Hamminkeln Nabu will Tierfabrik stoppen

Hamminkeln · Gestern ist die Frist zur Offenlage der Pläne, in Nordbrock zwei Mastställe für 80 000 Hähnchen zu bauen, abgelaufen. 16 Einwender haben sich gemeldet. Mitte September gibt es einen Erörterungstermin im Rathaus.

Gestern ist die Offenlage des Antrages auf Errichtung einer Anlage zur "Mast von Broilern", wie es amtlich heißt, geschlossen worden. Nachdem sich anfänglich kaum jemand für die Pläne des Rindviehzüchters Erwin Völkner und seiner Tochter Sabrina in Nordbrock interessierte, waren bis wenige Stunden vor Ende der Frist im Weseler Kreishaus 16 kritische Stellungnahmen eingegangen. Mit denen muss sich die Verwaltung nun im weiteren Genehmigungsverfahren zum Bau der zwei Ställe für 80 000 Hähnchen auseinandersetzen.

Hamminkelns Beigeordneter Hans-Georg Haupt berichtete gestern von einer Unterschriftenliste von Anwohnern, die ihre Sorgen vor der industriellen Mastanlage äußern. Sie befürchten nicht nur Lärm und Geruch, sondern mehr noch, dass sich gefährliche Keime auch in benachbarten Ställen einnisten könnten.

Nabu: Laubfrosch nicht gesucht

Auch die Stadt und die Grünen haben sich kritisch zu den Investitionsplänen des Landwirtes gestellt (RP berichtete), weil Tierfabriken nicht in die niederrheinische Landschaft passen würden. Juristisch habe man aber nichts in der Hand, räumte Haupt ein: "Eigentlich ist der Gesetzgeber gefragt."

Die Nabu-Kreisgruppe hat gestern ihre Eingabe öffentlich gemacht. Klares Ziel: die Hähnchenmast zu verhindern, so Nabu-Sprecher Matthias Bussen, Mitglied im CDU-Ortsverband Hamminkeln. Er kritisiert, dass die vorgeschriebene "Artenschutzbegehung" an einem Wintertag stattgefunden hat. Ansonsten sei nach Aktenlage und Auskunft des Investors beurteilt worden. "Das ist fachlich völlig unzureichend", so Vogelkundler Bussen: "Da können nur ein paar Wintergänse angetroffen worden sein." So könnten hier zumindest Laub- und Moorfrosch sowie der Kammmolch als "planungsrelevante Arten" vorkommen. Außerdem sei das Naturschutzgebiet Dingdener Heide ganz in der Nähe. Auch ein nahe gelegenes, geschütztes Biotop seit außer Acht geblieben. Hier wachse die Schwaneblume und der Wassernabel – zwei Rote-Liste-Arten. Das einzigartige Refugium sei durch den Mastbetrieb bedroht. Der Nabu setzt auf ökologische Tier- statt auf Käfighaltung und Fütterung mit Tiermehlen – "Antibiotika und Hormone inklusive". "Viel gesünderes Fleisch durch artgerechte Tierhaltung, ist inzwischen relativ günstig", so Bussen: "Und es schmeckt gut."

(RP)
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