politiker aus Klimaschutzgründen aber gleichzeitig in der Pflicht, einen Alternativstandort für die Windräder zu benennen. Gorris brachte gegenüber unserer Redaktion deshalb den Standort Brüner Landstraße in Wesel ins Gespräch.

Die Hamminkelner FDP positioniert sich nun in den gegenwärtigen Konflikten um Autobahn und Windrad. Hermann Lackermann, Parteivorsitzender der FDP Hamminkeln, sagt: „Hier wird ein weiteres Problem auf Hamminkeln abgewälzt.“ Er rechnet vor, dass die A3 nur 1,7 Kilometer auf Weseler Stadtgebiet verläuft: an der B 70 in Fahrtrichtung Brünen gerade einmal 700 Meter auf der linken Seite und einen Kilometer auf der rechten.  Über Hamminkelner Stadtgebiet verliefen hingegen 15 Kilometer. Wenn man den Abstand der Windräder zueinander rechnet, könne auf Weseler Stadtgebiet deshalb kaum ein Windrad stehen. Über Hamminkelner Flächen würde durch den Plan von Gorris also kurzerhand mitverfügt, kritisiert Lackermann. Er merkt an, dass die Fundamente, auf denen Windräder stehen, für die nachfolgenden Generationen nicht mehr zu bewirtschaften seien, da sich enorme Mengen an Beton in der Erde befänden, die zurückbleiben, selbst wenn das Windrad auf der Oberfläche schon lange abgebaut ist. „Landwirte denken zuerst in Generationen, nicht in Euro“, sagt Lackermann mit Verweis darauf, dass Gorris auch auf die Wirtschaftlichkeit eines Windradbaus für die Landwirte hingewiesen hatte.  „Es ist natürlich unbestritten, dass der Seeadler in Büderich schützenswert ist. Ist der rote Milan in Hamminkeln aber weniger wert?“, fragt Lackermann.

Auch zur Debatte um den Autobahnanschluss zwischen Wesel und Hamminkeln nimmt die FDP Stellung. Die Liberalen verweisen darauf, dass mit Bau der Südumgehung der Verkehr auf der B 58 in Wesel stark steige, dass das neue Baugebiet „Am Schwan“ für weiteren Verkehr sorge. „Statt aber zum Beispiel über einen Ausbau der B 58 auf Weseler Stadtgebiet nachzudenken, soll den Bürgern von Hamminkeln gegen ihren Willen eine Autobahnauffahrt aufgezwungen werden“, kritisiert FDP-Fraktionschefin Silke Westerhoff. Selbst ein Verkehrsgutachten sehe den Bedarf für Hamminkeln nicht. „Dass durch die Autobahnauffahrt und die in diesem Zusammenhang diskutierte Ortsumgehung Brünen ein nicht unerheblicher Flächenfraß sowie Flächenversiegelung einhergehen, der existenzbedrohend für die betroffenen Landwirte ist, wird bislang in dieser Diskussion nicht erwähnt.“

(sep)
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